Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
würde ihm nicht sagen, dass sie ihn liebte. Solche Sätze würden sie nur beide verletzen. Sie würde ihm nicht sagen, was sie sich selbst jetzt endlich eingestehen konnte. Dass sie ihn immer lieben würde.
Sie spürte die Bewegung mehr, als dass sie sie sah, und drehte sich um, bereit zum Angriff. Aber es war Cian, der lautlos aus der Dunkelheit glitt.
»Es geht los«, murmelte er. »Sie reiten gerade in den Wald. Sie schleifen einen Körper hinter sich her. Noch lebt er.«
Blair nickte und dachte: Vorhang auf.
Sie lenkte das Pferd langsam in Richtung Wagen, sodass sie von hinten auf sie zukommen würden. Dann sähe es so
aus, als ob sie schon in den Wald geritten wäre, bevor ihr Pferd gelahmt hatte.
Zuerst spürte sie sie nur, etwas, was mehr war als nur der Geruch, eher ein Wissen, das alle Sinne umfasste. Aber sie wartete, bis sie Hufgetrappel hörte.
Ihren Mantel hatte sie ausgezogen. Geallische Frauen liefen wahrscheinlich nicht in schwarzem Leder herum. Gegen die Kälte trug sie eine Tunika von Larkin, die sie so eng gegürtet hatte, dass man ihre Brüste sehen konnte. Ihre Kreuze hatte sie unter der Kleidung versteckt.
Sie sah aus wie eine unbewaffnete Frau, die auf Hilfe hoffte.
Als die Pferde näher kamen, rief sie mit ängstlicher Stimme: »Hallo, ihr Reiter! Ich bin in Bedrängnis – hier vor euch, auf dem Weg.«
Das Hufgetrappel verstummte. O ja, dachte Blair, sie hatten angebissen. Wieder rief sie mit bebender Stimme: »Seid ihr da? Mein Pferd hat sich einen Stein eingetreten, fürchte ich. Ich bin auf dem Weg nach Cillard.«
Langsam kamen sie näher, und sie blickte ihnen mit einer Mischung aus Erleichterung und Besorgnis entgegen. »Den Göttern sei Dank«, sagte sie, als die Pferde in Sicht kamen. »Ich dachte schon, ich müsste zu meiner Schwester laufen, und das noch im Dunkeln. Aber das geschieht mir nur recht. Warum bin ich auch so spät aufgebrochen?«
Einer der Vampire stieg vom Pferd. Er sah stark aus, dachte Blair, kräftig gebaut. Als er die Kapuze seines Umhangs zurückschob, sah sie dicke, weißblonde Haare und eine tiefe, V-förmige Narbe über seiner linken Augenbraue.
Nichts ließ erkennen, dass sie etwas hinter sich her schleppten, also hatten sie ihr Opfer wohl für einen Moment abgelegt.
»Seid Ihr allein unterwegs?«
Ein leicht slawischer Akzent, dachte Blair. Russisch, ukrainisch vielleicht.
»Ja. Es ist nicht so besonders weit, und ich wollte eigentlich schon viel früher aufbrechen. Aber eins kam zum anderen, und jetzt das …« Sie wies auf ihr Pferd. »Ich bin Beal, aus der Familie der o Dubhuir. Ihr reitet wohl nicht zufällig nach Cillard?«
Der zweite Vampir stieg ebenfalls ab, um beide Pferde am Zügel zu halten.
»Es ist gefährlich, im Dunkeln alleine durch den Wald zu reiten.«
»Ach, ich kenne mich hier aus. Aber ihr, ihr klingt nicht so, als kämt ihr aus diesem Teil von Geall.« Sie wich ein wenig zurück, wie es eine verängstigte Frau wohl täte. »Seid ihr fremd in dieser Gegend?«
»So könnte man sagen.« Er lächelte und entblößte dabei seine Reißzähne.
Sie kreischte ein wenig auf, wobei sie jedoch dachte, dass sie es besser nicht übertrieb. Lachend griff er nach ihr, aber sie rammte ihm das Knie zwischen die Beine und setzte mit einem ordentlichen Schwinger nach. Er ging in die Knie, und sie trat ihm noch einmal ins Gesicht.
Der zweite Vampir war nicht so kräftig wie der erste, aber er war schneller. Und er hatte sein Schwert gezogen. Blair machte eine Rolle rückwärts, landete auf den Händen und trat gegen seinen Schwertarm. Dadurch gewann sie etwas Zeit, und als der Erste sich wieder aufrappelte, stürmte Larkin heran.
»Dann wollen wir doch mal sehen, wie du mit einem Mann fertig wirst.«
Während er mit dem Schwert auf den Vampir losging, sprang Blair dem anderen gegen den Bauch. Sie zog ihr
Schwert aus der Scheide am Sattel und wehrte noch in der Bewegung instinktiv den feindlichen Schlag ab.
Sie hatte ihn von der Kraft her richtig eingeschätzt, stellte sie fest, als sie die Wucht des Schlages durch ihren ganzen Körper spürte. Sein Vorteil war natürlich, dass sie ihn nicht töten wollte, aber das wusste er ja nicht. Hart trat sie ihm gegen den Schritt und knallte ihm den Schwertknauf unter das Kinn.
Der Schlag schleuderte ihn gegen ihr Pferd. Alle drei Tiere scheuten und wieherten erschreckt.
Immer wieder ging er auf sie los, bis ihr der Schweiß in die Augen tropfte. Sie hörte jemanden schreien, konnte es aber
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