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Blaue Wunder

Blaue Wunder

Titel: Blaue Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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die kompletten Preisverleihungen aufgenommen. Die sind ja immer so was von stinkend langweilig. Ich verstehe das nicht, da gewinnst du einmal in deinem Leben den Oscar, und dann fällt dir nichts Besseres ein, als dem Toningenieur, dem großartigen Team und Jesus zu danken. Man sollte dieses ganze fade Gelaber verbieten.»
    «Absolut. Weißt du, was ich auf langen Autofahrten immer mache? Ich übe Dankesreden. Ich sage dir, sollte ich jemals überraschend einen Preis gewinnen, ich wäre bestens vorbereitet. Ich finde, wenn einem schon mal die Weltöffentlichkeit zuhört, kann man die Gelegenheit doch auch sehr schön nutzen, um alte Rechnungen zu begleichen:     Holy Moses! Wir fallen vor Lachen fast vom Sofa, und unsere Frischhaltefolien quietschen munter im Duett.
    Sonntag, sechs Uhr morgens.
    Pling. Telegramm von Mehlwurm an Schweinebacke:
    «Namaste, Schweinebacke! Wow, hätte nicht gedacht, dass du es tatsächlich schaffst, um diese Zeit aufzustehen. Hatte heute Morgen schon eine Mukabhyanga-Massage und treffe mich gleich am Strand mit ein paar Leuten zum Meditieren. Habe also nicht viel Zeit. Liebes, wie geht es dir? Hat sich dein Martin schon gemeldet?»
    «Nein, dafür lässt dein dämlicher Vetter nicht locker.:-( Habe gestern drei SMS von ihm bekommen und bin jedes Mal vor Schreck fast vom Stuhl gefallen. Was mache ich, wenn Martin sich nicht meldet?»
    «Du Arme, schade, dass du nicht meditieren kannst. Du musst dich ablenken, dir was Gutes tun. Glotz bloß nicht die ganze Zeit auf dein Handy. Die Dinger mögen es irgendwie nicht, angestarrt zu werden. Dann reagieren sie bockig und klingeln erst recht nicht, und die SMS, auf die du wartest, kommt nie. Du weißt doch, wofür SMS die Abkürzung ist: Sadomaso-Scheiße. Sorry, blöder Scherz.:-) Du wartest jetzt auf jeden Fall etwa eine Woche. Entweder hat er sich bis dahin gemeldet, oder du hast inzwischen einen viel tolleren Mann kennen gelernt. Wenn beides nicht der Fall ist, wirst du ihm mitteilen, dass du ihn wiedersehen willst, weil du ohne ihn nicht leben kannst.»
    «Aber das wäre doch das genaue Gegenteil von unserer bisherigen Taktik. Damit soll ich ihn zurückgewinnen?»
    «No! Damit sollst du die Sache dann zu Ende bringen. Er wird dir sagen, dass er dich weder wiedersehen noch mit dir leben will und dass du ihn bitte in Zukunft nicht mehr belästigen sollst. Du wirst dich elend fühlen und dich zu Tode schämen. Aber, und das ist das Gute daran, du wirst keine Hoffnung mehr haben.»
    «Aber ich dachte, man soll die Hoffnung nie aufgeben?»
    «Keine Ahnung, wer sich diesen Schwachsinn ausgedacht hat. Hoffnung ist hinderlich. Sie steht dir im Weg bei einem Neuanfang. Hoffnung ist nur dann gut, wenn es Anlass zur Hoffnung gibt. Sie ist albern und kindisch, wenn man sich grundlos an sie klammert. Wirklich, Elli, ich wünsche dir sehr, dass Martin sich meldet und ihr wieder zusammenkommt, aber ich wünsche dir auch, dass du einsiehst, wenn du verloren hast. Dann musst du dich mit großer Geste verabschieden.»
    «Schluck! Du bist ja indisch drauf. Echt voll erleuchtet.»
    «Spotte du nur! Ich bin übrigens nicht nur dabei, weise zu werden, sondern auch noch dünn. Erst hatte ich eine schöne Magen-DarmVerstimmung:-) und jetzt esse ich nur Fisch und Früchte. Mit vollem Magen kann man nämlich nicht in seine Mitte hinein meditieren, weil die Mitte dann schon besetzt ist. Tja, meine Liebe, fünf Kilo sind schon runter - und kein Ende abzusehen:-)!»
    «Kreisch! Fünf Kilo! Hättest du mir das nicht schonender beibringen können? In meinem angeschlagenen Zustand verkrafte ich solche Hiobsbotschaften nicht so ohne weiteres.»
    «So, ich muss los. Schalt dein Handy für ein paar Stunden ab und tu dir was Gutes. Kopf hoch, Elli!»
    Donnerstag. Noch zehn Tage bis zum Wolkenball. Noch mindestens zweieinhalb Kilo bis zum blauen Kleid. Wie lange noch, bis ich überschnappe? Eine Frage von Sekunden. Seit sechs Tagen warte ich darauf, dass Martin zu mir zurückkommt, sich entschuldigt, um meine Hand anhält, mit mir ein Kind zeugt. Herrje, eine winzige SMS würde mir doch schon reichen!
    Ich habe in den letzten sechs Tagen

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