Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
ist mir nur wenige Sekunden zuvorgekommen«, warf Blair ein.
»Ja. Nun, ich bin ihm hinterhergerannt, und dabei hätte ich eigentlich dableiben und zu meinem Volk sprechen müssen. Aber ich lief ihm hinterher und hab ihm den Marsch geblasen. Dabei hatte er nur sein Möglichstes getan, um mich vor einem vielleicht tödlichen Fehler zu bewahren.
Das hat er mir auch gesagt, aber ich wollte es nicht hören. Und da hat er mir gezeigt, was hätte passieren können, weil ich nicht mehr stark genug war, mich gegen einen Angriff zur Wehr zu setzen. Mehr war es nicht.«
»Okay …« Blair suchte nach den richtigen Worten. »Wenn du damit zufrieden bist.«
»Es fällt einer Frau schwer, zufrieden zu sein, wenn sie erst auf diese Art und Weise geküsst und dann kalt abgewiesen wird.« Moira hob die Schultern. »Aber wir waren beide wütend. Ich werde mich nicht bei ihm entschuldigen, und ich glaube, er auch nicht bei mir. Wir machen einfach weiter und denken daran, dass es wichtigere Dinge gibt als Stolz und Wut.«
»Moira.« Glenna streichelte ihr über die Haare. »Hast du Gefühle für ihn?«
Als wollte sie in sich nachforschen, schloss Moira die Augen. »Manchmal scheint es mir so, als bestünde ich nur aus Gefühlen. Aber ich kenne meine Pflichten. Ich habe eingewilligt, das Schwert aus dem Stein zu ziehen. Zwar nicht morgen, weil wir morgen so viel zu tun haben, aber bis zum Ende der Woche. Ich habe meinem Volk gezeigt, dass ich eine Kriegerin bin, und bald schon, wenn die Götter es wollen, werde ich ihm eine Königin zeigen.«
Als Glenna und Blair das Zimmer verließen, blieb Moira im Sessel sitzen und blickte ins Feuer.
»Ich habe ihr etwas zum Schlafen gegeben. Hoffentlich wirkt es bald.« Glenna stieß die Luft aus und steckte die Hände in die Taschen.
»Das könnte kompliziert werden.«
»Was ist schon einfach? Ich hätte es kommen sehen müssen.«
»Vielleicht solltest du dir mal ein neueres Modell deiner Kristallkugel zulegen?«
»Hmm.« Gemeinsam gingen sie zu ihren Zimmern. »Sollen wir mit Cian darüber sprechen?«
»Ja, klar. Du zuerst.«
Halb lachend schüttelte Glenna den Kopf. »Okay, wir halten uns heraus – zumindest fürs Erste. Weißt du, eigentlich bin ich ein großer Verfechter von absoluter Aufrichtigkeit in Beziehungen. Aber ich glaube, darüber rede ich mit Hoyt lieber nicht.«
»Ich werde Larkin auch nichts sagen. Wir haben anderes im Kopf.«
Der Morgen war feucht und kalt, aber eine große Gruppe von Frauen fand sich auf dem Turnierplatz ein. Die meisten von ihnen trugen Hosen – braes, wie die Einheimischen dazu sagten – und Tuniken.
»Mehr als doppelt so viele wie gestern«, stellte Glenna fest. »Das hat Moira bewirkt.«
»Ja, sie hat gestern Abend einen Sieg errungen. Hör mal, ich nehme sie mir jetzt eine Stunde lang vor, und dann kannst du sie übernehmen. Ich möchte nämlich mit meinem Kuscheldrachen durch die Gegend fliegen. Ich will mir das Schlachtfeld anschauen und mich vergewissern, dass die Siedlungen in der Umgebung geräumt worden sind. Und mittlerweile sollten auch die Fallen schon errichtet sein.«
»Ein weiterer Tag im Paradies. Na ja, ich glaube, wir sollten uns besser nach drinnen begeben.«
Glenna stemmte die Hände in die Hüften und drehte sich um. »Mal sehen, ob wir irgendwo einen geeigneten Raum finden.«
»Warum?«
»Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest, es regnet.«
»Ja, das ist mir nicht entgangen, schließlich tropft mir ständig das Wasser aus den Haaren. Aber wir wissen ja nicht, welches Wetter an Samhain sein wird, und da sollten sich die Frauen besser schon mal daran gewöhnen, sich im Schlamm zu wälzen.«
Glenna warf ihr einen zweifelnden Blick zu, aber Blair stieß sie freundschaftlich in die Seite. »Na los, Soldat.«
Am Ende der Stunde war Blair schmutzig, ein wenig angeschlagen und in hervorragender Stimmung. Das Training hatte ihr gutgetan.
Sie machte sich auf die Suche nach Larkin, blieb jedoch abrupt stehen, als sie seine Mutter und seine Schwester auf sich zukommen sah.
Na, großartig, dachte sie. Sie war verschwitzt und schlammverkrustet und traf in diesem Zustand auf die Mutter des Mannes, mit dem sie ins Bett ging. Heute war wohl ihr Glückstag.
Da sie sich nirgendwo verstecken konnte, wappnete sie sich. »Guten Morgen.«
»Euch auch einen guten Morgen. Ich bin Deirdre und das ist meine Tochter Sinann.«
Beinahe hätte Blair die Hand ausgestreckt, besann sich jedoch noch im letzten Moment. Stattdessen
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