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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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Streifenwagen fuhr vorbei.
    »Suchen die auch?«, fragte Josef.
    »Vermutlich«, antwortete Frieda. »Ich habe keine Ahnung, wie die vorgehen.«
    Während sie sich wieder in Bewegung setzten, warf Frieda einen Blick auf ihre Karte, um sich zu vergewissern, dass sie noch ihrer Route folgten. An Josef schätzte sie unter anderem, dass er keine unnötigen Worte machte. Er hatte nicht das Bedürfnis, besonders schlau zu wirken oder so zu tun, als verstünde er Dinge, die er in Wirklichkeit gar nicht verstand. Aber wenn er etwas sagte, dann meinte er es auch so. Sie gingen gerade an einem alten Lagerhaus vorbei, als Frieda merkte, dass Josef stehen geblieben war. Sie kehrte zu ihm zurück.
    »Hast du etwas entdeckt?«
    »Warum tun wir das?«
    »Das habe ich dir doch gesagt.«
    Er nahm ihr den Stadtplan aus der Hand und studierte ihn. »Wo sind wir jetzt?«
    Sie deutete auf die entsprechende Stelle, woraufhin er den Finger auf die Karte legte und die kurze Strecke nachzeichnete, die sie bereits zurückgelegt hatten.

    »Das bringt doch nichts«, stellte er fest. »Wir gehen an lauter leeren Wohnungen vorbei, an leeren Häusern und leeren Kirchen. Wir gehen nicht hinein. Natürlich nicht. Wir können ja nicht in jedes Loch und jeden Raum schauen und auch nicht aufs Dach oder in die Räume unter den Häusern. Wir suchen gar nicht nach ihm, jedenfalls nicht richtig. Wir wandern nur herum, und du erzählst mir von den Bomben im Krieg. Warum tun wir das? Damit wir uns besser fühlen?«
    »Nein. Wahrscheinlich fühlen wir uns dadurch eher noch schlechter. Ich hatte nur gehofft, es würde uns irgendwie weiterbringen, wenn wir herkämen und durch die Straßen liefen.«
    »Die Polizisten suchen nach ihm. Sie können in die Häuser gehen und Fragen stellen. Das ist eine Aufgabe für die Polizei. Dass wir hier sind, ist nur…« Josef suchte nach dem richtigen Wort und fuchtelte dabei hilflos mit den Händen.
    »Eine Geste?«, schlug Frieda vor. »Immer noch besser, als gar nichts zu tun.«
    »Aber was nützt so eine Geste?«
    »Wir müssen doch irgendetwas tun! Wir können nicht einfach zu Hause herumsitzen.«
    »Wie stellst du dir das vor?«, fragte Josef. »Wenn der kleine Matthew auf der Straße liegt, stolpern wir vielleicht über ihn. Aber wenn er tot ist oder irgendwo eingesperrt? Dann nützt das gar nichts.«
    »Du warst doch derjenige, der mir den Rat gegeben hat. Erinnerst du dich nicht mehr? Ich war der Meinung, dass es etwas bringt, in einem Raum zu sitzen und zu reden, aber du hast gesagt, ich soll losziehen und den Leuten helfen, ihre Probleme zu lösen. Es hat nicht funktioniert, oder?«
    »Ich habe nicht …« Wieder suchte er nach den richtigen Worten. »Das Losziehen allein löst keine Probleme. Ich gehe ja auch nicht nur durchs Haus, wenn ich es reparieren soll. Ich baue die Wand neu und verlege die Rohre und Drähte. Wenn man nur durch die Straßen wandert, findet man keinen Jungen.«

    »Die Polizei findet ihn auch nicht«, wandte Frieda ein, »von der jungen Frau ganz zu schweigen.«
    »Wenn man nach Fischen Ausschau hält«, erklärte Josef, »geht man dahin, wo die Fische sind. Man wandert nicht einfach nur über die Wiesen.«
    »Ist das so eine Art ukrainisches Sprichwort?«
    »Nein, das ist mir gerade eingefallen. Es hat keinen Sinn, bloß durch die Straßen zu wandern. Warum bist du mit mir hergekommen? Wir laufen herum wie Touristen.«
    Frieda warf einen letzten Blick auf ihren Stadtplan, ehe sie ihn zusammenklappte. Er war durch den Eisregen feucht geworden und schon leicht zerfleddert. »Du hast recht«, sagte sie.
     
    Atem. Herz. Zunge auf Stein. Leises Pfeifen in der Brust. Lichter in den Augen. Feuerwerk im Kopf. Rot, blau und orange. Raketen. Funken. Flammen. Nun hatten sie doch noch ein Feuer entzündet. Erst so kalt und dann so heiß. Aus dem Eis in den Ofen. Schnell die Sachen ausziehen, der schrecklichen Hitze entkommen. Sein Körper schmolz. Nichts würde übrig bleiben. Nur Asche. Asche und ein paar Knochen. Niemand würde wissen, dass das einmal Matthew war. Matthew mit den braunen Augen und dem roten Haar und einem Teddy mit samtenen Pfoten.

41
    I n der U-Bahn herrschte das übliche abendliche Gedränge. Während der gesamten Rückfahrt sprachen sie kein einziges Wort miteinander. Als Frieda schließlich die Tür ihres Hauses aufschloss, hörte sie das Telefon klingeln. Es war Karlsson.
    »Ich habe Ihre Handynummer nicht«, erklärte er.
    »Ich habe kein Handy«, antwortete Frieda.
    »Sie

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