Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
schließlich das Schwert in die Brust.
Um Blair herum ertönten Schreie, und an einigen Stellen brach Panik aus, aber sie achtete nicht darauf, sondern verfolgte gebannt den Kampf.
Der Vampir hielt die Hand vor seine Wunde und nahm das Blut zu sich. Hinter Blair fiel jemand in Ohnmacht.
Wieder kam er auf Moira zu, aber dieses Mal sah er ihren Schlag voraus und verletzte sie am Arm. Sie taumelte zurück und wehrte den nächsten Schlag zwar ab, wurde aber unaufhaltsam in die Nähe des zweiten Vampirs gedrängt. Blair hob die Armbrust, bereit ihr Wort zu brechen.
Aber Moira machte eine Rolle seitwärts und trat ihn mit beiden Beinen mit einer solchen Wucht, das Blairs Herz sang.
»Braves Mädchen, braves Mädchen. Und jetzt mach ihn fertig. Hör auf herumzuspielen.«
Aber Moira kannte kein Maß und kein Ziel mehr. Sie verletzte den Vampir an der Schulter und wich wieder zurück, statt ihm den tödlichen Hieb zu verpassen.
»Wie lange hat sie gelebt?«, wollte sie wissen. »Wie lange hat sie gelitten?« Obwohl ihre Hand von ihrem eigenen Blut triefte, wehrte sie seine Schläge ab.
»Länger als du leben wirst oder der Feigling, der dich gezeugt hat.«
Er nutzte ihren Schock aus, um anzugreifen, aber als sie den Schmerz an der Seite spürte, holte sie instinktiv aus und schlug ihm den Kopf ab.
Dann sank sie, von unaussprechlicher Trauer erfüllt, plötzlich auf die Knie. Als sie sich schließlich wieder erhob, wandte sie sich an Blair. »Mach den anderen los.«
»Nein, das ist genug, Moira. Jetzt ist es genug.«
»Das habe nur ich allein zu entscheiden.« Sie trat zu Blair und riss ihr den Schlüssel aus dem Gürtel. »Nur ich allein.«
Es wurde totenstill, als sie wieder über den Platz ging. Die Augen des Vampirs leuchteten auf, als sie auf ihn zutrat. Hunger und die Lust auf das, was folgen sollte.
Und dann flog ein Pfeil heran und traf ihn ins Herz.
Außer sich vor Wut über den Verrat wirbelte Moira herum. Aber es war nicht Blair, die den Bogen hielt. Es war Cian. Er warf ihn zu Boden.
»Genug«, sagte er und ging fort.
17
Moira zögerte keine Sekunde. Sie ging nicht wieder zur königlichen Loge, um ihren Platz einzunehmen, sondern lief ihm hinterher. Noch im Laufen hörte sie, wie Larkin stark und klar seine Stimme hob. Er würde sie vertreten, und das musste genügen.
Sie hielt immer noch ihr blutiges Schwert in der Hand, als sie Cian einholte.
»Wie kannst du es wagen? Warum hast du dich eingemischt?«
Er ging einfach weiter über den Hof. »Ich nehme keine Befehle von dir entgegen. Ich bin keiner deiner Untertanen, nicht von deinem Volk.«
»Du hattest kein Recht dazu.« Sie versperrte ihm den Weg, als er das Schloss betreten wollte. In seinem Gesicht stand kalte Wut.
»Ich schere mich nicht um Rechte.«
»Konntest du es nicht ertragen, zuzusehen, wie ich einen von ihnen bekämpfe, quäle und vernichte? Konntest du den Gedanken nicht ertragen, dass ich auch noch einen zweiten besiege?«
»Wie du meinst.«
Er drängte sich nicht an ihr vorbei ins Schloss hinein, sondern wandte sich einfach ab und ging weiter den Hof entlang. »Du drehst mir nicht einfach den Rücken zu.« Sie baute sich vor ihm auf und hielt ihm die flache Schwertklinge vor die Brust. Heiße Wut kochte in ihr. »Du bist hier auf meinen Wunsch hin, weil ich es erlaube. Du bist hier nicht der Herr.«
»Das hat aber nicht lange gedauert, bis du die Maske fallen lässt, was? Hör mir gut zu, Prinzessin: Ich bin hier, weil ich es wünsche, und deine Erlaubnis ist nichts für mich und meinesgleichen. Und jetzt benutz dieses Schwert oder lass es sinken.«
Moira warf es beiseite, sodass es klappernd auf die Steine fiel. »Ich allein hatte das Recht, es zu tun.«
»Das Recht, vor einer brüllenden Menge zu sterben? Du bist ein bisschen zu klein für einen Gladiator.«
»Ich wäre …«
»Die letzte Mahlzeit für einen hungrigen Vampir gewesen«, fuhr Cian sie an. »Du hättest gegen den zweiten nicht bestehen können. Vielleicht, nur vielleicht, hättest du eine winzige Chance gegen ihn gehabt, wenn du ausgeruht und nicht verwundet gewesen wärst. Aber Blair hat dir für den Anfang den Kleineren ausgesucht, weil er dir die Möglichkeit bot, deine Demonstration durchzuführen. Und es ist dir ja gelungen, also gib dich doch damit zufrieden.«
»Du glaubst also, du weißt genau, wozu ich fähig bin?«
Er drückte mit zwei Fingern die Schnittwunde an ihrer
Seite zusammen und ließ sie wieder los, als sie kreidebleich wurde
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