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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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Pause ein. »Außerdem sind Sie nicht die Sorte Frau, von der ich erwarten würde, dass sie wegen Randalierens in der Öffentlichkeit verhaftet wird. Und nun wirken Sie nicht mal besonders froh darüber, dem Los entgangen zu sein, vor dem sich die meisten Leute ziemlich fürchten – Sie wissen schon: Prozess, Verurteilung, Gefängnis, all das.«
    »Davor habe ich keine Angst«, erwiderte Frieda.
    »Sie sind schon eine harte Nuss«, stellte er fest. Dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck. »Gibt es im Zusammenhang mit dieser Geschichte irgendetwas, das ich wissen sollte? Etwas Kriminelles, meine ich?«
    Frieda schüttelte den Kopf.
    »Was hat er denn dann angestellt?«, fragte Karlsson. »Mit seinen Patientinnen geschlafen?«

    Frieda verzog keine Miene.
    »Ich kann das nicht gutheißen«, erklärte Karlsson, »wir sind hier schließlich nicht in Sizilien.«
    »Es ist mir egal, ob Sie es gutheißen oder nicht.«
    »Immerhin haben Sie mich angerufen.«
    Friedas Züge wurden etwas weicher. »Sie haben recht«, sagte sie. »Es tut mir leid. Und vielen Dank.«
    »Ich bin gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass Sie nach Hause gehen dürfen, und werde Sie auch gleich ein Stück mitnehmen, wenn ich schon mal da bin – aber trotzdem…«, sagte er und klang dabei ein wenig verzweifelt. »Wie sähe die Welt aus, wenn jeder seine Angelegenheiten auf diese Weise regeln würde?«
    Frieda erhob sich. »Wie sieht sie denn aus?«, gab sie zurück.

22
    A m Dienstagnachmittag sagte Frieda zu Alan: »Erzählen Sie mir von Ihrer Mutter.«
    »Meiner Mutter?« Er zuckte mit den Schultern. »Sie war …« – er brach ab und blickte stirnrunzelnd auf seine Handflächen hinunter, als könnte er dort die Antwort finden – »… eine nette Frau«, führte er den Satz schließlich recht lahm zu Ende. »Sie ist schon gestorben.«
    »Ich meine, Ihre andere Mutter.«
    Es war, als hätte sie ihn mit voller Wucht in den Bauch geboxt. Sie hörte das gequälte Stöhnen, als er vor lauter Überraschung die Luft ausstieß. »Was wollen Sie damit sagen?«, keuchte er in leicht gekrümmter Haltung und mit verzerrtem Gesicht.
    »Ich spreche von Ihrer leiblichen Mutter, Alan.«
    Erneut stieß er einen leisen, klagenden Laut aus.
    »Sie wurden doch adoptiert, oder nicht?«
    »Woher wissen Sie das?«, flüsterte er.
    »Man muss nicht zaubern können, um das in Erfahrung zu bringen. Ich habe Ihre Adoptiveltern auf dem Foto gesehen, das in Ihrer Diele hängt.«
    »Und?«
    »Die beiden haben blaue Augen. Ihre sind braun. Das ist genetisch nicht möglich.«
    »Oh«, sagte er.
    »Wann hatten Sie denn vor, mich darüber zu informieren?«
    »Keine Ahnung.«
    »Nie?«
    »Es hat nichts mit meinen Problemen zu tun.«

    »Glauben Sie das wirklich?«
    »Ich bin adoptiert worden. Ende der Geschichte.«
    »Sie sehnen sich nach einem eigenen Kind, und zwar so sehr, dass sich dieser Wunsch in lebhaften Fantasien und anhaltenden Panikattacken äußert. Und Sie glauben, die Tatsache, dass Sie adoptiert wurden, hat nichts damit zu tun?«
    Alan zuckte erneut mit den Schultern. Er blickte einen Moment zu ihr auf, senkte aber sofort wieder den Kopf. Draußen reckte der Kran seinen Arm immer höher in den grellblauen Himmel. Große Schlammklumpen fielen von seinen gezackten Kiefern herab. »Ich weiß es nicht«, murmelte Alan.
    »Sie wünschen sich einen Sohn, der genau so aussieht wie Sie. Die Vorstellung, ein Kind zu adoptieren, widerstrebt Ihnen. Sie wollen Ihr eigenes Fleisch und Blut – mit Ihren Genen, Ihrem roten Haar und Ihren Sommersprossen. Als wollten Sie sich selbst adoptieren, sich selbst retten und umsorgen.«
    »Hören Sie auf!« Alan sah aus, als würde er sich am liebsten die Finger in die Ohren stopfen.
    »Ist es denn ein so großes Geheimnis?«
    »Carrie weiß es natürlich. Außerdem ein Freund, dem ich es mal nach ein paar Drinks verraten habe. Aber warum sollte ich jedem davon erzählen? Das ist doch etwas sehr Persönliches und geht niemanden etwas an.«
    »Nicht einmal Ihre Therapeutin?«
    »Ich hielt es nicht für wichtig.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht, Alan.«
    »Was Sie glauben, ist mir egal. Ich sage Ihnen, dass es so war.«
    »Meiner Meinung nach wissen Sie sehr genau, wie wichtig es ist. Für Sie ist es sogar so wichtig, dass Sie es nicht schaffen, es zu erwähnen oder auch nur darüber nachzudenken.«
    Er schüttelte langsam den Kopf – wie ein müder alter Kampfstier, den jemand mit Spießen traktierte.
    »Manche Geheimnisse

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