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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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wurde der Mann vorsichtig aus dem Gebüsch befreit und auf eine Trage gelegt. Er verschwand kurz darauf mitsamt Pias Jacke im Inneren des Rettungswagens.
    Einer der Sanitäter trat noch kurz auf sie zu und sagte: »Gut, dass Sie ihn dort gefunden haben, die Nacht hier draußen hätte er wohl nicht überlebt.«
    »Es war reiner Zufall. Normalerweise parke ich gar nicht hier unten. Ich wohne oben im Rohwedders Gang. Wohin bringen Sie den Mann jetzt?«
    »Ins Marienkrankenhaus. Haben Sie auch die Polizei verständigt?«
    »Ich werde gleich noch auf dem Revier Bescheid sagen. Die kennen mich. Ich bin selbst Polizistin ...«
    »Ach ja?« Er musterte sie in dem schwachen Lichtschein, der aus dem Rettungswagen fiel. Sie musste lächeln, als ihr einfiel, was für einen Anblick sie in diesem Moment bieten musste. Nass, zerschrammt und schmutzig. Als sein Kollege nach ihm rief, hob der Sanitäter zum Abschied kurz die Hand und sprang in den Wagen.
    Pia konnte sich nicht erinnern, den Mann je zuvor gesehen zu haben, aber seine Stimme hinterließ einen Nachklang in ihrem Kopf, als hätte sie sie irgendwann schon einmal gehört. Sie schüttelte unwillig ihren Kopf, der keine Informationen dazu mehr preisgeben wollte. Nachdem sie die Kollegen auf dem Revier in der Altstadt von dem Vorfall unterrichtet hatte, machte sie sich auf den Heimweg.
    Der Abend wurde nicht ganz so entspannend, wie Pia es sich vorgestellt hatte. Der Farbgeruch und die Baufolie in ihrer Wohnung störten erheblich, und kurz befiel sie die Sehnsucht nach einem so gepflegten Zuhause, wie Tom und Marlene es besaßen. Dann dachte sie an die Sorgen, die ihr Bruder hatte, und sie fand ihr eigenes Bett mit einem Glas zu trinken in der einen Hand und der Fernbedienung für den Fernseher in der anderen doch recht annehmbar.
    Das Auffinden des bewusstlosen Mannes am Traveufer hatte sie wieder hellwach und unruhig gemacht. Sie fand auf einem der Programme einen alten Spielfilm und verfolgte mit halber Aufmerksamkeit die vorhersehbare Handlung. Währenddessen wanderten ihre Gedanken immer wieder hinunter zum Traveufer. Die Bilder des Bewusstlosen vermischten sich mit der Erinnerung an den Anblick der Wasserleiche am Strand.
    Tod und Überleben, so dicht beieinander. Solange sie das noch beschäftigte, war an Schlaf nicht zu denken.
    Als die Türklingel schrillte, zuckte Pia leicht zusammen. Ein Blick auf ihren Wecker zeigte ihr, dass es kurz nach halb zwölf war. Wer hatte um diese Uhrzeit noch den Nerv, bei ihr zu klingeln?
    Da sie selbst beim Nachhausekommen die Haustür unten abgeschlossen hatte und es hier so etwas Komfortables wie einen elektronischen Türöffner nicht gab, musste sie wohl oder übel die zwei Stockwerke hinuntergehen, um zu öffnen. Sie streifte sich schnell ihre Jeans über, da sie nur mit T-Shirt und Unterhose auf dem Bett gesessen hatte. Dann tapste sie barfuß die kalte Holztreppe hinunter und hoffte, sich dabei an dem rauen Holz keinen Splitter einzufangen.
    Zum Glück hatte Susanne Herbold, der das Haus gehörte, im letzten Herbst in eine Außenleuchte investiert. So konnte Pia durch das Riffelglas der Haustür im Lichtschein eine orangefarbene Jacke und weiße Hosen ausmachen. Sie schloss die Tür auf und stand dem Rettungssanitäter von vorhin gegenüber. Er hielt ihre Jacke in der Hand.
    »Wie haben Sie mich denn gefunden?«, fragte Pia überrascht.
    »Korittki, Rohwedders Gang. War einfach, selbst für jemanden, der nicht bei der Kripo ist ...«
    »Sie wissen ja gut Bescheid.«
    »Ich habe mich erinnert, woher ich Sie kenne. Letzten September haben wir Sie transportiert, nachdem Sie sich fast aufgehängt hatten.«
    »Ich habe mich nicht aufgehängt, ich wurde aufgehängt«, berichtigte sie ihn automatisch. Ihre Stimme klang rau. Pia wurde nicht gern an diesen Vorfall erinnert. Sie fröstelte, was aber auch an der kühlen Nachtluft liegen mochte. Sie musterte ihr Gegenüber argwöhnisch, weil er sich an etwas erinnerte, was sie aus ihrem Gedächtnis verbannt hatte.
    »Sie waren also damals dabei, sagen Sie? Ich weiß nicht mehr viel von dieser Nacht.« Es war ihr unangenehm, dass diese forschenden braunen Augen sie in einem Zustand gesehen hatten, der mit viel Wohlwollen noch als beklagenswert umschrieben werden konnte.
    »Kein Wunder. Sie standen unter Schock, und wir haben Sie mit Sauerstoff und Beruhigungsmittel vollgepumpt ... Na ja. Ich wollte damals im Krankenhaus noch mal nach Ihnen sehen, aber da waren Sie schon wieder weg.«
    »Es

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