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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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gesucht.«
    »Nein?«
    »Vielleicht hat euch ja jemand seine Visitenkarte hinterlassen. Ist alles schon vorgekommen.«
    Das schrille, lang anhaltende Geräusch der Türklingel ließ sie zusammenfahren. Die Freunde und Helfer waren schnell zur Stelle in dieser Stadt.

11. Kapitel
 
    P ia erwachte mit dem Gefühl, etwas verloren zu haben. Sie fühlte sich noch benommen, aber an dem gleichmäßig hellgrauen Himmel, den sie durch das Dachflächenfenster über ihrem Bett sehen konnte, erkannte sie, dass die Nacht eindeutig vorüber war.
    Es war halb drei Uhr gewesen, als sie letzte Nacht bei Hinnerk aufgebrochen war. Nachdem die Kripoleute wieder gegangen waren, hatte Hinnerk ihnen dann doch noch einen Kaffee gekocht. Der Abend aber war verdorben gewesen.
    Pia zog sich die Decke über die Ohren, obwohl sie wusste, dass sie nicht wieder würde einschlafen können. Kein angenehmes Dahindämmern mehr, den Traum weiterträumen, wie die Fortsetzung einer Seifenopernfolge. Erotische Fantasien ade, es war zu spät. Das unbefriedigte Verlangen der letzten Nacht würde sie bis in den neuen Tag begleiten.
    Sie kämpfte sich aus dem Bett und rutschte beinahe auf der dünnen Plastikfolie aus, die den Schlafzimmerboden vor Farbspritzern schützen sollte. Pia wankte ins Badezimmer. Das Duschgel war alle, sodass sie sich mit ihrem Haarshampoo waschen musste. Als sie das Wasser abdrehte, hörte sie ihr Telefon klingeln. Sie wickelte sich in ihr Handtuch und tapste durch die kalte Küche.
    Hinnerk war am Apparat. Er erkundigte sich nach ihrer Nacht beziehungsweise dem Rest davon. »Hast du heute Abend Zeit?«, fragte er dann fast beiläufig. Er schaffte es, jeden Anflug von Sehnsucht aus seiner Stimme herauszuhalten, was ihn idiotischerweise umso begehrenswerter für Pia machte.
    »Ich weiß es noch nicht. Bei der schwierigen Situation, in der mein Bruder momentan steckt, möchte ich verfügbar sein, wenn er mich brauchen sollte ...« Wie kompliziert das klingt, dachte sie noch, während sie es sagte. Pia hatte Hinnerk am vergangene Abend kurz geschildert, welche Sorgen sie sich um ihre Schwägerin machten.
    »Ach ja, deine kleine Nichte. Aber irgendwann schläft sie doch bestimmt?«
    »Ich weiß es einfach noch nicht.«
    Playing hard to get? Sie war wirklich unentschlossen.
    »Soll ich dich später noch mal anrufen?«
    Pia wippte ungeduldig mit dem Fuß. »Hast du schon was von der ›Bullerei‹ gehört?«
    »Bist du sauer, weil ich das gestern so gesagt habe?«
    »Quatsch! Ich wollte nur wissen, ob die sich schon bei dir gemeldet haben?«
    »Ja. Die wollen jetzt mit Moritz reden, weil ja in seinem Zimmer eingebrochen wurde, nicht in meinem. Aber daraus wird noch nichts. Ich habe mit Moritz’ Eltern telefoniert, die wiederum mit dem Stationsarzt im Krankenhaus gesprochen haben. Moritz geht es zwar besser, aber er soll noch nicht mit der Polizei reden. Die machen sich angeblich Sorgen wegen seines psychischen Zustandes. Die Ärzte dachten ja zunächst an eine Gastritis oder Salmonelleninfektion. Nun haben sie herausgefunden, dass er irgend so ein Gift zu sich genommen hat. Der Arzt wollte von Moritz’ Eltern wissen, ob er depressiv sei oder schon einmal von Selbstmord gesprochen hat.«
    »Ein Suizidversuch?«
    »Nein, das kann ich mir bei ihm nicht vorstellen. Er hatte manchmal Liebeskummer oder Stress im Job, aber ehrlich, deshalb schluckt man doch kein Gift!«
    »Was denn für ein Gift? Schlaftabletten?«
    »›Aconitin‹ sagen die, ein Pflanzengift. Ich habe noch nie davon gehört ... Sobald Moritz’ Zustand etwas stabiler ist, werden sie ihn wohl selbst dazu befragen.«
    Schon wieder Aconitin? Das hatte sie doch neulich schon einmal gehört.Hatte Ossi das nicht erwähnt? Pias Puls beschleunigte sich bei der Erinnerung an das Telefonat mit ihrem Kollegen.
    »Hinnerk. Darf ich dich heute Abend zurückrufen. Ich muss jetzt dringend ins Büro ...«
    »Ich bin ab fünf zu Hause«, gab er verdutzt zur Antwort, »ich habe Frühdienst heute. Ist irgendetwas?«
    »Nein, alles in Ordnung. Ich melde mich, okay?«
    Das Telefonat endete mit einem leisen, aber deutlichen Missklang. Pia beschloss, ihre halb fertigen Renovierungsmaßnahmen und die leere Duschgelflasche vorerst zu ignorieren. Sie zog sich an und fuhr mit dem Auto zum Polizeihochhaus. Auf der Fahrt fiel ihr ein, dass ihr Fahrrad noch am Krähenteich stand. Oder auch nicht.
 
    »Was willst du denn schon wieder hier? Wohnungsrenovierung bereits beendet?« Das war ungefähr die Art

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