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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Erinnerung, wie Jack Christopher mit seinem Rollstuhl rammte. Noch immer sah sie sein verzerrtes Gesicht, hörte seine schrecklichen, qualvollen Schreie, sah ihren Mann auf dem Boden kauern …
    Daran würde Jack sich erinnern. Dieses Bild würde er wieder und wieder vor sich sehen, wann immer er die Augen schloss.
    Und wie Christopher sie, Lizzie, aufs Bett drückte und ihr wehtat.
    Der Hauch von Erleichterung war verflogen, und nur Scham, Schuld und Schmerz blieben.
    Und entsetzliche Wut.
    Sie hatte nicht vorgehabt, lange zu schlafen, war sogar sicher gewesen, dass sie überhaupt nicht schlafen würde. Um vier Uhr morgens hatte sie noch immer wach gelegen, Schmerzen gehabt und die ganze Szene wieder und wieder durchlebt, aber kurz darauf war sie doch eingeschlummert. Als sie aufwachte, mit einem furchtbaren Schrecken und erdrückender Hoffnungslosigkeit, sah sie, dass es schon nach neun war.
    Sie zog ihren Bademantel an und ging ins Bad, wo die Erinnerung an ihn sie überfiel. Als sie sich das Gesicht mit kaltem Wasser wusch, spürte sie wieder einen stechenden Schmerz und fragte sich, ob Christophers letzter Stoß die innere Narbe, die sie von seiner letzten Vergewaltigung und der Operation zurückbehalten hatte, wieder aufgerissen hatte.
    Nicht jetzt, Lizzie.
    Sie ging zurück ins Schlafzimmer und hinaus in den Flur.
    Das Haus war leer, die Stille erdrückend.
    Gilly hatte ihr auf dem Küchentisch eine Nachricht hinterlassen: Ich fahre die Kinder in die Schule – auch Jack, denn er sagt, es geht ihm gut.
    Lizzies Augen füllten sich wieder mit Tränen.
    Die erste gute Nachricht des Tages.
    In Gedanken segnete sie Gilly, aber noch viel mehr segnete sie Jack und Edward für ihren Mut und ihre Stärke.
    Sie kochte Kaffee, trug ihn mit langsamen Bewegungen – sie fühlte sich wie eine alte Frau – zum Küchentisch und setzte sich. Auf dem Tisch lagen die Daily Mail und der Independent säuberlich gefaltet, doch sie würdigte die Zeitungen keines Blickes.
    Sie musste mit jemandem reden.
    Nicht mit Gilly, das hatte sie Jack versprochen. Auch nicht mit Angela, die ihren Glauben an Christophers Heiligkeit nie abgelegt hatte.
    Hilda Kapur fiel ihr ein, wurde aber ebenfalls rasch wieder verworfen. Es konnte sein, dass Hilda die Ärztekammer einschaltete, Christopher anzeigte und das Leid der Kinder noch verschlimmerte.
    Lizzie trank ihren Kaffee und stellte fest, dass die Normalität dieses Rituals ihr ein klein wenig Trost spendete.
    Robin Allbeury.
    Er war Anwalt. Zwar wollte sie ihn nicht als Anwalt sprechen, aber das bedeutete immerhin, dass er es gewöhnt war, zuzuhören und Ratschläge zu erteilen – und natürlich, Dinge vertraulich zu behandeln. Er war immer noch ein fast Fremder, aber das würde eine gewisse Distanz schaffen, die sicher gut war. Gleichzeitig aber war er inzwischen ein Freund geworden, und zwar mehr ihr Freund als Christophers, auch wenn er es gewesen war, der sie mit Allbeury bekannt gemacht hatte.
    Lizzie stellte ihre Tasse ab und suchte seine Nummer.
    Er war im Büro und ging direkt ans Telefon.
    Sie sagte ihm, sie müsse dringend mit ihm reden; was sie ihm zu sagen hätte, sei absolut vertraulich.
    »Das ist doch selbstverständlich«, versicherte Allbeury ihr. »Wo sind Sie, Lizzie?«
    »Noch in Marlow, aber ich komme in die Stadt.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte er.
    »Ich komme in Ihr Büro«, sagte sie. »Wenn es Ihnen recht ist.«
    »Ich erwarte Sie«, sagte Allbeury. »Fahren Sie vorsichtig, Lizzie.«

 
    Fall Nr. 7/220770
PIPER WADE, E.
    Kenntnisnahme/Prüfung
    Schwebend
    In Arbeit    
    Abgeschlossen

86.
    Erst als sie im Auto nach London unterwegs war, merkte Lizzie, wie ausgelaugt sie war. Als sie ihr Coupé dann kurz vor zwölf in der Bedford Row parkte, war sie fast zu erschöpft, um auszusteigen.
    Pure Willenskraft trug sie in die Empfangshalle von Allbeury, Lerman und Wren und half ihr, der jungen Frau hinter dem Schreibtisch ihren Namen zu nennen. Kaum hatte sie sich zu einem der Ledersessel geschleppt, stand auch schon Allbeury vor ihr. Er warf einen kurzen Blick auf sie und drehte sich zur Empfangsdame um.
    »Ich gehe aus«, sagte er ihr. »Würden Sie den anderen bitte Bescheid sagen?«
    »Natürlich«, sagte die junge Frau.
    Dann wandte er sich wieder an Lizzie, beugte sich zu ihr vor und sagte leise: »Schaffen Sie’s bis zu meinem Auto?«
    Lizzie brachte ein Lächeln zustande. »Ich bin gerade von Marlow hierher gefahren.«
    »Richtig«, sagte Allbeury.
    Mit festem

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