Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
wieder Gelegenheit dazu habe, kaufe ich mir solche Oakley Thumps, das ist eine Sonnenbrille mit eingebautem MP3-Player.« Sie deutete mit den Händen die Umrisse der Brille auf ihrem Gesicht an, und dabei ging ihr durch den Kopf, dass Larkin damit auch echt scharf aussähe. »Also eine Sonnenbrille, in der das kleine Ding mit der Musik ist.«
»Du kannst die Musik im Gesicht tragen?« Er strahlte sie an. »Das ist wirklich eine Welt voller Wunder.«
»Von Wundern weiß ich nichts, aber sie ist voller Technologie. Ich wünschte, ich hätte den MP3-Player mitgebracht.« Musik wäre einfacher als die Gespräche. Schließlich war sie daran gewöhnt, alleine zu warten, verdammt noch mal. Und nicht mit einem Begleiter, der ihre Lebensgeschichte hören wollte.
Es machte sie ganz nervös.
»Ja, das wäre gut. Ich fände es schön, wenn ich meine Pfeife hätte.«
»Pfeife?« Sie warf ihm einen erstaunten Blick zu. Eine Pfeife passte gar nicht zu diesem goldenen irischen Gesicht. »Du rauchst Pfeife?«
»Rauchen? Oh, nein.« Lachend hob er die Hände und wackelte mit den Fingern vor seinem Mund. »Ich spiele darauf. Ab und zu jedenfalls.«
»Ach so. Okay.« Seine Augen hatten die Farbe von gutem, dunklem Honig. Mit Oakleys sahen sie bestimmt toll aus, dachte sie, aber eigentlich wäre es eine Schande, diese Augen hinter einer Sonnenbrille zu verstecken. »Das passt besser zu dir.«
»Spielst du etwas? Musikalisch, meine ich.«
»Ich? Nein. Ich hatte nie die Zeit, ein Instrument zu lernen. Schlagzeug mit Vampiren vielleicht.« Sie stieß ihre Fäuste in die Luft.
»Na ja, dein Schwert singt auf jeden Fall.« Er versetzte ihr einen freundschaftlichen Stoß gegen die Schulter. »Ich weiß nicht, ob ich so etwas jemals schon gehört habe. Und das hier wäre ein großartiger Ort für einen Kampf, finde ich.«
Er trommelte mit den Fingern rhythmisch auf seinen Schwertknauf. »Das Meer, die Felsen, die helle Sonne. Ja, ein feines Fleckchen.«
»Klar, wenn es dir gefällt, keinen Fluchtweg zu haben oder auf glitschigen Felsen auszurutschen und zu ertrinken.«
Er warf ihr einen mitleidigen Blick zu und seufzte. »Die dramatische Atmosphäre entgeht dir vollkommen. Können Vampire überhaupt ertrinken?«
»Nein, eigentlich nicht. Sie … Hast du das auch gespürt?« Sie richtete sich auf, als die Erde unter ihr zu beben begann.
»Ja. Vielleicht beginnt der Zauber zu wirken.« Er zog
sein Schwert und musterte prüfend die Felswand. »Vielleicht tauchen ja jetzt die Höhlen dahinter auf.«
»Du gehst aber nicht hinein. Du hast dein Wort gegeben.«
»Ich halte mein Wort.« Zornig verzog er das Gesicht. Das war jetzt der Soldat und nicht der Flöte spielende Bauer. »Aber wenn einer von ihnen auch nur ein bisschen seinen Kopf herausstreckt … Siehst du etwas? Ich sehe gar nichts.«
»Nein. Es hat sich nichts geändert. Ich finde, das Zaubertrio auf den Klippen hat jetzt Zeit genug gehabt, um etwas zu tun.« Sie behielt die Hand an dem Pflock in ihrem Gürtel, als sie sich so weit wie möglich an die Brandung heranwagte. »Von hier aus kann ich nichts sehen. Kannst du dich nicht mal in einen Vogel verwandeln? In einen Falken oder so etwas, um es dir mal von oben anzusehen?«
»Ja, natürlich kann ich das, aber ich möchte dich nicht gerne hier unten allein lassen.«
Gereizt erwiderte sie: »Ich stehe hier im Sonnenschein, die Vampire können gar nicht herauskommen. Außerdem arbeite ich schon lange alleine. Besorg mir jetzt mal einen Überblick über die magischen Arbeiten. Ich möchte gerne wissen, wo wir stehen.«
Er konnte ja schnell machen, dachte er. Innerhalb weniger Minuten konnte er die Aufgabe erledigt haben. Und vom Himmel aus konnte er ja auch ein Auge auf sie haben.
Also reichte er Blair sein Schwert und dachte an den Falken. An seine Gestalt, seinen scharfen Blick und sein Herz. Licht drang schimmernd in ihn, überflutete ihn. Seine Arme wurden zu Flügeln, seine Lippen zu einem Schnabel, und als die Krallen wuchsen, empfand er einen
plötzlichen, atemlosen Schmerz. Und dann war da nur noch Freiheit.
Er stieg auf, ein goldener Falke, der mit einem Triumphschrei über Blair kreiste.
»Wow.« Bewundernd blickte sie ihm nach, wie er kraftvoll und majestätisch davonflog. Sie hatte schon vorher erlebt, wenn er sich verwandelt hatte, hatte ihn in der Schlacht geritten, als er die Gestalt eines Pferdes angenommen hatte. Und doch erstaunte es sie immer wieder aufs Neue. Es war so sexy.
Der Boden schwankte
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