Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
unter Schmerzen gelernt hatte. »Also trainierte er mich, und Mick durfte Baseball spielen. Das war der Grund für sein Lächeln gewesen. Erleichterung. Freude. Mick hatte nie gewollt, was mein Vater für ihn wollte. Er hat mehr von unserer Mutter in sich. Als sie ging und sich scheiden ließ, nahm sie Mick mit, und ich blieb bei meinem Vater. Mehr oder weniger bekam ich letztlich, was ich wollte.«
Sie erstarrte, als Larkin ihr den Arm um die Schultern legte, aber als sie sich von ihm lösen wollte, hielt er sie umso fester. »Ich kenne deinen Vater oder deinen Bruder nicht, aber ich weiß ganz genau, dass ich lieber hier mit dir als mit einem von ihnen sein möchte. Du kämpfst wie ein Racheengel. Und du riechst gut.«
Überrascht lachte sie auf, und dann lehnte sie sich entspannt an den Felsen, seinen Arm um ihre Schultern.
3
Auf den Klippen war der Kreis gezogen. Ab und zu hörte man das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos auf der Straße darunter. Aber hier ging niemand spazieren, um zu fotografieren oder die schöne Aussicht zu genießen.
Vielleicht, dachte Hoyt, taten die Götter ja, was sie konnten.
»Es ist so klar heute.« Moira blickte zum Himmel. »Kaum ein Wölkchen.«
»So klar, dass man übers Meer bis nach Gaillimh sehen kann.«
»Galway.« Glenna sammelte all ihre Kraft und ihren Mut. »Ich wollte schon immer mal dorthin und mir die Bucht anschauen.«
»Ich auch.« Hoyt ergriff ihre Hand. »Das machen wir nach Samhain. Jetzt wollen wir erst einmal suchen und finden. Bist du dir des Ortes sicher, an die du diejenigen schicken willst, die wir transportieren können?«
Glenna nickte. »Ja.« Sie ergriff Moiras Hand. »Konzentrier dich«, sagte sie zu ihr. »Und sage die Worte.«
Sie spürte die Macht, die von Hoyt ausging, wie ein leises Grollen, und sie ging darauf zu und zog Moira mit sich.
»An diesem Tag und in dieser Stunde rufe ich die heilige Macht der Göttin Morrigan an und bitte sie, uns ihre Gnade und Tapferkeit zu gewähren. In deinem Namen, Mutter, möchten wir sehen, und wir bitten dich, uns ins Licht zu führen.«
»Herrin«, sagte Hoyt, »zeig uns die, die unter diesem Boden gegen ihren Willen festgehalten werden. Hilf uns zu finden, was verloren ist.«
»Blende die Bestie, die töten will.« Moira bemühte sich um Konzentration, als die Luft um sie herum zu wirbeln begann. »Nicht Unschuldige sollen den Preis bezahlen.«
»Göttin und Mutter«, sagten sie gemeinsam, »vereine unsere Macht, bring ans Licht, was gefangen ist in der Nacht. Wir suchen und wir sehen, und wie du willst, soll es geschehen.«
Dunkelheit, Schatten und faulige Luft, die nach Tod und Verwesung stank. Kein Lichtschimmer auf den Gestalten in der Finsternis. Sie hörten heftiges Weinen, das menschlich klang, und das Stöhnen und Seufzen derer, die keine Tränen mehr zu vergießen hatten.
Sie schwebten durch das Gewirr der Tunnel, spürten die Kälte, als ob sie leibhaftig dort entlanggingen. Und sie erschauerten vor dem, was sie dort sahen.
Käfige, drei nebeneinander und vier aufeinander gestapelt, in einer Höhle, die in giftiggrünes Licht getaucht war. Sie sahen die Blutlachen auf dem Boden, die Gesichter der vor Entsetzen wahnsinnig Gewordenen. Und während sie noch hinschauten, entriegelte ein Vampir einen der Käfige und zerrte eine Frau heraus. Sie gab nur noch einen klagenden Laut von sich, und ihre Augen wirkten bereits tot.
»Lora hat Langeweile«, sagte er und zog sie über den schmutzigen Boden an den Haaren hinter sich her. »Sie will etwas zum Spielen.«
In einem der Käfige begann ein Mann gegen die Stäbe zu schlagen und zu schreien. »Ihr Schweine! Ihr Bastarde!«
Eiskalte Tränen rannen Glenna über die Wangen.
»Hoyt.«
»Wir versuchen es. Der, der da schreit. Er ist stark, vielleicht schafft er es. Sieh ihn an. Sonst darfst du nichts sehen.«
Weil sie den Zauberspruch genauso brauchte wie das, was sie sah, begann Glenna die Worte zu sprechen. Moiras Stimme fiel ein.
Und der Boden bebte.
Larkin sang. Ein Lied über eine schwarzhaarige Maid aus Dara. Blair hörte ihm gerne zu; er hatte eine klare, schöne Stimme. Und das Lied zusammen mit dem stetigen Rauschen des Meeres und den warmen Sonnenstrahlen beruhigte sie.
Außerdem war es zur Abwechslung auch einmal ganz schön, beim Warten einen Gefährten zu haben. Normalerweise wartete sie allein.
»Du hast das kleine Ding nicht dabei, oder? Das kleine Ding mit der Musik darin?«
»Nein, tut mir leid. Wenn ich mal
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