Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
hinter ihr. »Es brennt.«
»Beeil dich. Larkin und ich werden auch alleine damit fertig.«
»Ach, noch ist etwas Zeit.«
»Es können nur noch ein paar Meilen sein.«
»Weniger«, erwiderte Larkin. »Etwas weniger. Der verletzte Mann kommt zu Bewusstsein. Mir wäre es lieber, er würde nichts davon mitbekommen.«
Der scharfe Ritt hatte ihm bestimmt nicht gutgetan, überlegte Blair. Aber sie konnten es sich nicht leisten, langsamer voranzukommen. Die Sterne waren bereits verblasst.
»Lasst uns schneller reiten.« Sie trieb ihr Pferd zum Galopp an und hoffte nur, dass der Verwundete noch eine Weile durchhielt.
Endlich drang der Schein von Kerzen und Fackeln durch den Morgendunst. Und dort war auch der Umriss des Schlosses zu sehen, hoch auf dem Hügel, mit der wei ßen Fahne, die vor einem Himmel flatterte, der nicht mehr schwarz, sondern schon tiefblau war.
»Los!« Die Vampire zappelten und bäumten sich auf und gaben unmenschliche Laute von sich, als die Sonne die ersten roten Strahlen über den Horizont schickte.
Aber Cian saß mit wehenden Haaren aufrecht im Sattel. »Das sehe ich so selten von draußen.«
Er spürte Schmerzen und Brennen, aber er empfand auch Staunen und ein leises Bedauern, als er durch das Tor in den Schatten des Hofes ritt.
Dort stand Moira, blass und angespannt. »Geh bitte
hinein. Dein Pferd wird versorgt. Bitte«, wiederholte sie angstvoll, als Cian langsam abstieg. »Beeil dich.«
Sie wies die Männer an, die bei ihr standen, die Gefangenen in Empfang zu nehmen.
»Hast du einen Kerker?«, fragte Blair.
»Nein.«
Riddock sah zu, wie die Männer die mit Ketten gefesselten Vampire fortbrachten. »Es wurden Vorbereitungen getroffen, wie Moira angeordnet hat. Sie werden im Keller eingesperrt und bewacht.«
»Lasst sie in Ketten!«, befahl Larkin.
»Hoyt und Glenna warten drinnen«, sagte Moira. »Sie werden die Ketten noch durch Magie verstärken. Ihr müsst jetzt erst einmal etwas essen und euch ausruhen.«
»Dieser hier ist ein Mensch. Er ist verwundet.« Blair trat zu dem Mann und fühlte seinen Puls. »Er lebt, aber er muss versorgt werden.«
»Lasst den Arzt kommen«, wies Riddock einige der Männer an. »Und kümmert euch um ihn.« Dann wandte er sich an seinen Sohn. »Bist du verletzt?«
»Nein. Ich muss noch einmal fort. Wir mussten hinten im Wald, am Weg nach Cillard, welche zurücklassen, die beerdigt werden müssen.« Larkins Gesicht war blass und angespannt.
»Wir schicken einige Leute dorthin.«
»Ich möchte es selbst tun.«
»Dann tu es. Aber zuerst kommst du herein. Du musst dich waschen und etwas essen.« Er legte Larkin den Arm um die Schultern. »Es war für uns alle eine lange Nacht.«
Drinnen sprach Cian bereits mit Hoyt und Glenna. Er brach ab, als die anderen hereinkamen, und wandte sich fragend an Moira. »Du hast jetzt deine Gefangenen. Was hast du mit ihnen vor?«
»Wir werden alle gemeinsam darüber sprechen. Ich habe uns etwas zu essen in den Familiensalon bestellt. Wenn wir uns bitte dort treffen könnten? Wir haben viel zu besprechen.«
Gefolgt von zwei ihrer Hofdamen, rauschte sie hinaus.
Blair ging in ihr Zimmer, wo ein Feuer im Kamin brannte und frisches Wasser auf sie wartete. Sie wusch sich das Blut ab und zog sich frische Kleider an. Dann stützte sie die Hände auf den Sekretär und studierte ihr Gesicht im Spiegel. Sie hatte schon besser ausgesehen, dachte sie. Sie brauchte Schlaf, aber daran war jetzt eine ganze Weile nicht zu denken. Sie hätte alles gegeben, wenn sie sich für eine Stunde hätte hinlegen können, aber das war genauso unmöglich wie ein Aufenthalt in einem netten Wellness-Hotel.
Stattdessen würde sie den halben Tag damit zubringen, zurückzureiten, um drei Fremde zu beerdigen. Eigentlich hatte sie dazu keine Zeit, sie müsste mit den Soldaten arbeiten, Strategien entwickeln und die Waffenherstellung im Auge behalten. Sie hatte so viel zu tun.
Aber wenn sie nicht mitging, würde Larkin alleine dorthin reiten. Das konnte sie nicht zulassen.
Er war bereits im Salon, als sie eintrat. Allein stand er am Fenster und sah zu, wie sich der Morgennebel auflöste.
»Du glaubst, ich verschwende wertvolle Zeit«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Mit etwas Unnötigem und Nutzlosem.«
Also konnte er ihre Gedanken lesen, dachte sie. »Es spielt keine Rolle. Du musst es tun, deshalb werden wir gemeinsam dorthin reiten.«
»Familien sollten auf den Straßen von Geall sicher sein. Kleine Mädchen sollten nicht
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