Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
verstehe, hast du mich extra geweckt, um mir mitzuteilen, dass ihr nach Kerry geht, um in den Höhlen herumzustochern?«
»Wir wollten nicht, dass du aufwachst und feststellst, dass wir alle weg sind.«
»Einer meiner schönsten Träume.« Cian machte eine abschätzige Handbewegung. »Anscheinend hat der gute, blutige Kampf von letzter Nacht der Jägerin nicht gereicht.«
»Es ist strategisch gut, dorthin zu gehen.«
»Als wir das letzte Mal da waren, hat es sich als nicht besonders gut herausgestellt, oder?«
Einen Moment lang sagte Hoyt nichts. Er dachte an King und wie sie ihn verloren hatten.
»Und für uns beide auch nicht das eine Mal davor«, fuhr Cian fort. »Du konntest zum Schluss kaum noch laufen, und ich habe einen Kopfsprung von den Klippen gemacht. Nicht gerade eine meiner schönsten Erinnerungen.«
»Das war etwas völlig anderes, und das weißt du auch. Es ist jetzt heller Tag, und dieses Mal ahnt sie nicht einmal, dass wir kommen. Und da es Tag ist, musst du sowieso hier bleiben.«
»Wenn du glaubst, dass ich deswegen schmolle, dann irrst du dich. Ich habe genug zu tun. Anrufe und E-Mails, was ich in den letzten Wochen alles vernachlässigt habe. Ich habe schließlich auch noch ein Geschäft, das meine Aufmerksamkeit erfordert, und da du mich mitten am Tag aus dem Bett gezerrt hast, kann ich mich endlich diesen Dingen widmen. Und ich möchte hinzufügen, dass es für mich das reine Vergnügen ist, fünf lärmende Menschen für ein paar Stunden aus dem Haus zu wissen.«
Er erhob sich, trat zu seinem Schreibtisch und schrieb etwas auf einen Notizblock. »Da ihr ja sowieso unterwegs seid, könnt ihr auch gleich hier vorbeifahren. Das ist ein Metzger in Ennis. Er wird euch Blut verkaufen. Schweineblut«, fügte er mit kühlem Lächeln hinzu, als er seinem Bruder die Adresse reichte. »Ich rufe ihn an, damit er weiß, dass jemand vorbeikommt. Bezahlen braucht ihr nicht, ich habe ein Konto dort.«
Die Handschrift seines Bruders hatte sich in all der Zeit verändert, stellte Hoyt fest. So vieles hatte sich verändert. »Wundert er sich nicht, dass …«
»Falls er sich wundern sollte, ist er klug genug, keine Fragen zu stellen. Und es gefällt ihm offensichtlich, die zusätzlichen Euro einstecken zu können. So heißt jetzt hier das Geld.«
»Ja, das hat Glenna mir schon erklärt. Wir sind vor Sonnenuntergang wieder zurück.«
»Das will ich mal hoffen«, erwiderte Cian, als Hoyt ging.
Draußen warf Blair gerade ein Dutzend Pflöcke in einen Plastikeimer. Schwerter, Äxte und Sicheln lagen bereits im Wagen. Diese Waffenvielfalt würde schwer zu erklären sein, falls man sie anhielte, aber ohne volle Bewaffnung kundschaftete sie kein Vampirnest aus.
»Wer will ans Steuer?«, fragte sie Glenna. »Ich kenne den Weg.«
Blair unterdrückte das Verlangen, alles unter Kontrolle zu haben, stieg hinten ein und setzte sich hinter Glenna. Die anderen stiegen ebenfalls ein. »Hoyt, warst du eigentlich jemals in den Höhlen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich in einigen hundert Jahren sehr verändert haben.«
»Ich war viele Male dort. Aber sie sind jetzt anders.« »Wir waren drin«, erklärte Glenna. »Hoyt und ich haben einen Zauber gemacht, bevor wir New York verlassen haben. Es war ziemlich intensiv.«
»Erzähle es mir.«
Blair hörte zu, während ein anderer Teil ihres Gehirns den Weg aufnahm und speicherte.
Sie sah alles, was Glenna beschrieb, genau vor sich. Ein Labyrinth von Gängen, Kammern, die mit schweren Türen versperrt waren, Leichen, die aufgestapelt waren wie Abfall. Menschen in Käfigen wie Vieh. Und die Geräusche
– Blair hörte sie förmlich -, das Weinen, Schreien, Beten.
»Eine Luxusvampirwohnung«, murmelte sie. »Wie viele Wege führen hinein?«
»Das kann ich nicht sagen. Zu meiner Zeit waren die Klippen übersät mit Höhlen. Manche waren winzig, kaum groß genug, dass ein Kind hindurchkriechen konnte, andere groß genug, dass ein Mann darin stehen konnte. Als wir jetzt da waren, gab es unzählige große, breite Gänge, an die ich mich gar nicht erinnern konnte.«
»Dann hat sie sie bestimmt ausgebaut. Schließlich hatte sie viel Zeit, um es sich gemütlich zu machen.«
»Wenn wir sie versperren könnten«, begann Larkin, aber Moira wandte sich entsetzt zu ihm.
»Da sind Menschen drin. Menschen, die wie Tiere in Käfigen gehalten werden. Leichen, die man weggeworfen hat, ohne sie zu beerdigen.«
Er legte seine Hand über ihre und schwieg.
»Wir
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