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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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ging mir wieder gut.«
    »Ah ja.« Seine Ungläubigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Einen Moment lang herrschte Stille, da Pia keine Lust hatte, näher auf das Thema einzugehen. Dann sagte er: »Ich wollte Ihnen nur die Jacke wiederbringen. Der Mann, den Sie gefunden haben, hat jetzt ein warmes Bett für die Nacht und wird versorgt. Er wird wohl durchkommen, sagt der Arzt.«
    »Das ist gut. Danke, dass Sie mir Bescheid sagen. Äh, wie heißen Sie eigentlich? Nur für den Fall, dass wir uns ein drittes Mal irgendwo begegnen.«
    »Joost. Hinnerk Joost.«
    »Hinnerk? Das kann ich mir merken.« Sie nahm ihm die Jacke ab und wartete, was er als Nächstes tun würde.
    »Haben Sie morgen Abend Zeit?«
    Ein Überraschungsangriff.
    »Ich ... weiß noch nicht. Eventuell muss ich meinem Bruder helfen ...«
    »Haben Sie Lust auf ein Konzert im Freibad am Krähenteich morgen Abend? Klassische Gitarre. Ich bin mehr durch Zufall an zwei Karten dafür gekommen. Mein Mitbewohner wollte eigentlich mit einer Freundin hingehen, aber er ist krank geworden. Da hat er die Karten mir anvertraut. Um acht Uhr geht es los. »
    »Ich kann es noch nicht sagen. Warten Sie nicht auf mich.«
    Sie wusste wirklich nicht, was sich in Sachen Marlene am morgigen Tag noch ergeben würde. Im Zweifelsfall hatten die Familienangelegenheiten Priorität. Andererseits gefiel er ihr. Etwas jung vielleicht, aber das war schwer einzuschätzen.
    »Ich bin um Viertel vor acht am Eingang. Überlegen Sie sich’s. Und schlafen Sie gut.«
    Er war so geschickt, ihre endgültige Antwort nicht abzuwarten. Er nickte ihr noch einmal kurz zu und wandte sich zum Gehen.
    Pia sah ihm nach, wie er die Mülltonnen umrundete und den Kopf einziehen musste, als er durch den dunklen, schmalen Gang verschwand. Das Letzte, was sie von ihm sah, waren die reflektierenden Streifen an den Ärmeln seiner Jacke. Unmöglich das Ganze, aber irgendwie auch nett.

9. Kapitel
 
    K riminaloberkommissar Rainer Schneekluth war seit mehr als einer Viertelstunde auf dem Gelände der Firma Krüger unterwegs, wurde von A nach B und dann nach C geschickt, ohne die Abteilung, in der Marlene Liebig arbeitete, gefunden zu haben. Er verstand nun, warum die Firmenleitung über eine Verlegung des Betriebes und einen Neubau nachdachte. Schade nur für die Stadt Lübeck.
    Schneekluth hatte ein Foto der Vermissten in seiner Mappe. Die Frau war seit mehr als 60 Stunden abgängig. Der Ehemann hatte sich erstaunlich viel Zeit gelassen, bevor er gestern nach Feierabend seine Frau als vermisst gemeldet hatte. Das machte es der Polizei natürlich schwerer, eine heiße Spur zu finden. Immerhin hatte der Mann gleich ein gutes Foto mitgebracht. Auch das war nicht selbstverständlich.
    Manchmal wunderte er sich, was für Aufnahmen die Leute von ihren vermissten Familienangehörigen anschleppten. Urlaubsbilder, Gruppenaufnahmen mit Gesichtern, die kaum drei Millimeter hoch waren. Frau Liebigs Aufnahme hingegen hätte aus der Mappe einer Modelagentur stammen können. Sie war schön. Er hatte sich ihr Bild nur ein paar Sekunden lang angesehen, doch seitdem wurde er das Gefühl nicht los, dass die zauberhafte Frau Liebig einfach mit einem anderen Kerl abgezogen war. So einfach und grausam konnte das Leben sein. Und daran änderten auch eine Heiratsurkunde und ein kleines Kind nicht viel, das hatte er nun schon mehrfach beobachten müssen. Aber er wollte nicht voreingenommen sein, er hatte sich ausschließlich auf die Fakten zu konzentrieren. Wenn er nur erst die richtige Abteilung gefunden hatte.
    Seine Gedanken schweiften kurz von Marlene Liebig zu seiner Pamela. Die brachte mit ihrem Aussehen zwar keine Männerherzen zum Beben – seines auch nicht –, aber er wusste, was er an ihr hatte. Sie hatte einen Hintern wie ein Mercedes Kombi, aber dafür konnte er mit ihr lachen und reden und Spaß im Bett haben. Ein Adonis war er schließlich auch nicht ...
    Im Augenblick fühlte er sich mehr wie Odysseus auf seiner endlosen Reise durchs Mittelmeer. Gerade bog eine Sirene um die Ecke, die er nach dem Weg fragen konnte. »Den zweiten Gang rechts hinunter, bis zum Ende, dann durch die Glastür, und schon sind Sie da«, gab die junge Frau ihm lächelnd Auskunft.
    Schon! Schneekluths Blick wurde von dem kleinen Kreuzkettchen angezogen, dessen Anhänger fast zwischen ihren schneeweißen Brüsten verschwand. Er straffte die Schultern. Das war der einzige Schwachpunkt in seiner Beziehung zu Pamela. Sie wollte legalisieren, also

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