Blankes Entsetzen
sexuelle Zurückhaltung im Vorfeld der Tour hatte ihre Besorgnis nicht gemildert, sondern sie im Gegenteil nervöser gemacht. Sie war überzeugt, dass er lediglich den rechten Augenblick und einen stimmungsvolleren Rahmen abwartete.
»Geht es dir gut, Lizzie?«, fragte Susan sie jetzt, als sie auf den Fahrstuhl zusteuerten.
»Ein bisschen müde«, sagte Lizzie und ermahnte sich wieder einmal, vorsichtiger zu sein.
»Wir haben den ganzen Tag frei«, verkündete Susan strahlend. »Es gibt hier einen Meerwasser-Pool, und das Essen soll göttlich sein.«
»Solange ich es nicht kochen muss«, bemerkte Lizzie.
Alle unangenehmen Gefühle waren wie weggefegt, als sie sich einer der Suiten näherte und die vor Aufregung erhobenen Stimmen ihrer Kinder hörte.
»Mami!« Sophie, barfuß und bezaubernd in ihrem hellblauen Strandkleid, sah sie zuerst und kam in ihre Arme gerannt.
»Hi, Mom.« Edward zog es aufgrund seines höheren Status als Zwölfjähriger vor, mehr Gelassenheit an den Tag zu legen, und schlenderte entspannt auf Lizzie zu. Seine nagelneue Canon baumelte um seinen Hals.
Lizzie schloss für einen Moment die Augen und ließ sich in den warmen Umarmungen ihres Ältesten und ihrer Jüngsten treiben. Dann machte sie sich von den beiden frei, um nach Jack zu schauen.
Er war an der Balkontür, mit dem Rücken zur Aussicht. Sein Gesicht lag teilweise im Schatten, doch Lizzie sah mit Erleichterung, dass er sein Nummer-Eins-Lächeln aufgesetzt hatte, wie sie es für sich nannte – das Lächeln, das jeden Millimeter seines Gesichts erhellte und erkennen ließ, dass er wirklich glücklich war; im Gegensatz zu seinem allzu häufigen Nummer-Zwei-Lächeln, das Lizzie sagte, dass der Junge sich unwohl fühlte oder sogar Schmerzen hatte, aber nicht wollte, dass jemand es merkte.
»Hi, Mom«, sagte er. »Gute Reise gehabt?«
Lizzie gab Sophie noch einen dicken Kuss, strich Edward übers dunkle Haar und ging durch das große Wohnzimmer zu Jack, der im Rollstuhl saß und mit seinem gestreiften T-Shirt und den Jeansshorts ziemlich cool aussah.
»Ich hatte eine prima Reise.« Sie beugte sich vor, um ihn zu umarmen. »Und du?«
»Nicht schlecht«, sagte er. »Nur dass Sophie sich im Flugzeug übergeben musste.«
»Hat sie?« Lizzie blickte über die Schulter, um ihre Tochter anzusehen, als Gilly mit einem Handtuch über dem Arm aus einem der Schlafzimmer kam.
»Hi, Gilly. Geht es dir gut?«
»Sehr gut, danke.«
»Ich hasse fliegen«, sagte Sophie.
»Aber jetzt geht es dir besser, nicht wahr, mein Schatz?« Lizzie sah es an den rosigen Wangen ihrer Tochter.
»Was für wundervolle Zimmer.« Gilly ging zu Jack an den Balkon und legte ihm leicht eine Hand auf die Schulter. »Und dieser Ausblick.«
»Es ist toll«, sagte Jack.
»Alle sind zufrieden, wie ich sehe«, sagte Christophers Stimme. »Hallo, Star.«
Lizzie drehte sich um und sah ihren Mann im Türrahmen stehen. Er trug Jeans und ein kurzärmliges weißes T-Shirt und sah umwerfend aus. In diesem Augenblick wünschte sie sich, wie so oft, einen Weg finden zu können, seinen Fehler zu beseitigen und sich nur auf das Gute in diesem Mann zu konzentrieren.
»Hallo, Christopher.« Sie ging zu ihm und küsste ihn auf die Wange, als er sich zu ihr herunterbeugte. »Wir sind alle sehr zufrieden, glaube ich. Du hast uns diesmal richtig verwöhnt.«
»Wo sind die anderen?« Er legte den Arm um sie.
»Susan wohnt zwei Stockwerke unter uns.« Lizzie entzog sich ihm diskret, setzte sich aufs Sofa und blickte Sophie an, die die Speisekarte des Zimmerservice studierte. »Komm her, erzähl mir von deiner Reise, Sophie.« Doch ihre Tochter ignorierte sie, und sie wandte sich wieder an Christopher. »Richard wohnt auch hier. Und ich glaube, Bill Wilson, der Regisseur, und seine Assistentin Gina kommen ebenfalls.«
»Was ist mit dem Rest des Teams?«, fragte Edward, der alles über Fernsehproduktionen verschlungen hatte, seit er von der Reise wusste.
»Sie wohnen in einem anderen Hotel«, sagte Lizzie und versuchte sich an den Namen zu erinnern.
»Hotel Paradiso«, soufflierte Christopher.
»Warum nicht hier?« Edward war enttäuscht, denn in seiner Fantasie hatte er bereits dicke Freundschaft mit Kameramännern und Tontechnikern geschlossen.
»Hier kostet’s zu viel Schotter«, erklärte Jack seinem Bruder.
»Ich hab Hunger«, meldete Sophie sich zu Wort.
»Ich auch«, sagte Jack.
Sophie kam mit der Karte zu ihr. »Daddy sagt, du wirst jetzt berühmt.«
»Das glaube
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