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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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waren, sodass die erschöpfte Lizzie in ihre Suite gehen und früh schlafen konnte.
    Verdiente Ruhe. Süßer, ungestörter Schlaf.
    Am vierten Tag errichtete Lizzie ihre Küche in der Fiori-Villa – viel kühler Ton, gewärmt durch Blumen und die Hitze des robusten Stahlherds, auf dem zu kochen eine wahre Wonne war und an dem sie Inspirationen aus Ligurien und dem alten Russland in einer Art kulebiaka vereinte: eingelegter Fisch in einer goldenen Teighülle in leichter Pilzrahmsauce.
    »Dürfen wir es diesmal essen?«, fragte Susan, der bereits das Wasser im Mund zusammenlief.
    »Sobald Bill fertig gefilmt hat«, sagte Lizzie.
    »Bill ist fertig«, sagte der Regisseur, »und könnte ein Kamel verschlingen.«
    »Kamel hab ich noch nie gekocht«, sagte Lizzie und sonnte sich in leisem Stolz, als das Team über ihren Fisch herfiel und ihn bis zum letzten Bissen aufaß.
    Als sie am nächsten Morgen erwachte, einem Ruhetag, war Christopher verschwunden. Auf seinem Kissen lag ein Zettel:
    Lass dir ruhig Zeit, Star. Ich bin mit den Kindern am Pool.
    Lizzie konnte es nicht ausstehen, wenn er sie so nannte. Auch wenn sie versuchte, es vor anderen, die diesen Ausdruck liebevoll und schmeichelhaft fanden, nicht zu zeigen, zuckte sie innerlich jedes Mal zusammen; zu präsent war eine andere Gelegenheit, als er sie so genannt hatte – damals, während er sie missbrauchte. Fick-Star, hatte er gesagt, einer seiner Lieblings-Kosenamen.
    An diesem Morgen war es natürlich nur ein Zettel ohne tiefere Bedeutung.
    Verdirb dir nicht den Tag, Lizzie.
    Sie dachte daran, noch eine Weile zu faulenzen und vielleicht im Bett zu frühstücken, merkte dann aber, dass sie eigentlich nichts anderes wollte, als bei den Kindern zu sein. Also duschte sie schnell, schlüpfte in Badeanzug, Strandkleid und Sandalen und warf noch einen Blick in den Spiegel, bevor sie nach unten zum Pool ging. Trotz der vielen Stunden, die sie tagsüber in geschlossenen Räumen verbrachte, entwickelte sie allmählich eine schöne Bräune.
    Sie sah Christopher zuerst; er saß rittlings auf einer Liege und trug eine dunkelblaue Badehose, eine Sonnenbrille und seinen breitkrempigen Strohhut. Er hatte seine Vorliebe für Hüte beibehalten. Zwar verzichtete er darauf, im Sommer Panamahüte aufzusetzen, weil Lizzie sie nicht mochte, doch in der Stadt trug er immer noch häufig Filzhüte, bei Spaziergängen auf dem Land einen Schlapphut, und von Oktober bis März hatte er regelmäßig seinen Favoriten auf dem Kopf oder in der Hand: ein inzwischen ziemlich zerbeultes Tweed-Exemplar, mit dem er sich ein wenig wie Rex Harrison fühlte.
    Er sah sie, nahm den Hut ab und winkte damit zuerst in ihre Richtung, dann zum Pool, um ihre Aufmerksamkeit auf Edward zu lenken, der gerade zu einem Kopfsprung ansetzte.
    Lizzie verharrte einen Moment, um ihren ältesten Sohn zu beobachten, dann lief sie auf Christophers Liege zu. Erst jetzt sah sie, dass Jack in seinem Rollstuhl gleich hinter seinem Vater saß, in einem weißen T-Shirt, Shorts und der coolen italienischen Designersonnenbrille, die er vor der Reise mit Lizzie in London gekauft hatte.
    »Hallo miteinander«, sagte Lizzie, als sie näher kam.
    Sophie, die zwei Liegestühle weiter hinten unter einem Sonnenschirm saß und sich mit einem Mädchen unterhielt, das ungefähr in ihrem Alter war, entdeckte ihre Mutter und winkte ihr zu. In ihrem pinkfarbenen Bikini und der Baseballmütze sah sie hinreißend aus, und Lizzies Herz zog sich vor Liebe zusammen.
    »Hi, Mom.« Jack entlockte seinem Rollstuhl ein träges Begrüßungsquietschen.
    »Hallo, Liebling«, sagte Christopher. »Warum schläfst du nicht mehr?«
    »Ich wollte bei euch Rasselbande sein.«
    Lizzie ließ ihre Tasche auf den Tisch zwischen ihrem Mann und ihrem Sohn fallen, gab Jack einen flüchtigen Kuss und drehte sich noch einmal zum Pool um, wo Edward mit einer Gruppe Jungen und Mädchen lachte.
    »Daddy hat gesagt, du würdest im Bett bleiben.« Sophie tauchte neben ihr auf.
    »Hallo, meine Hübsche.« Lizzie umarmte sie. »Hast du dich auch gut eingecremt?«
    »’türlich.«
    »Sie sieht nett aus.« Lizzie blickte zu dem Mädchen, mit dem Sophie sich unterhalten hatte.
    »Das ist Daniela. Sie ist Italienerin, aber sie spricht super Englisch.«
    »Ed springt wieder«, sagte Jack. »Guck, Mom.«
    Lizzie guckte, aber zu spät. Nur noch ein Sprühnebel aus Wasserspritzern zeigte, wo ihr älterer Sohn ins Wasser eingetaucht war. Sein schlanker, braungebrannter Körper glitt

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