Blaubeertage (German Edition)
mir wird erwartet, dass ich mich ein bisschen unter die Leute mische, bevor wir uns setzen. Aber ich will stattdessen mit dir tanzen und dann suchen wir uns einen Tisch.«
»Nein.«
»Du willst nicht mit mir tanzen?«
»Nein, ich meine, doch, ich will, aber such dir nicht heute Abend aus, um den bösen Sohn zu spielen. Sonst macht mich deine Mom noch dafür verantwortlich.«
Er lacht. »Nein, wird sie nicht. Meine Mom hat vor Kurzem erwähnt, wie viel verantwortungsbewusster ich doch geworden sei. Sie schreibt das dir zu.«
»Mir war gar nicht klar, dass ich so einen guten Einfluss auf dich habe, wenn man bedenkt, dass ich in letzter Zeit die Königin der Verantwortungslosigkeit bin.« Laut meiner eigenen Mutter.
»Na komm, sie spielen gerade unseren Song.«
Ich horche auf. Eine Band in der Ecke spielt irgendetwas Klassisches, und wie Lucas bereits erwähnt hatte, gibt es keinen Sänger. »Das soll unser Song sein?«
»Tja, das ist doch unsere Band, schon vergessen? Also ist auch jeder Song, den sie spielen, unserer.«
»Auch wieder wahr.« Mit den hohen Absätzen habe ich die perfekte Größe, um seinen Nacken zu küssen. Ich knöpfe die drei Knöpfe seiner Anzugjacke auf und lasse meine Hände unter der Jacke über seinen Rücken gleiten, während wir uns zusammen mit den anderen Paaren im Rhythmus der Musik wiegen.
Er fängt an, einen albernen Liedtext zu dichten, den er mir schief ins Ohr singt.
»Du solltest dir ein Mikro schnappen. Die Band braucht dich!«
»Was? Ziehst du etwa Tics sanfte Stimme vor?«
»Ja.«
Er lacht. »Ich auch.«
Eine Frauenstimme unterbricht unser Geplänkel. »Hallo Caymen, nett, dich wiederzusehen.«
Xander stoppt und dreht sich um. »Mutter.« Er umarmt sie.
Dann überrumpelt sie mich, indem sie mich auch in die Arme nimmt. Ihre blonden Haare sind gestylt, die Augenbrauen perfekt geschwungen und sie muss sich irgendetwas unter die Haut haben spritzen lassen, weil sie so glatt aussieht. »Es ist ja so schön, meinen Sohn so oft lächeln zu sehen. Das Lächeln steht ihm gut, findest du nicht?«
»Ich nenne es seine Geheimwaffe.«
Xander runzelt die Stirn. »Echt jetzt?«
»Meistens im Kopf, aber manchmal auch hinter deinem Rücken.« Ich werfe Mrs Spence einen Blick von der Seite zu. Ich bin so wie immer, hoffentlich schreckt mein Sarkasmus sie nicht ab. Ein Lächeln gleitet über ihr Gesicht, das gibt mir Sicherheit.
Xander zieht mich an seine Seite. »Na, das erklärt ja einiges.«
»Ich bin nur kurz vorbeigekommen, um euch zu begrüßen. Ich kann allerdings nicht lange bleiben. Irgendjemand muss ja alles im Blick behalten.« Dann streicht sie mit ihrer Hand über meine Schulter. »Aber wir können uns später unterhalten, nur du und ich. Ich fände es schön, dich näher kennenzulernen.«
Ich nicke und lächele, auch wenn ich am liebsten sagen würde: »Das klingt nach Folter.«
Als sie geht, nimmt Xander meine Hand und zieht mich wieder an sich und wir wiegen uns mit der Musik. »Also, ich erwarte jetzt nicht, dass du dir alle Namen merkst, aber ich zeige dir mal eben kurz alle Mitglieder meiner Familie.«
Damit fängt er an, mir nicht nur die Namen zu nennen, sondern er erzählt zu jedem auch noch eine unsinnige Geschichte. »Und das«, sagt er und zeigt quer durch den Saal, »ist meine Cousine Scarlett.«
»Ach ja, die Puppe.« Ich lege meinen Kopf schief. »Ja, sie sieht der Puppe tatsächlich sehr ähnlich.«
»Sag ich doch.« Er lacht, und als wüsste Scarlett, dass wir über sie reden, schaut sie nicht nur auf, sondern kommt auch auf uns zu.
»Scarlett.«
Sie begrüßt Xander mit einem schlaff aussehenden Händedruck und Luftküsschen, die sie neben seine Wange drückt.
»Das ist Caymen.«
»Hallo. Ich hab schon so viel von dir gehört.«
Ich schaue Xander von der Seite an. Redet er ständig über mich? Und was antwortet man auf so was? »Klingt ganz danach, als müsste Xander mal mehr aus dem Haus kommen, wenn ich das einzige Thema bin.«
Scarlett lächelt genauso breit wie ihr Puppendouble und kneift dann Xander in den Bizeps. »Hast du schon gesehen, wen dein Bruder heute Abend mitgebracht hat?«
»Nein, wir sind noch nicht hinten gewesen.« Xander reckt den Hals und versucht ganz offensichtlich, das Date seines Bruders in Augenschein zu nehmen.
»Lass es, solange es sich vermeiden lässt. Totaler Aschenputtelkomplex.«
Xander lacht. »Echt jetzt? Lucas?«
»Überrascht mich nicht im Geringsten, bei der Uni.« Sie rümpft die Nase.
Hat
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