Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
Samhain haben wir für jeden Mann und jede Frau in Geall Waffen.«
»Gut. Das brauchen wir auch. Kannst du dich von hier fortstehlen?«
Er rieb ihr mit dem Finger den Schlamm von der Wange. »Was hast du vor?«
»Wir müssen ein bisschen herumfliegen. Das Wetter ist zwar nicht so besonders, aber ich kann nicht auf Sonnenschein und Regenbogen warten. Ich muss mir das Schlachtfeld ansehen, Larkin, um einen Eindruck zu bekommen.«
»Gut.« Er zog sich seine Tunika über und sagte etwas zu den Männern in schnellem Gälisch.
»Sie kommen auch ohne mich zurecht.«
»Hast du Moira heute Morgen schon gesehen?«
»Ja. Wir hatten eine hitzige Auseinandersetzung, sind uns aber letztendlich einig geworden. Sie ist in die Stadt gegangen, um mit den Händlern zu sprechen, damit wir mehr Pferde, Wagen, Proviant und was sonst noch auf ihrer Liste steht für die nächsten Wochen bekommen.«
»Eine gute Idee. Gut ist auch, dass sie sich nach gestern Abend sehen lässt, denn mittlerweile weiß ja wohl jeder Bescheid.«
Als Blair ins Schloss ging, um sich zu waschen, überlegte sie, dass Aufgaben wie Einkäufe, Listen schreiben und Vorräte anlegen von Frauen wie Deirdre und Sinann übernommen werden konnten. Auf diese Weise wäre die gesamte königliche Familie nach außen hin sichtbar.
Sie wusch sich den Schmutz ab, schlüpfte in ein frisches Hemd und schnallte sich ihre Standardwaffen um.
Larkin wartete im Hof schon auf sie. »Ich habe etwas für dich«, sagte sie. Sie ergriff den Gurt, den sie auf den Boden gelegt hatte, und steckte die Scheiden für sein Schwert und seinen Pflock in die dafür vorgesehenen Halterungen. »Das habe ich für dich gemacht, damit du deine Waffen immer bei dir tragen kannst, wenn du die Gestalt veränderst.«
»Oh, das ist ja wundervoll!« Er grinste wie ein Kind, das ein glänzendes rotes Auto geschenkt bekommen hat. »Das war sehr umsichtig von dir, Blair.« Er gab ihr einen Kuss.
»Verwandle dich, dann können wir ihn ausprobieren.«
»Ich schulde dir ein Geschenk.« Er küsste sie noch einmal.
Nachdem er seine Gestalt gewandelt hatte, legte Blair den Gurt über seinen Körper und zurrte ihn fest. »Ich will mich ja nicht selber loben, aber nicht schlecht.« Sie setzte sich auf ihn. »Dann lass uns fliegen, Cowboy.«
Es war immer wieder aufregend für sie. Selbst im Regen genoss sie den Flug. Es war ein so unmittelbares Erlebnis, dass sie dachte, sich nie wieder mit einem Flugzeug zufrieden geben zu können.
Der Regen ließ nach, und als die Sonne durch die Wolken brach, sah sie den Regenbogen. Die zarten Farben
schienen durch den Dunst zu tropfen. Larkin flog genau darauf zu, sodass der Regenbogen wie ein Tor vor ihnen lag. Die Farben wurden immer leuchtender und schienen zu schimmern wie nasse Seide. Eine Art Fanfare ertönte, ein fröhlicher Klang, und plötzlich war der Himmel voller Drachen.
Blair stockte der Atem, er entwich ihren Lungen, als die wunderschönen geflügelten Wesen neben und vor ihr auftauchten. Sie leuchteten in allen Regenbogenfarben, wie sie feststellte, smaragdgrün, rubinrot und saphirblau. Larkins Körper erzitterte, als er ihren Ruf erwiderte, und dann drehte er den Kopf und grinste über das ganze Gesicht.
Sie flog mit einer Herde von Drachen. Der Wind von ihren Flügelschlägen strich ihr über Gesicht und Haare und blähte ihren Mantel, während sie durch den Regenbogenhimmel flogen. Spielerisch umkreisten die anderen Drachen sie, und auch Larkin ließ sich von ihren Flugkünsten anstecken, während Blair sich vor Begeisterung schreiend am Gurt festhielt.
Und dann waren sie schließlich wieder alleine. Überwältigt drückte sie die Wange an seinen Hals. Sie dachte daran, dass er gesagt hatte, er schulde ihr ein Geschenk. Jetzt hatte er ihr etwas unendlich Wertvolles geschenkt.
Sie flogen jetzt durch den Sonnenschein, und nur gelegentlich wurden sie von einem Regenschauer überrascht. Unter ihnen lagen kleine Dörfer oder Ansiedlungen, sie sah schmale Straßen, Flüsse und bewaldete Flecken.
Vor ihnen befanden sich die Berge, dunkel und von Nebelschwaden umgeben. Irgendwie wirkten sie unheilvoll.
Und dann hatten sie das Tal erreicht, wüstes, felsiges Land. Ein Schauer durchrann sie, als sie auf das Gelände blickte, das sie so häufig in ihren Träumen schon gesehen hatte.
Hierhin drang kein Sonnenstrahl. Es war, als ob die Schluchten und Spalten das Licht aufsaugten, als ob die Gräser, die sich wie Speere zwischen den Felsen emporkämpften,
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