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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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auf dasselbe hinaus.« Er hatte sich wieder ein wenig beruhigt. »Es läuft auf etwas hinaus, das ich nie richtig verstanden habe. Aus welchem Grund – nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben – mein simples Bedürfnis nach dir, nach meiner Frau, etwas so furchtbar Schreckliches sein soll.« Er hielt inne. »Und selbst wenn es dir so entsetzlich erscheint, Lizzie – wenn es das einzige Schreckliche an mir ist, mit dem du dich hin und wieder abfinden musst, hast du doch sicher nicht allzu viel Grund zur Klage?«
    »Wegen dem hier, meinst du?« Sie sah sich in dem traumhaften Hotelzimmer um. »Oder wegen unserer zwei schönen Wohnungen?«
    »Ich glaube, wenn du ein bisschen toleranter wärst, ein bisschen weniger prüde, weniger frigide «, sagte Christopher, »würdest du vielleicht begreifen, für wie viele Dinge du im Grunde dankbar sein kannst, statt dir solche widerwärtigen, gegenstandslosen Anschuldigungen zusammenzuspinnen.«
    »Ich habe dich nicht beschuldigt«, sagte sie kühl. »Ich habe nur instinktiv reagiert, als ich sah, wie der Mann, der mich im Laufe der Jahre immer wieder missbraucht hat, meine halb nackte siebenjährige Tochter kitzelte.«
    » Unsere Tochter«, sagte er mit beinahe schriller Stimme. »Die ich über alles liebe.«
    »Ich weiß«, sagte Lizzie. »Und ich entschuldige mich, so überreagiert zu haben, besonders in der Öffentlichkeit. Und vor allem vor Sophie.«
    »Und Jack«, fügte Christopher hinzu.
    »Ich entschuldige mich aber nicht für meine Instinkte.«
    »Gott bewahre, dass du jemals ganz im Unrecht sein solltest.«
    »O nein, ich finde, ich mache sogar sehr viele Fehler«, sagte Lizzie.
    »Bei mir zu bleiben, meinst du.«
    In diesem Moment erkannte sie, wie sinnlos diese Unterhaltung war, und wie grauenvoll, und da sie wusste, dass Gilly und die Kinder sich allmählich fragten, wo sie blieb, beschloss sie, zu ihnen zurückzugehen, bevor Christopher es tat, und ging zur Tür.
    »Hast du genug?«, fragte er.
    »Mehr als genug.« Sie drehte sich noch einmal zu ihm um. »Aber nur für den Fall, für den unwahrscheinlichen Fall, dass mein Instinkt nicht vollkommen unbegründet war, solltest du eins wissen, Christopher.«
    »Und was?« Er klang bitter.
    »Falls du Sophie oder einem unserer anderen Kinder jemals auf irgendeine Weise Schaden zufügen solltest, werde ich dich töten.«

21.
    Novak teilte Clares ungutes Gefühl. Das war im Grunde auch gar keine Frage gewesen; schon an dem Abend, als sie ihm zum ersten Mal von der kleinen Irina erzählte, hatte er gewusst, dass er Clares Ansicht teilen würde. Wenn es eins gab, das er an seiner Frau mehr liebte als alles andere, war es ihre Empfindsamkeit.
    Er hatte Erkundigungen eingezogen und ein bisschen Zeit investiert, um die Patstons zu observieren.
    Der Ehemann, Tony, ein gut aussehender Mann, der wegen Körperverletzung vorbestraft war, arbeitete jetzt in seiner eigenen kleinen Werkstatt, Patston Motors, in einer kleinen Seitenstraße der North Circular. Er nahm sein – flüssiges – Mittagessen im Pub ein und trank generell zu viel Bier für jemanden, der mit potenziell gefährlichen Maschinen arbeitete. Gegen halb sieben machte er Feierabend, ging für eine, höchstens zwei Stunden heim in sein Reihenhaus und machte sich dann wieder auf den Weg zu seinem Stammpub – manchmal alleine, manchmal für eine längere Sitzung mit seinem Nachbarn.
    Joanne Patston, ebenfalls gut aussehend, aber offenkundig verängstigt, verließ das Haus niemals ohne das kleine Mädchen – das Kind, um das Clare und Maureen Donnelly sich solche Sorgen machten.
    Irina selbst, ein hübsches kleines Mädchen, zeigte keine äußeren Zeichen von Misshandlung, keine sichtbaren blauen Flecken, obwohl Novak natürlich wusste, dass es sie gab. Auffällig war jedoch, dass sie sich stets fest an die Hand ihrer Mutter klammerte; sie zeigte keine Spur von dem natürlichen, gesunden Freiheitsbedürfnis, das die meisten Vierjährigen besaßen.
    Sie war adoptiert – das hatte Novak ohne viel Mühe herausgefunden. Dann aber war er schneller als erwartet in eine Sackgasse geraten und hatte ebenso schnell seine Ermittlungen abgebrochen, um keinen unnötigen Wirbel zu machen.
    »Also, was meinst du?«, fragte er Robin Allbeury. Es war die zweite Woche im August. Novak saß auf der Terrasse des Anwalts, genoss den spektakulären Blick auf die Themse, trank ein kaltes Bier und wartete darauf, dass Allbeury seinen Bericht fertig las. »Kannst du da was

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