Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)
dann kommen die Fußballspieler vom Meer. Mittlerweile stand für Johannes fest, dass das Spiel stattfinden würde, und wenn alles glattging, standen die Chancen gar nicht schlecht, dass es nicht zur vollendeten Katastrophe werden würde. Doch er schwor sich, sobald dies alles vorbei wäre, würde er für immer verschwinden und nie wieder einen Fuß nach St. Peter am Anger setzen.
Als Johannes von seinen Vormittagserledigungen nach Hause kam, hörte er Ilse in der Küche von ihren neuen Vorhängen schwärmen, die sie gekauft hatte, da der Spielerbus der Paulianer am Haus der Irrweins vorbeifahren würde. Johannes war jedoch überrascht, wer da am Jogltisch saß und sich bereitwillig erzählen ließ, wie schwierig es gewesen sei, die Nähte zu säumen: Peppi. Ilse unterbrach sich, als sie Johannes bemerkte, schaltete den Ofen, auf dem eine Suppe köchelte, zurück und verließ den Raum.
»Ihr habts sicha wos Wichtigs zum Besprechn«, flüsterte sie und schloss die Tür hinter sich.
Eine Minute lang blickten sich Johannes und Peppi an, ohne etwas zu sagen. Johannes setzte sich ans andere Ende des Küchentisches, Peppi wackelte mit seinem Fuß.
»De Maria hat gestern Vorwehen g’habt.«
»Geht’s ihr gut?«
»Bahöl, de Frau Doktor hat g’sagt, s’wird nu dauern.« Johannes nickte. Wortlos blickten beide auf die Tischplatte. »Du kannst da gar net vorstelln, wie nervös i g’wesen bin. I hab auf amoi gar nimmer g’wusst, was i tun sollt. I wollt di anrufen, owa dann is mir eing’fallen, dass wir nimmer miteinander redn, oiso hab i de Frau Doktor ang’rufn.«
»Das war wahrscheinlich auch besser so.«
»Owa Johannes, drum geht’s net. Schau. Nachdem gestern de ganze Wehen-Sach ausg’standn war, hab i nach’dacht, und da bin i draufkommen, wie sehr mir unser Reden abgeht. Wir zwa sand voi verschieden, owa i find, mit dir kann ma wirkli gut redn. Oiso, samma wieder gut?«
»Mir tut es ja auch leid, Peppi. Ich bin total überarbeitet, mache mir Sorgen wegen des Spiels, und du weißt, wie viel mir die Simona bedeutet. Und sie dann beim Robert Rossbrand sehen, das war mir zu viel.«
»Johannes, zum hundertsten Mal, du verstehst des falsch. Der Robert war scheckerant wia immer, owa der is mit da Verena Kaunergrat zam. De Simona is do nur wegen dir kommen, des hat sie sofurt g’sagt, wia se einikommen is. Und hey, ohne ihr wär ma, wer weiß wo! I mein, oder glaubst, wir Naderanten hättn de Arbeit ohne ihr so schnell so guat g’schafft?«
Peppi lehnte sich zurück und begann von Simonas Auftritt bei dem Arbeitsgruppentreffen zu erzählen und wie sie in zehn Minuten alle Werbetexte verfasst hatte. Johannes biss auf seinen Lippen herum. Er hatte gar nicht daran gedacht, dass der Fortschritt in der Arbeitsgruppe nur dank Simona hatte zustandekommen können. Diese Gruppe bestand ja aus lauter Trödlern, aber in seiner Wut hatte er alles ignoriert, und nun tat es ihm so leid, dass er seinen Kopf am liebsten auf der Tischplatte zerschlagen hätte.
»Wo gehst’n hin?«, fragte Peppi, als Johannes wortlos aufstand und die Küche verließ.
»Ins Bett, schlafen, nie wieder aufstehen. Ich bin ein Vollidiot, Peppi.« Peppi hastete Johannes nach, der geknickt die Stiegen hochtrottete. Er packte ihn am Unterarm:
»Johannes, i weiß, wia wir sie wieder z’ruckkriegn! Ohne Schuarl!«
Der Mond war noch nicht zur Gänze aufgegangen, doch einige Sterne leuchteten eifrig über dem Fußballplatz, als gefiele ihnen, was in St. Peter vor sich ging. Johannes stand auf dem Spielfeld und blinzelte, während Peppi mit der neuen Flutlichtanlage herumexperimentierte. Damit das Unternehmen gelang, war das richtige Licht notwendig, daher hatte er Maria mitgebracht, die in der Mitte des Platzes stand und durch die Kamera blickte, vor deren Objektiv Johannes stand. Hinter Johannes, auf den Tribünen des Fußballplatzes, war die Blasmusik postiert und wartete, dass es losging. Johannes versuchte, nicht allzu viel zu denken, die ganze Situation war ihm so peinlich, dass er am liebsten im Boden versunken wäre, und vor allem ärgerte er sich, in der Schule nie beim Bühnenspiel mitgemacht zu haben.
»Wia is’n s’Licht hiazn?«, brüllte Peppi vom Fußballklubhaus, an dessen Außenwand das Board für die Flutlichtregler angebracht war, zu Maria, die durch die Kamera Johannes mit Blasmusik im Hintergrund beobachtete.
»Kannst du rechts nu a bisserl dunkler machn?«
Auch wenn Johannes von Peppis Vaterschaftsanspruch noch
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