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Blaue Wunder

Blaue Wunder

Titel: Blaue Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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wollte dir nur kurz auf die Mailbox sprechen, ob du mir Senföl mitbringen kannst und eine Packung Himalaya-Salz... Elli, ist alles in Ordnung?»
    Langsam pendelt sich mein Herzschlag wieder auf eine einigermaßen normale Frequenz ein.
    «Himalaya-Salz?»
    «Ja, ich habe da ein geiles Schönheitsrezept empfohlen bekommen. Das müssen wir heute Abend ausprobieren. Oder hast du schon was vor?»
    «Klar habe ich was vor. Ich werde heute Abend nicht essen und nicht telefonieren. Sag mal, Erdal, hast du vorher schon mal versucht, mich anzurufen?»
    «Nein. Also, bis gleich. Vergiss das Senföl nicht, und: Nicht ans Telefon gehen!»
    Erschöpft bezahle ich die 39 Euro für die Salatschüssel. Dieser psychische Stress. Und das auf fast leeren Magen. Ob das gesund ist? Zufälligerweise befinde ich mich gerade in dem Stockwerk, wo auch das Karstadt-Restaurant ist. Ich beschließe, mich dort bei einem Glas stillem Wasser zu sammeln. Als ich mein Handy auf das Tablett mit dem Supersparmenü legen will - Puten-Schnitzel mit Erbsen und Möhren, dazu Grießpudding mit Himbeersoße -, sehe ich, dass eine Sprachnachricht eingegangen ist, wohl genau in der Minute, in der ich mit Erdal telefoniert habe: «Hallo, Schönheit, ich habe schon tausendmal versucht, dich zu erreichen. Es ist jetzt Samstag gegen drei, und ich wollte dir sagen, dass ich den Abend gestern sehr genossen habe. Du bist ja ziemlich schnell verschwunden, und ich würde dich gern wiedersehen. Melde dich. Ansonsten versuche ich auch nochmal, dich zu erreichen. Ach ja, das war Bert, falls du meine
    Stimme nicht erkannt haben solltest, wovon ich aber nicht ausgehe. Und noch was. Ich bin mir, im Gegensatz zu dir, ziemlich sicher, dass ich genau dein Typ bin. Und es wird mir eine Freude sein, dich davon zu überzeugen. Ciao, bella!»
    Ciao, bella? Na, bravo. Das ist ja wirklich vortrefflich gelungen. Martin, der sich melden soll, hüllt sich in Schweigen, und stattdessen habe ich jetzt Petras spackigen Cousin Bert an der Backe.
    Ich betrachte betrübt die Erbsen und Möhren und lasse nochmal den gestrigen Abend ablaufen.
    «Ich heiße übrigens Bert», sagte Bert, nachdem er darauf bestanden hatte, das Essen zu bezahlen. Ich schaute ihn verständnislos an: «Aber das weiß ich doch.»
    «Ach, liebe Elisabeth, jetzt spielen Sie das kleine Dummchen vom Lande. Das passt nicht zu Ihnen. Ich möchte Ihnen das Du anbieten.»
    Er hob sein Glas und zwang mich, mit ihm anzustoßen.
    «Auf den Beginn einer wunderbaren, nun ja, Freundschaft ist, ehrlich gesagt, nicht das, was mir als Erstes bei deinem Anblick einfällt, Elli, ich denke eher an.»
    «Prost!», rief ich hastig.
    Eine halbe Stunde später saßen wir im Taxi Richtung Elbe.
    Ich hatte behauptet, mir würde immer schlecht, wenn ich hinten säße. Ich wollte mir auf keinen Fall mit Bert, der allmählich immer aufdringlicher wurde, eine Rückbank teilen müssen. Erdal hatte mir eine SMS geschickt, dass Martin in der Bar vom «Indochine» eingetroffen sei: «Party nur für geladene Gäste! Vicky Leandros präsentiert ihre neue Pflegelinie. Super-Nucki ist Türsteher. Er lässt euch rein. Wir warten drinnen auf euch. Bis gleich! Detektiv Erdal Blom- quist.:-)»
    Das «Indochine» liegt direkt an der Elbe, mit Blick auf den gegenüberliegenden Hafen. Im Münsterland haben wir keinen Hafen, und die paar Fischerhäfen am Mittelmeer, die ich während meiner Sommerurlaube gesehen habe, hatten mit diesem hier nicht viel gemein. Ich war eingeschüchtert von den Tausenden Containern und den riesigen fahrbaren Kränen. Es nieselte, und das Kopfsteinpflaster glänz- te wie frisch lackiert. Ich fühlte mich an Szenen aus deutschen Kriminalfilmen erinnert, in denen in solch düsterem Ambiente Leute entweder umgebracht werden oder bereits tot vorbeischwimmen.
    Leider musste ich Berts Arm in Anspruch nehmen, um auf meinen hohen Absätzen unfallfrei die letzten Meter bis zum Eingang zurückzulegen. Ich war richtig froh, dass Super-Nucki an der Tür stand. Es beruhigte mich, ein bekanntes Gesicht zu sehen. Dass ich ihn eigentlich gar nicht kannte, spielte jetzt keine Rolle. Man freut sich ja auch über jeden Deutschen, wenn Indoman allein in Burma unterwegs ist. Glaube ich zumindest. Ich mache meistens Urlaub in Italien, und da freut man sich eigentlich eher über jeden Italiener.
    Ich begrüßte Super-Nucki begeistert.
    «Ihre Einladung bitte», erwiderte er reserviert.
    «Aber ich dachte, wir kämen auch ohne rein?»
    «Sorry, kein Einlass

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