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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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ein, hier einfach bei ihr auf der Matte zu stehen? Dann überkam sie plötzlich wieder jenes Gefühl, mit dem sie sich schon herumschlug, seit sie ein Mädchen war. Sie stellte sich vor, dass jemand sie prüfend betrachtete, ein Urteil über sie fällte und
ihr Tun kommentierte. Was würde die betreffende Person jetzt wohl sagen? »Nun seht euch diese Frieda an. Sie ruft diesen armen Kerl an und bittet ihn um einen Gefallen, und er tut sofort, was sie will, ohne Fragen zu stellen. Dann kommt er durchgefroren und einsam zu ihr, aber sie schlägt ihm die Tür vor der Nase zu.« Manchmal wünschte Frieda, diese imaginäre Person möge einfach verschwinden.
    »Na, dann kommen Sie mal rein.«
    Frieda löste die Kette und öffnete die Tür.
    Ein schneidender Wind fegte aus der Dunkelheit in ihre Diele, begleitet von Josef.
    »Woher wissen Sie überhaupt, wo ich wohne?«, fragte sie misstrauisch. Als er ihr das Gesicht zuwandte, zog sie scharf die Luft ein. »Was ist denn mit Ihnen passiert?«
    Josef antwortete nicht gleich, ging stattdessen in die Knie und versuchte seine Schnürsenkel aufzuknüpfen, die zu einem komplizierten und noch dazu klatschnassen Knoten verschlungen waren.
    »Josef?«
    »Ich darf keinen Dreck in Ihr schönes Haus tragen.«
    »Das macht doch nichts.«
    »Na bitte.« Er zog einen dicken Stiefel aus, dessen Sohle sich bereits löste. Seine roten Socken hatten ein Rentiermuster. Er wandte sich dem zweiten Stiefel zu. Frieda betrachtete währenddessen sein Gesicht. Die linke Wange war blau und geschwollen, und an seiner Stirn klaffte eine Platzwunde. Nun hatte er auch den zweiten Stiefel geschafft. Nachdem er ihn ordentlich neben den ersten an die Wand gestellt hatte, richtete er sich auf.
    »Kommen Sie.« Frieda führte ihn in die Küche. »Setzen Sie sich.«
    »Sind Sie gerade am Kochen?«
    »Nicht Sie auch noch!«
    »Bitte ?«

    »Ich wollte, bin aber irgendwie wieder davon abgekommen.« Sie ließ kaltes Wasser über ein zusammengelegtes Handtuch laufen und reichte es ihm. »Drücken Sie das gegen Ihre Wange, und lassen Sie mich einen Blick auf Ihren Kopf werfen. Ich werde die Wunde erst einmal säubern. Das wird ein bisschen brennen.«
    Als sie ihm das Blut von der Stirn wischte, blickte Josef starr geradeaus. Frieda sah den wilden Ausdruck in seinen Augen. Was ihm wohl durch den Kopf ging? Er roch nach Schweiß und Whisky, kam ihr aber nicht richtig betrunken vor.
    »Was ist passiert?«
    »Da waren ein paar Männer.«
    »Sind Sie in eine Schlägerei geraten?«
    »Sie haben mich angeschrien und geschubst. Ich habe zurückgeschubst.«
    »Geschubst?«, wiederholte Frieda entgeistert. »Josef, Sie müssen vorsichtiger sein. Eines Tages zieht einer ein Messer.«
    »Die haben mich einen verdammten Polen genannt.«
    »Das ist es doch gar nicht wert«, meinte Frieda. »Das ist es nie wert.«
    Josef blickte sich um. »London«, sagte er, »da ist es nicht überall so wie in Ihrem schönen Haus. Jetzt können wir zusammen Wodka trinken«
    »Ich habe keinen Wodka da.«
    »Whisky? Bier?«
    »Ich kann Ihnen einen Tee machen, bevor Sie wieder gehen.« Sie betrachtete die Wunde an seiner Stirn, die immer noch ein wenig blutete. »Ich klebe Ihnen da ein Pflaster drauf. Es braucht wahrscheinlich nicht genäht zu werden. Sie könnten allerdings eine kleine Narbe zurückbehalten.«
    »Wir helfen uns gegenseitig«, stellte er fest. »Sie sind meine Freundin.«
    Frieda überlegte, ob sie widersprechen sollte, aber es erschien ihr zu kompliziert.

    Er wusste, dass die Katze nicht wirklich eine Katze war, sondern eine Hexe, die nur so tat, als wäre sie eine Katze. Sie sah grau aus und nicht schwarz wie meistens in den Büchern, und sie hatte dicke Fellklumpen am Körper hängen. Normale Katzen besaßen solche Klumpen nicht. Ihre Augen waren gelb und starrten ihn an, ohne zu blinzeln. Sie hatte eine raue Zunge und Krallen, die ihn kratzten. Manchmal tat sie, als würde sie schlafen, aber dann ging plötzlich ein gelbes Auge auf, und er merkte, dass sie ihn die ganze Zeit beobachtet hatte. Wenn Matthew auf seiner Matratze lag, kletterte sie auf seinen nackten Rücken und schlug ihm die Krallen in die Haut, und ihr schmutziges graues Fell brachte seine Nase zum Jucken. Sie lachte ihn aus.
    Wenn die Katze da war, konnte Matthew nicht aus dem Fenster schauen. Es war sowieso schwer hinauszusehen, weil seine Beine so zitterten und das Licht hinter der Jalousie seine Augen blendete, das Licht aus einer anderen Welt. Das lag

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