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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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hochqualifiziert, dem Druck dieses Wahlkampfs standzuhalten, und das tut sie schon seit ihrem ersten Tag hier.«
    »Was ist mit der Schlägerei in der Kneipe?«, fragte ein Journalist, mit dem ich schon oft zu tun gehabt hatte. Er war jung, großzügig und cool drauf.
    Jay wollte antworten, doch ich unterbrach ihn.
    »Ich glaube, das kann ich erklären.« Ich drängte mich neben Jay, um auf dem Podium zu stehen. Ich versuchte, ihn zur Seite zu schieben, aber er bewegte sich nicht. Unsere Schultern berührten sich. »Ein Mann hat einem Freund von mir an den Hintern gepackt. Der Freund hat sich zur Verteidigung gewehrt. Der Mann schlug zurück, und ich habe meinem Freund geholfen. Ich hatte nicht die Absicht, in eine Schlägerei zu geraten. Ich war ja gar nicht passend gekleidet – so was macht man nicht in Stöckelschuhen –, aber ich wollte auch nicht einfach zugucken, wie mein Freund zusammengeschlagen wurde. Eine richtige Freundin tut so was nicht.«
    Die Journalisten schmunzelten. Sie beugten sich über ihre Blöcke und schrieben.
    »Aber handelte es sich bei dem Freund nicht um einen Mann, der als Frau verkleidet war?« Wieder die blöde Blondine mit den Schuppen.
    Jay wollte antworten, doch ich ließ es nicht zu. Er sollte sich nicht mit diesem Druck auseinandersetzen müssen. Das war meine Aufgabe.
    »Dieser Freund von mir ist ein Mann, der jedes Recht der Welt hat, sich anzuziehen, wie es ihm gefällt. Er befasst sich mit der Rolle von Frauen und Männern in unserer Gesellschaft und hatte sich so gekleidet, um zu sehen, wie man sich als Frau in einer Kneipe fühlt. Mein Freund hat sich schlicht und einfach gewehrt, was sich viele Frauen gar nicht trauen, weil der Mann meistens größer und stärker ist als sie. In diesem Fall wurde der Grabscher von jemandem außer Gefecht gesetzt, der ein Kleid und Damenschuhe trug. Er hatte es verdient. Er hätte die Hände bei sich lassen sollen.«
    Wieder schmunzelten die Journalisten. Und schrieben.
    »Ms Stewart, was denken Sie über die Anklage wegen Körperverletzung, die in Chicago gegen Sie anhängig ist?«
    Jay schritt ein. »Ich denke, das war es jetzt mit den Fragen.«
    Der Gedanke an den Schlappschwanz brachte meinen Kampfgeist zurück. Ich drängte mich ans Mikrophon. »Ich fühle mich gut dabei.«
    »Gut? Können Sie das näher erläutern?«
    Die Worte waren raus, ehe ich den Mund schließen konnte. »Ich hatte damals erfahren, dass mein Freund mich über einen Zeitraum von zwei Jahren mit einer ganzen Wagenladung von Frauen betrogen hatte und damit meine Gesundheit aufs Spiel setzte. Ich war verletzt und wütend und hatte eine Heidenangst.«
    »Ms Stewart, es klingt nicht so, als würden Sie bedauern, was Sie Ihrem Exfreund angetan haben.« Diese Bemerkung kam von einem anderen Reporter, einem dünnen Kahlkopf.
    Kurz dachte ich nach. Jay trat mich hinter dem Podium. Ich ignorierte ihn. »Ich bedaure, was ich getan habe nur insofern, als es Gouverneur Kendall in eine unangenehme Situation gebracht hat. Bis heute Morgen wusste er nichts von diesem Zwischenfall. Was Jared Nunley angeht (wie ich es genoss, seinen Namen vor den Reportern auszusprechen!), hätte der besser seine Hose an- und sein Prachtstück dringelassen.«
    Die Journalisten brachen in schallendes Gelächter aus und kritzelten wieder drauflos.
    »Ms Stewart«, sagte eine Reporterin mit schwarzen Locken. Ich merkte trotz ihrer dicken Brille, dass sie meine Bemerkung über den Schlappschwanz amüsant fand. »Ich habe gehört, dass Mr Nunley die Sache außergerichtlich beilegen wollte. Sie sollten ihm eine beträchtliche Summe zahlen, aber Sie weigerten sich und bestanden stattdessen auf einem Schwurgerichtsprozess. Ist das richtig?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Warum? Warum kein Vergleich?«
    Schon der Gedanke an einen Vergleich machte mich sauer. »Warum sollte ich darauf eingehen?
Ich
müsste ihn vor Gericht ziehen.
Ich
müsste ihn wegen emotionaler Grausamkeit verklagen. Wegen seiner gedankenlosen Missachtung meiner Gesundheit und meines Lebens. Ich sollte ihn verklagen, weil Untreue nicht in Ordnung ist. Weil er eintausendneunhundert Dollar in bar und mein Mountainbike gestohlen hat. Und das Mountainbike fehlt mir richtig.«
    Die Journalistin hätte am liebsten laut gelacht. »Er verlangt eine unglaublich hohe Summe Schadensersatz.«
    Die Vorstellung, dem Schlappschwanz etwas zahlen zu müssen, brachte mein Blut in Wallung. Ich hatte für seine Ratte sogar spezielles Futter gekauft. Ich

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