Blanche - Die Versuchung
nichts entging.
„Ja“, gab sie ebenso leise zurück. „Sehr sogar. Ist das normal?“
Nella lächelte und strich sich eine honigfarbene Locke hinters Ohr. „Alles, was einvernehmlich ist, ist okay, besonders , wenn es dir gefällt.“
„Hast du so was schon mal gemacht?“
„Harter Sex? Na klar . “ Dann kräuselte sie ihre Stirn . „Aber das ist eigen t lich nicht so mein Ding.“
Damit wäre das geklärt.
Obwohl sie es nicht zugeben wollte, fühlte Blanche sich etwas besser, nachdem sie das losgeworden war. Vielleicht war dieses Freundinnen-Ding am Ende doch nicht so übel.
Als sich die Türen hinter Blanche geschlossen hatten, wurde Beliar bewusst, wie knapp er davor gewesen war , ihrem ehemaligen Liebhaber das Leben r auszuquetschen.
Dazu musste er ihn nicht einmal berühren. Er griff mental nach seinem Herzen, fühlte den pochenden Rhythmus wie flüssiges Leben in seiner Handfläche. So warm. Und so gierig. Ein wenig Druck reichte, ihn in die Knie zu zwingen. Er würde diesen Schwächling wie einen Käfer zertreten. Was bedeutete ihm ein Menschenleben?
Nichts.
Zu seinem Bedauern sah Blanche das anders. Empfand sie womöglich noch etwas für diesen Sterblichen? Er hatte noch nicht den Raum betreten, da wusste er, wer dieser Mann war. Die Erinnerung an den beißenden G e stank auf seiner Gefährtin tauchte seine Welt abermals in blutiges Rot, das sich wie Lava durch sein Innerstes fraß. Ohne zu wissen , was er tat, begab er sich einmal mehr in Saetans Fänge, denn Hass wirkte wie ein Lockruf auf den dunklen Fürsten. Mit jedem Atemzug geriet er tiefer in einen Strudel aus schwarzer Glut, den er ab einem gewissen Punkt nicht mehr kontrollieren konnte. Er könnte ihn beseitigen, hier und jetzt. Oder auch später. Es wie einen Unfall aussehen lassen. Dass dieser Niemand es gewagt hatte, seine Bàn Lumez zu markieren, hatte ihn vor wenigen Stunden beinah e um den Verstand gebracht. Doch gerade den brauchte er, um Saetans Fallen zu e r kennen.
Wieder war es Blanche, die ihn aus der Dunkelheit geholt hatte. Ihre Stimme war wie ein Sonnenstrahl in sein Bewusstsein gedrungen, hatte ihn von seiner blinden Wut befreit. Der Tod ihres ehemaligen Liebhabers würde ihre Gefühle verletzen, darum durfte dieser Wicht leben. Vorerst.
Doch er befand sich auf dünnem Eis. Der Ausdruck auf seinem Gesicht, als er Blanche entdeckte, war Grund genug , ihn mit seiner eigenen Leber zu füttern. Deswegen hatte er seine Gefährtin auch küssen müssen. Sie war sein, seine Bàn Lumez. Wer sich zwischen sie stellte, würde dafür mit dem Leben b e zahlen.
Beliar schloss die Augen und atmete Blanches Mirabellenduft ein, der wie ein zartes Parfum in der Luft hing. An den giftigen Stachel der Eifersucht musste er sich noch gewöhnen. Dieses Brennen hatte dafür gesorgt, dass er zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit beinahe die Gewalt über sich verl o ren hatte. Dank seiner guten Ernährung konnte es nicht daran liegen, dass er schwach war. Bedeutete es umgekehrt, dass Saetans Kräfte wuchsen? Dann wäre nicht nur er, sondern auch Blanche in Gefahr – weil er zu einem Pro b lem wurde. Wie sicher wäre seine Gefährtin, wenn er zu einer Bestie mutie r te, die Saetan lenkte?
Der Gedanke, Blanche zu verlieren wie einst Æywyn, brannte Löcher in seine Magenwände. Sein nächster Gang würde ihn zu Miceal führen, am be s ten gleich nach diesem Nonsens-Meeting. Es gab Dinge, die duldeten keinen Aufschub, und dieses Treffen hatte bisher nur dem Mafiaboss g e nützt. Er verschwendete ihre Zeit.
Zoey öffnete den angelaufenen Hahn und spritzte sich eiskaltes Wasser ins Gesicht, um wieder klar denken zu können.
Er hatte ein Problem. Genaugenommen hatte er mehrere Probleme, aber um eines musste er sich sofort kümmern. Arziel tauchte mittlerweile zu jeder Tages- und Nachtzeit unangemeldet bei ihm auf, und behandelte ihn wä h rend ihrer Treffen, als wäre er seine Hure. Im übertragenen Sinn, denn Arziel war ein schwanzloser Workaholic .
„Saetan verlangt dies, Saetan will das, Saetan wird ungeduldig …“
Wen interessierte dieser Scheiß?
Im Grunde ging ihm dieser Wichser am Arsch vorbei, wenn er ihn in Ruhe arbeiten lassen würde. Doch offensichtlich wusste Arziel , dass er ihm nicht trauen konnte. Auf den Kopf gefallen war er jedenfalls nicht. Besetzt zu werden , war ein abartiges Gefühl, bei dem er sich am liebsten die Eing e weide auskotzen würde. Aber nicht einmal kotzen konnte er, wenn er bese s
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