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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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später mehr.
    Mein Kopf tat immer noch weh von Damons Schubs gegen den Aktenschrank, aber wenigstens war die Beule abgeschwollen, und das Krankenhaus hatte mir versichert, dass ich keine Gehirnerschütterung hätte. Beim rechten Aufwärtshaken hatte ich mir die Knöchel geschrammt, aber sie verheilten schon wieder. Ich wusste nicht, in welchem Zustand Damons Hoden waren. Ich wusste nur, dass er ein blaues Auge hatte, als er die Büroräume verließ.
    Als ich die Wut und die Sorge um meine Sicherheit in Jays Gesicht sah, fand ich, dass sich die Aufregung wirklich gelohnt hatte. Jay hatte Damon niedergeschlagen und gebrüllt: »Jetzt ist Schluss, du mieses Schwein! Raus! Hau ab!« Dann war er, zusammen mit meinem Bruder, zu mir geeilt. Zuvor hatte Charlie Damon angeschrien, und Jay war ihm beigesprungen, nachdem er sich versichert hatte, dass ich nicht im Sterben lag. Ramon und Riley mussten Jay zurückhalten, damit er Damon nicht erneut verdrosch.
    Als ich zusammengesackt auf dem Boden lag, merkte ich, dass Jay mich küssen wollte, und krallte meine Fingernägel in sein Handgelenk, damit er es nicht tat. Zu dem Zeitpunkt war der Raum bereits voller Menschen, die mich nicht mit Jay rumknutschen sehen mussten.
    Doch ich schweife ab. Zurück zur morgendlichen Lektüre meiner Tageszeitung und des Artikels mit den aufregenden Nachrichten, die an meinen angespannten Nerven zerrten.
    Der Artikel beschrieb mein läppisches Problem mit dem Schlappschwanz bis ins kleinste Detail sowie das strafrechtliche und zivilrechtliche Verfahren gegen mich. Ebenfalls erwähnt wurden meine jüngste Schlägerei in der Kneipe mit anschließender Verhaftung und Entlassung.
    Zur Hintergrundinformation wurde meine frühere leitende Tätigkeit in der Werbebranche erläutert; es wurde erwähnt, dass ich vor einigen Monaten genau achthundertvierunddreißig Zuhörer bei einem Vortrag über die Sinnlosigkeit der Bewerbung von Tampons und Intimcremes als überflüssige Schnösel beschimpft hatte.
    Der Artikel merkte an, dass ich in Weltana wohnte und mein Haus in der Nähe des Ferienhauses des Gouverneurs stehe.
    Ach, ja! Die pikanten Details will ich nicht unterschlagen: Die wichtigste Aussage war, dass ich in Jays Wahlkampf als Kommunikationschefin tätig sei. Obwohl Jay im Text nicht »Jay« genannt wurde. Auch nicht »Nacktjogger«. Nein, er hieß »Gouverneur Kendall«.
    Man musste kein Genie sein, um zu erraten, wer da der Presse einen Tipp gegeben hatte.
    Es war kein schöner Start in den Morgen.
     
    »Ich mache mir Sorgen um dich, aber ich glaube, du musst vor die Presse treten, Jeanne«, sagte Charlie später am Vormittag zu mir. Er fuhr sich mit den Händen über das müde Gesicht.
    »Nein«, widersprach Jay. Er saß gegenüber von Charlie und mir im Konferenzraum in Portland. Da Jay früh am Morgen von einem befreundeten Journalisten angerufen worden war, wusste er bereits, was auf ihn zukommen würde.
    Zuerst rief er mich an, dann Charlie.
    Ich stand noch auf der Veranda, fühlte mich wie betäubt oder wie von einem großen Lkw überfahren. Unser Gespräch war nur kurz. »Hast du die Zeitung gelesen?«
    »Ja.«
    Schweigen.
    »Es tut mir leid, Jay.« Mir war völlig übel. Und ich hatte Schuldgefühle. Und eine Heidenangst. Jetzt hatte Jay bestimmt genug von mir. Noch schlimmer: Sein Wahlkampf würde einen bitteren, möglicherweise sogar nicht wiedergutzumachenden Schlag versetzt bekommen.
    Weiteres Schweigen.
    »Ich hätte dir von meinem Strafverfahren erzählen sollen.« Ich wischte mir eine Träne von der Wange.
    »Ja, hättest du.«
    »Ich hätte dir von dem Zivilprozess erzählen sollen.« Noch eine Träne.
    »Ja, hättest du.«
    »Wahrscheinlich hätte ich auch von meinem kleinen Vortrag vor den Werbeleuten erzählen sollen.« Eine dritte Träne.
    »Ja, davon auch.«
    »Ich habe dir aber von der Schlägerei erzählt.«
    »Das stimmt.«
    Wieder lastendes Schweigen. Zwischen uns schwebten die Worte, die nicht ausgesprochen waren.
    »Es tut mir unheimlich leid, Jay.« Das meinte ich ehrlich. Noch nie im Leben hatte mir etwas so leidgetan.
    Jay seufzte.
    »Jay, ich … ich hätte nicht gedacht, dass so was bekannt werden könnte.«
    »Du hättest es mir trotzdem sagen sollen.«
    Das war nicht zu bestreiten. »Ja, das hätte ich. Obwohl du mich dann nicht engagiert hättest.«
    Schweigen.
    »Das stimmt. Ich hätte das mit dem Arbeiten übersprungen und dich direkt zum Essen eingeladen.«
    Wenn er das nur getan hätte! Dann könnten wir

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