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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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heruntergekommenen Haus aus der vorletzten Jahrhundertwende. Auf dem Namensschild standen zwei Nachnamen, was Pia kurz zögern ließ. Er erklärte ihr, dass er sich die Vier-Zimmer-Wohnung mit Moritz, seinem Mitbewohner, teilte. Doch Moritz war nicht da. Er befand sich seit dem gestrigen Abend wegen einer akuten Gastritis im Krankenhaus.
    Wider Erwarten strahlte die Männer-WG nicht den zweifelhaften Charme ungestörten Junggesellenlebens aus. Pia war neugierig und auch etwas argwöhnisch gewesen, was Hinnerks Refugium anging. Er bewohnte die beiden vorderen Zimmer der Altbauwohnung. Der Raum, in den er sie führte, schien sein Wohn- und Arbeitszimmer zu sein. Eine breite Schiebetür stand offen und gab den Blick in das im Dunkeln liegende Nachbarzimmer frei.
    Pia sah sich um: Zwei Seiten des Zimmers waren vom Fußboden bis fast an die Decke mit Regalen bedeckt. Bücher über Bücher, ein Fernsehapparat und ein alter Videorekorder, darunter eine Reihe mit selbst aufgenommenen Videokassetten, von einer Schicht dickem Staub bedeckt. Auf einem ausladenden Schreibtisch vor dem Fenster stand ein Globus. Eine Weltkarte an der Wand war mit bunten Nadeln gespickt. Pia trat näher. »Warst du da schon überall?«, fragte sie.
    »Ja. Immer wenn ich genug Geld zusammengekratzt habe, fliege ich irgendwohin. Ich würde gern Reiseberichte schreiben, aber bisher hat noch kein Verlag angebissen. Wie es aussieht, werde ich wohl noch eine Weile Rettungswagen fahren ...«
    Neugierig überflog Pia ein paar Buchtitel und die Beschriftungen auf den Videokassetten. Hauptsächlich Berichte aus fernen Ländern, einiges über Geschichte, ein paar Thriller. Hinnerk beobachtete sie amüsiert.
    »Eine schöne Wohnung«, sagte sie, ihren Blick von den verräterischen Büchern losreißend. »Ich wollte auch immer mal Stuck an der Decke haben ...«
    Sie spürte eine überhöhte Selbstwahrnehmung, die ihr in Momenten wie diesem schon manches Mal aufgefallen war. Der Stoff ihrer Hose spannte plötzlich spürbar an ihren Oberschenkeln, und sie fühlte den harten Parkettboden unter den Sohlen ihrer Schuhe.
    »Möchtest du etwas trinken?«, fragte Hinnerk leise. Sie verneinte, tat stattdessen einen Schritt auf ihn zu und zog ihn an sich. Seine Augen waren so braun wie Bitterschokolade und wurden von dichten, dunklen Wimpern umrahmt. Er hatte trotz seines Berufes, der ihn sicherlich schon mit fast unerträglichem Unglück konfrontiert hatte, etwas Unschuldiges an sich. Pia hatte direkt Hemmungen, ihn zu verführen ...
    Seine Hände glitten warm unter ihre Jacke und fuhren ihren Rücken hoch. Wer verführte hier eigentlich wen?
    Er konnte gut küssen. Sehr gut. Eigentlich ging alles ein wenig zu schnell, andererseits war das Leben zu kurz für Verzögerungstaktiken, das war ihr gerade am Strand von Pelzerhaken wieder einmal einprägsam ins Bewusstsein gerufen worden.
    »Der Stuck an der Decke nebenan ist noch viel schöner ...«, bemerkte er.
    »Vermutlich dein Schlafzimmer?«
    »Bei zwei Zimmern kann man eigentlich nur von vermischter Nutzung reden. Aber rein zufällig befindet sich auch ein Bett nebenan, da liegst du richtig.«
    Er roch auch gut. Pias Jacke fiel zu Boden.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich dir einmal so nah sein würde ...«, flüsterte er in ihr Haar. Sie spürte seinen warmen Atem an ihrem Hals und kurz darauf ein sehnsüchtiges Ziehen in ihrem Bauch.
    »Warum nicht?«
    »Nachdem wir dich damals im Krankenhaus abgeliefert hatten, habe ich noch öfters an dich gedacht, aber ich wollte dich nicht einfach so anrufen ...«
    Damit hättest du zu dem Zeitpunkt auch wenig Erfolg gehabt, dachte sie etwas ernüchtert. Die Sterne standen heute eindeutig günstiger. Seine Haut fühlte sich warm und glatt an. Er küsste ihren Hals bis hinunter in die Beuge des Schlüsselbeins. Seine Hände glitten ihren Rücken hinunter zu ihrem Po. Er drückte zu.
    »Oh, nanu, machst du Krafttraining oder so?«
    »Ich fahre Fahrrad.«
    »Ah ja ...« Er zog sie noch näher zu sich heran. »Ich hätte mich eher bei dir melden sollen. Immerhin wusste ich deinen Nachnamen und dass du bei der Polizei bist.«
    »Du hast es nicht getan.«
    »Also war es Schicksal, dass wir uns wieder begegnet sind.«
    »In Lübeck ist die Wahrscheinlichkeit, sich irgendwann mal wieder über den Weg zu laufen, relativ hoch«, entgegnete Pia. Sie dachte, dass man sich aus diesem Grunde auch überlegen sollte, mit wem man leichtfertigerweise ins Bett ging.
    Ein kühler Luftzug strich

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