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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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anscheinend gerade beim Hauptgang und in ein angeregtes Gespräch vertieft. Frieda durchquerte den Raum und stellte sich neben den Tisch. Er hob den Blick. Er trug eine dunkle Hose und ein schönes Hemd aus einem schwarz-weiß gemusterten, schimmernden Stoff. Sein dunkles Haar war sehr kurz geschnitten, und er wirkte auf eine lässige Art unrasiert.
    »Dr. Rundell?«, fragte Frieda.
    Er stand auf. »Ja?«
    »Mein Name ist Frieda Klein.«
    Er sah sie fragend an. »Frieda Klein. Ja, ich habe von Ihnen gehört, aber …«
    »Ich habe gerade mit einer Patientin von Ihnen gesprochen. Sasha Wells.«
    Sein Blick wirkte immer noch fragend, aber auch misstrauisch. »Worum geht es?«
    Frieda hatte noch nie zuvor jemanden geschlagen. Zumindest nicht richtig. Nicht mit der Faust und auch nicht mit voller Wucht. Sie erwischte ihn direkt am Kinn, woraufhin er rückwärts über den Tisch fiel, den er dabei umriss, sodass dieser samt Essen, Wein, Wasser und den beiden Flaschen mit Essig und Öl auf Rundell landete. Sogar Frieda selbst, die keuchend über ihm stand und ihr eigenes Blut in den Ohren rauschen hörte, war bestürzt über das Chaos, das sie angerichtet hatte.
     
    Als Detective Chief Inspector Karlsson in den Verhörraum trat, bemühte er sich nach Kräften, die Stirn in Falten zu legen.
    »Wenn man die Chance bekommt, einen Anruf zu tätigen, nutzt man sie üblicherweise, um seinen Anwalt anzurufen«, erklärte er, »oder seine Mutter.«

    Frieda blickte mit finsterer Miene zu ihm auf. »Mir sind spontan nur Sie eingefallen.«
    »Sie meinen, im Eifer des Gefechts?«, entgegnete Karlsson. »Wie geht es Ihrer Hand?«
    Frieda hielt ihre Rechte hoch. Sie war mit einem Verband umwickelt, bei dem allerdings an manchen Stellen bereits ein wenig Blut durchsickerte.
    »Es ist ganz anders als im Film, stimmt’s? Wenn man jemanden niederschlägt, steht er nicht einfach wieder auf, sondern ist verletzt. Genau wie man selbst.«
    »Wie geht es ihm?«, fragte Frieda.
    »Es ist nichts gebrochen«, antwortete Karlsson. »Aber er hat scheußliche Blutergüsse, die morgen noch viel schlimmer aussehen werden und übermorgen vermutlich noch schlimmer.« Als er sich über sie beugte und nach ihrer rechten Hand griff, zuckte sie leicht zusammen. »Können Sie die Finger bewegen ?« Sie nickte. »Ich habe schon Leute gesehen, die sich mit einem solchen Schlag sämtliche Knöchel zerschmettert haben.« Er tätschelte ihr Hand ganz leicht, woraufhin Frieda erneut zusammenzuckte, und ließ sie dann los. »Haben Sie übrigens schon mal davon gehört, dass man nicht nach einem Mann treten soll, der bereits am Boden liegt? Wenn ich das richtig verstanden habe, ist Dr. Rundell ein Kollege von Ihnen. Regeln Sie berufliche Differenzen immer auf diese Weise?«
    »Wenn Sie hier sind, um mich unter Anklage zu stellen, dann tun Sie sich keinen Zwang an. Ich möchte es nur möglichst schnell hinter mich bringen.«
    »Die Sache fällt nicht in meinen Zuständigkeitsbereich«, erklärte Karlsson. »Aber ich schätze, unter normalen Umständen müssten Sie mit einer Anzeige wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung rechnen. Ich gehe einfach mal davon aus – Gott allein weiß, warum –, dass Sie keine Vorstrafen haben. Vielleicht kommen Sie mit einem Monat in Holloway davon.«
    »Ich habe keine Angst vor einem Prozess«, sagte Frieda.

    »Tja, so bedauerlich das auch ist, aber ich fürchte, Ihr großer Auftritt vor Gericht wird Ihnen verwehrt bleiben. Ich habe gerade mit dem Beamten gesprochen, der Sie verhaftet hat. Offenbar beharrt Dr. Rundell darauf, von einer Anzeige abzusehen. Mein Kollege ist darüber gar nicht glücklich. Ganz und gar nicht.«
    »Was ist mit dem Restaurant?«
    »Gute Frage«, antwortete Karlsson. »Ich habe die Fotos gesehen. Wissen Sie, ich hatte in der Vergangenheit ja schon öfter mit Fällen zu tun, bei denen der Tatort so zugerichtet war und das Opfer trotzdem von einer Anzeige absah. Was in der Regel aber damit zu tun hatte, dass der Betreffende vorher durch irgendwelche Mafiosi eingeschüchtert worden war. Kann es sein, dass Sie uns etwas verschweigen?« Mittlerweile konnte er ein Lächeln nicht mehr unterdrücken. »Vielleicht einen schiefgelaufenen Drogendeal oder so was in der Art?«
    »Es ist etwas Privates.«
    »Selbst wenn dem so sein sollte«, entgegnete Karlsson, »ist mir noch nie zu Ohren gekommen, dass das Opfer einer solchen Attacke darauf bestanden hat, für den ganzen Schaden aufzukommen.« Er legte eine

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