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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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hustete noch einmal.
    »Alles okay?«, fragte sie.
    Jack nickte, hustete aber weiter.
    »Wie wär’s mit einer Suppe?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Tee?«
    Er nickte.
    »Alles, um mich loszuwerden, richtig?«, fragte Lizzie.
    »Ja.« Er lehnte sich zurück in seine Kissen.
    Als sie aus dem Zimmer ging, hustete er wieder.
    233
    46.
    ony war betrunken, als er nach Hause kam, aber nicht T betrunken genug, um nicht zu merken, dass sein Haus immer noch stockdunkel und leer war – und keinesfalls war er betrunken genug, um deswegen nicht stocksauer zu sein.
    Er schaltete das Licht ein, zog die Haustür hinter sich ins Schloss und torkelte ins Wohnzimmer. Das schnurlose Telefon in der Hand, versuchte er sich an die Nummer seiner Schwiegermutter zu erinnern, was ihm nicht gelang. Dann fiel ihm ein, dass Joanne ihre Nummer auf eine Kurzwahl-Taste gelegt hatte. Er drückte sie und ließ sich aufs Sofa fallen.
    »Hallo?« Sandra klang besorgt.
    »Sie ist nicht hier«, sagte Tony. »Ist sie bei dir?«
    »Tony, wo warst du denn?«
    Sie klang vorwurfsvoll. Der Grund war offensichtlich der, dass er sich nicht bei ihr gemeldet hatte – oder vielleicht auch, dass seine Aussprache etwas undeutlich war. Aber wenn ihn zu Hause weder Frau noch Kind erwarteten, warum sollte er dann nicht ein paar Bier trinken gehen?
    »Ist sie da?«, fragte er aggressiver als beabsichtigt.
    »Nein, und ich habe auch nichts von ihr gehört. Und du offensichtlich auch nicht. Langsam bekomme ich wirklich Angst, Tony. Ich finde, du solltest die Polizei anrufen.«
    »Das ist ein bisschen übertrieben.«
    »Finde ich nicht«, sagte Sandra.
    Er rutschte auf dem Sofa hin und her und versuchte sich etwas Beruhigendes einfallen zu lassen, das er sagen könnte, denn seine Schwiegermutter schien wirklich verängstigt zu sein. Jetzt, wo er darüber nachdachte, konnte er sich nicht erinnern, dass 234
    Joanne in der ganzen Zeit ihrer Ehe irgendwann einmal weggegangen war, ohne anzurufen oder eine Nachricht zu hinterlassen.
    »Ich dreh ’ne Runde durch die Wohnung. Mal sehen, ob sie nicht doch an irgendeinem idiotischen Platz einen Zettel hinterlassen hat.«
    »Okay«, sagte Sandra. »Danke, Tony.«
    Mit einiger Mühe erhob er sich vom Sofa, wanderte im Wohnzimmer herum, ging wieder in den Flur, dann in die Küche, und schaltete im Vorbeigehen weitere Lampen ein.
    »Da ist nichts«, verkündete er seiner Schwiegermutter.
    »Ruf die Polizei an«, sagte sie.
    Er taumelte zurück ins Wohnzimmer. »Warte mal ’nen Moment, Sandra. Erzähl mir, was Joanne gesagt hat, als sie dir Irina heute Morgen gebracht hat.« Er setzte sich wieder hin.
    »Geht es der Kleinen gut?«
    »Bestens. Keine Probleme. Sie liegt in meinem Bett und macht ein Schläfchen.«
    »Schön«, sagte er. »Also, hat Jo dir gesagt, mit wem sie sich treffen wollte?«
    »Sie war in Eile. Ich hab’s dir ja schon erzählt: Sie hat lediglich gesagt, sie wollte um die Mittagszeit zurückkommen.«
    Sandra hielt inne. »Tony, du hast doch etwas von einer Freundin gesagt.«
    »Ja, da war diese Frau, die beim Frühstück angerufen hat«, sagte Tony.
    »Hat Joanne dir ihren Namen nicht genannt?«
    »Nein.« Er versuchte sich den Morgen in Erinnerung zu rufen, so gut es in dem Bier- und Whiskeynebel möglich war, der ihm das Hirn vernebelte. »Nein, hat sie nicht. Sie hat sich ein bisschen seltsam benommen, das weiß ich noch … Sie sagte, sie wollte nicht hingehen, weil sie bügeln müsste. Ich sagte zu ihr, 235
    es würde ihr gut tun, mal rauszukommen. Das hab ich jetzt davon, dass ich sie aufheitern wollte.«
    »Sie muss doch irgendetwas über diese Frau gesagt haben«, beharrte Sandra.
    Er kramte noch einmal in seinem Gedächtnis, suchte nach irgendetwas, um dem hier ein Ende zu machen und ein bisschen Schlaf zu bekommen. »Die Bibliothek«, fiel ihm dann ein. »Sie hat die Frau in der Bibliothek kennen gelernt … Sie geht immer mit Irina in die Bibliothek.«
    »Aber einen Namen weißt du nicht?«, sagte Sandra.
    »Verdammt noch mal!« Tony verlor die Geduld. »Wie oft fragst du denn noch? Wenn ich geahnt hätte, dass sie vorhat, unsere Tochter bei dir abzuladen und sich den ganzen Tag und die halbe Nacht zu verpissen …«
    »Vielleicht ist ihr etwas passiert, verdammt!« Auch Sandra war wütend.
    »Wenn sie einen Unfall gehabt hätte, hätten wir’s erfahren.«
    »Du warst doch gar nicht zu Hause«, entgegnete Sandra. »Ruf wenigstens das Krankenhaus an.«
    »Welches?« Er wurde wieder freundlicher.

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