Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blaue Wunder

Blaue Wunder

Titel: Blaue Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
Vom Netzwerk:
Narren zu machen und mich jeden Tag mindestens einmal höllisch zu blamieren. Wegen WC 2. Dass ich nicht lache. Was tue ich eigentlich? Ein Mann, der mich nicht will, ist nicht der Richtige für mich. Ich will dich nie wieder sehen. Ruf mich bloß nicht an. Du kannst mich mal!
    Elli
     
    Ich zerreiße den Brief in so winzige Schnipselchen wie das Schreiben, auf dem mir meine Sparkasse die neue Geheimzahl für meine EC-Karte mitgeteilt hat. Meine Stimmungen wechseln so schnell wie die einer Hollywood-Diva am Filmset. Kummer, Apathie, Wut, Selbsthass, Männerhass.
    Im Moment bin ich halt mal wieder bei Hass. Und wie! Ich nehme Martins Pullover, gehe auf den Küchenbalkon und verbrenne Brief und Pulli in Erdals neuer Salatschüssel. Und ich bin doch recht überrascht, wie sehr das stinkt. «Ach, sieh mal einer an», sage ich verächtlich in die übel riechende Qualmwolke hinein, «der werte Herr Gülpen trägt also billiges Mischgewebe.» «Sag mal, wonach riecht das denn hier so streng? Hast du etwa versucht zu kochen?», fragt Erdal. Ich habe die letzten zwei Stunden damit verbracht, die Wohnung zu lüften, Duftkerzen abzubrennen und ein feuchtes Betttuch zu schwenken, weil das angeblich unliebsame Düfte absorbiert. Und natürlich war ich mal wieder unterwegs, um eine neue Salatschüssel zu kaufen, die für 39 Euro.
    Ich setze zu einer Erklärung an, aber im selben Moment merke ich, dass sich in mir eine Menge Emotionen aufgestaut haben. Der Brief, der Schmerz, der zerschmurgelte Pullover: Das alles war doch etwas zu viel für mich gewesen. Statt Erklärungen abzugeben, breche ich in Tränen aus und lasse mich erschöpft auf den Küchenstuhl fallen. Ich bin am Ende meiner Kräfte. Vielleicht habe ich sogar eine leichte Rauchvergiftung, wer weiß.
    Selbst Erdal merkt, dass dies nicht der Augenblick ist, mir weiterhin Vorwürfe wegen des absonderlichen Geruchs zu machen, der leider in jedes Zimmer gedrungen ist.
    «Ach, mein armes Schätzchen, so schlimm ist es doch auch wieder nicht», säuselt er.
    «Nicht schlimm? Was könnte denn bitte noch schlimmer sein?»
    «Na ja, ich habe mir, ehrlich gesagt, schon gedacht, dass es dir heute nicht besonders gut geht. Deshalb habe ich ja auch ständig versucht, dich zu erreichen.»
    «Ich wollte mit niemandem sprechen.»
    «Das verstehe ich», sagt Erdal deutlich beleidigt. Wenn einer absolut kein Verständnis dafür hat, dass jemand nicht reden will, dann ist das Erdal.
    «Soll ich dir einen beruhigenden Baldrian-Melisse-Tee machen, und dann reden wir in Ruhe?»
    «Was gibt’ s denn da bitte zu reden? Ich muss mich mit den Tatsachen abfinden, so sieht’s doch aus.»
    Wieder werde ich von einem Weinkrampf geschüttelt. Ich wusste gar nicht, dass man so viele Tränen in sich drin haben kann. Die müssen doch irgendwoher kommen? Vielleicht habe ich, ohne es zu wissen, riesige Wasserreservoirs in den Beinen? Das würde meine Figurprobleme natürlich erklären.
    «Ach, Schätzchen, hier, jetzt putz dir erst mal die Nase. Ich finde, du übertreibst. Nur wer dich gut kennt, wird sich fragen, ob du das bist. Ehrlich, das hat Karsten auch gesagt. Man sieht dich doch fast nur von hinten. Da würde ich mir an deiner Stelle nun wirklich keine Sorgen machen.»
    Ich tröte ins Taschentuch wie ein wütender Elefantenbulle.
    «Was? Sag mal, Erdal, wovon sprichst du eigentlich?»
    Vor lauter Unverständnis vergesse ich weiterzuweinen.
    «Hat dir etwa noch keiner was gesagt?»
    «Ich habe dir doch gerade erklärt, dass ich heute mit niemandem reden wollte. Verdammt nochmal, jetzt rück endlich raus, worum es geht!»
    Erdal zieht wie in Zeitlupe eine zerknitterte «Bild»-Zeitung aus seiner Jackentasche.
    «Die Rubrik (Leute in Hamburg), Seite fünf oben.»
    Erdal hat jetzt eine Totengräberstimme. Mir wird angst und bange. Was ist denn jetzt schon wieder los? Ich gehöre wirklich zurzeit nicht zu den Leuten, die sich etwas mehr Aufregung für ihr Leben wünschen.
    Verzagt blättere ich Seite fünf auf. Mich trifft fast der Schlag.
     
    FERNSEH-STAR LESBISCH?
    Hat die beliebte NDR-Moderatorin Tina Carl («Tinas Land und Leute») heimlich eine «Freundin»? Unser Fotograf erwischte sie in der Nacht zum Sonntag eng umschlungen mit einer Unbekannten vor ihrer Wohnung. Liebe Tina, wir finden, das da auf dem Foto sieht aber gar nicht nach einer unschuldigen Mädchenfreundschaft aus! Die 34-jährige TV-Frau ist seit drei Jahren Single, angeblich. Ist unsere schöne Tina vielleicht schon längst für

Weitere Kostenlose Bücher