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Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Titel: Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vea Kaiser
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blieb noch eine Weile auf dem Fußballplatz. Er betrachtete die Sterne und kam sich lächerlich vor. Vor allem aber fragte er sich, wie das alles in den letzten Wochen hatte passieren können. Stets hatte er sich vom Dorf ferngehalten, weil es ihm langweilig und stumpf erschienen war, und nun, da er am Dorfleben teilnahm, war sein Leben plötzlich aufregend geworden. Johannes schüttelte den Kopf und wunderte sich über die Welt. Er blickte nach oben, der Mond stand breit am Himmel, es war spät geworden. Er musste nach Hause gehen und die Begrüßungsrede des Bürgermeisters überarbeiten, die Speisekarte auf Fehler hin durchsehen und versuchen, vor dem großen Tag noch etwas zu schlafen. Johannes ging nach Hause, als stünde er auf einem Rollband. Als triebe ihn die Welt vor sich her.
    Maria schlief fest, während Peppi am Computer saß und über das Passwort für seinen YouTube-Account grübelte. Eine Zeit lang hatte er seine mit der Handykamera gefilmten Balltricks darauf hochgeladen, oder wenn er mit Robert und den anderen Dorfburschen irgendwelche Mutproben gemacht hatte. Er kratzte sich an der Augenbraue, bis ihm die Losung wieder einfiel. Peppi lud das Video hoch, versah es mit der Unterschrift verzweifled countryboy want very much geloved citygirl beck und postete den Link auf Simonas Pinnwand. Er drückte den Button gefällt mir und kommentierte sein Werk mit den Worten: I glaub, kein zweites Stadtmäderl auf der Welt hat jemals so a Liebeserklärung gekriegt.
    Dann lachte er sich ins Fäustchen, sah sich das Video nochmals an und kuschelte sich an seine Maria.

[Ein Dorf versteckt sich vor einem Krieg, Notizbuch IV]
    [13.4.] Hierauf ist es an der Zeit, von jener Maßnahme zu erzählen, die die Bergbarbaren vor dem Krieg in Sicherheit brachte und die von Alfred Gerlitzen eingeleitet wurde. [13.5.] Zuerst muß ich für ein besseres Verständnis noch etwas über den Zustand der Verwaltung der Alpenrepublik sagen: In den abgeschiedenen Winkeln der Alpenrepublik, wo die Bergbarbaren ihr einsames Leben führten, wurden die Erwähnungen davon, wie viele der Menschen starben und geboren wurden, wer wen heiratete und wie sich deren Leben entwickelte, bis in die zweite Hälfte des 20.   Jahrhunderts von den schreibkundigen Pfarrern erledigt. [13.6.] Nun hatten also der Bürgermeister Ebersberger und jener Alfred Gerlitzen den Plan gefaßt, St.   Peter am Anger vor allem Kommenden zu schützen, also brachten sie den Pfarrer mit ihrer Überredungskunst dazu, all seine Aufzeichnungen über das Dorf zu ändern, was dieser tat, da auch er in seinem Herzen ein Bergbarbare war, der am liebsten nichts mit der Welt zu tun hatte. [13.7.] Als einige Zeit später der Krieg ausbrach, den Alfred Gerlitzen vorausgesehen hatte, und man in der gesamten Alpenrepublik nach Männern suchte, die bereit waren zu kämpfen, war jener Verwalter aus der Behörde von Lenk, der den Pfarrer um dessen Personenstandsaufzeichnungen gebeten hatte, ganz überrascht, dort zu lesen, wie schlimm verschiedenste Seuchen dieses Dorf zugerichtet hatten. [13.8.] So habe er also gelesen, wird nun berichtet, daß viele der jungen Männer unbrauchbar aus dem Krieg zurückgekehrt seien, Kinder von der Tuberkulose dahingerafft oder übel entstellt worden seien, des weiteren sei die Spanische Grippe über den Ort hinweggezogen, und überhaupt habe dieses Dorf wohl an allem gelitten, was es in der Alpenrepublik je gegeben hätte und wovon Alfred Gerlitzen in seinem Radio gehört hatte. [13.9.] So wurde keiner der jungen Männer aus St.   Peter ins Heer geholt, und die Bergbarbaren rühmen sich dafür. Ich meine jedoch, ganz ohne die Übergabe größerer und kleinerer Summen an jenen Verwaltungsbeamten hätte dieser so etwas nicht geglaubt. [14.0.] Was also genau geschah, kann nicht abschließend geklärt werden, fest steht nur, daß der Krieg, der tatsächlich ausbrach, einen großen Bogen um St.   Peter am Anger machte. Die Bergbarbaren bestellten ihre Felder, gingen nicht mehr ins Tal und wunderten sich abends furchtvoll, wenn sie in weiter Ferne das Bombenleuchten sahen, das vom Angerberg aus wie kurioses Wetterleuchten anmutete. [14.1.] Dies war, so scheint mir, der Moment, der die endgültige Abwendung der Bergbarbaren vom Rest der Alpenrepublik bedeutete, denn erstmals teilten sie bewusst nicht die Geschichte des Landes, dem sie angeblich zugehörten. Ich persönlich glaube, die Zugehörigkeit zu einer Nation wird nicht durch Ethnie, Sprache oder

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