Blankes Entsetzen
was los war. Stattdessen trug er seinen neuesten zerknirschten Hundeblick zur Schau – er hätte sich ebenso gut HAB MITLEID auf die Stirn tätowieren lassen können. Aber Lizzie hatte kein Mitleid mehr für ihn übrig, nur Verachtung.
»Ich habe keine Schmerztabletten mehr«, sagte er.
»Ich dachte, du hättest jede Menge.«
»Offenbar nicht genug.«
»In Ordnung.«
Sie stieg aus dem Bett und zog ihren Bademantel an, dann ging sie ins Badezimmer, öffnete das Schränkchen und holte eine Packung Nurofen heraus.
Da hörte sie seine Schritte hinter sich.
Sie drehte sich um und sah ihn in der Badezimmertür stehen.
»Ich hätte sie dir doch herausgebracht.«
»Nicht nötig.« Er kam ins Bad und schloss die Tür hinter sich.
»Was tust du da?« Die Furcht traf sie wie ein Schlag. »Christopher, mach die Tür auf.«
»Hab keine Angst.« Im hellen Badezimmerlicht und vor den dunklen blauen Flecken, die sie umgaben, wirkten seine grauen Augen heller als gewöhnlich. »Du riechst wundervoll«, sagte er leise.
Lizzie machte einen Schritt zur Seite und ging dann rasch auf die Tür zu. Sie war fast sicher, dass er versuchen würde, ihr den Weg zu versperren. Aber dann hatte sie den Türgriff in der Hand und war raus aus dem Bad – und kam sich ziemlich dämlich vor.
»Die Tabletten?« Christopher kam hinter ihr ins Schlafzimmer und streckte die Hand aus.
»Hier.« Lizzie warf ihm die Packung zu, aber sie fiel auf den Boden.
Christopher blickte auf sie herunter. »Ich fürchte, ich kann mich im Augenblick nicht besonders gut bücken.«
Lizzie antwortete nicht, beugte sich nur hinunter, um die Tabletten aufzuheben, richtete sich wieder auf, nahm seine linke Hand und schlug ihm die Packung in die Handfläche.
»Danke«, sagte er.
»Gern geschehen.«
Er machte drei Schritte auf die Tür zu – die jetzt geschlossen war, wie Lizzie auffiel; er musste sie zugezogen haben, als sie vor ihm ins Bad ging –, dann blieb er wieder stehen.
Drehte sich zu ihr um.
»Sieh mich an«, sagte er.
»Geh ins Bett, Christopher«, befahl Lizzie.
»Nicht in mein Gesicht«, sagte er.
Gegen ihren Willen schaute sie hin, sah, was er wollte, das sie sah.
Wut ergriff sie.
»Verschwinde«, sagte sie.
»Ich will nicht verschwinden«, sagte er.
» Raus hier.« Lizzie trat auf ihn zu und legte ihm ihre ausgestreckte rechte Hand auf die Brust, um ihn wegzuschieben. »Verschwinde aus meinem Zimmer .« Mit wild hämmerndem Herzen lief sie an ihm vorbei und fasste nach dem Türgriff.
»Ich sagte dir doch«, Christopher drehte sich um, packte ihren Arm und hielt ihn fest, »ich will nicht gehen.«
»Lass mich los«, zischte sie. »Lass mich sofort los, oder ich schreie.«
»Nein, das tust du nicht.« Sein Gesicht war verzerrt, und ein Lächeln umspielte seine Lippen.
»Lass es darauf ankommen«, sagte sie.
Er zerrte ihren Arm zu sich – auf seinen Schritt zu.
»Wage es ja nicht!« Lizzie riss sich los und stieß ihn noch einmal, diesmal fester. Christopher fiel mit einem dumpfen Schlag gegen die Tür.
»Miststück«, fluchte er und wand sich vor Schmerz.
»Raus hier«, sagte sie noch einmal.
»Diesmal nicht.«
Er erholte sich und kam wieder auf sie zu. Lizzie wich zurück. Sie sah, dass seine Pupillen geweitet waren, und die Erinnerung an das letzte Mal kehrte wieder. Mit einem Schlag begriff sie, wie verrückt und unglaublich dumm sie gewesen war zu glauben, sie könne das hier kontrollieren, könne mit dem hier weiterleben, und sei es den Kindern zuliebe.
»Ich brauche ein wenig Trost, Lizzie«, sagte er.
»Such ihn dir woanders«, sagte sie. »Auf der Straße, wo auch immer.«
»Du bist immer noch meine Frau«, sagte er, und wieder schoss sein Arm mit einer abrupten Bewegung vor, um nach ihr zu grabschen.
»Nicht mehr lange.«
Sie blickte sich nach etwas um, das sie sich schnappen und als Waffe benutzen konnte, falls sie eine brauchte, aber da waren nur ein Buch und die Nachttischlampe, und die war als Waffe zu schwer und zu gefährlich: So wütend und verängstigt Lizzie auch war, sie wusste, dass sie den Kindern das nie antun konnte.
»Das ist nicht viel verlangt«, sagte Christopher und kam wieder auf sie zu.
Lizzie hob das Buch auf und schlug ihn damit fest auf die Schulter.
»Miststück«, sagte er wieder.
Er schubste sie, und sie stolperte gegen den Nachttisch. Während sie taumelte, stieß er sie wieder in den Leib, noch fester diesmal, und sie fiel aufs Bett.
»Nein!«, stieß sie mit schmerzerfüllter
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