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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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zog unbehaglich die Schultern hoch. »Er macht sich furchtbare Sorgen, aber er spricht nicht darüber. Er hat scheinbar nicht die geringste Ahnung, was passiert sein könnte. Ich glaube, inzwischen rechnet auch er mit dem Schlimmsten.«
    »Und deine Nichte?«
    »Sie denkt immer noch, ihre Mutter ist verreist. Aber mittlerweile fragt sie natürlich immer öfter nach ihr. Ich möchte da nicht in der Haut von Marlenes Mutter stecken. Die kümmert sich jetzt um Clarissa ...«
    Sie wurden unterbrochen, weil Rainer Schneekluth vom K11 und Heinz Broders aus Pias Abteilung zusammen das Büro betraten. Die Ankunft der beiden zusammen und ihre ernsten Mienen ließen Pia sofort mit schlechten Neuigkeiten rechnen. Obwohl sie seit Tagen auf eine solche Wende der Ereignisse gefasst zu sein glaubte, wurden ihr die Knie weich. Broders wich ihrem Blick aus.
    »Es hat sich etwas Neues ergeben«, tat Schneekluth erwartungsgemäß mit ernster Miene kund. Er machte eine Kunstpause und setzte dann hinzu: »Der Mann, den Sie Horst-Egon Gabler gemeldet haben, weil er eine Aconitinvergiftung hatte, ist identisch mit dem Mann, den ich heute Vormittag wegen Marlene Liebig befragen wollte.«
    Pia schluckte. Keine Todesnachricht. Es war noch nichts entschieden. Dann erst dachte sie über das nach, was sie eben gehört hatte. »Wie bitte? Moritz Barkau und Marlene Liebig sind miteinander bekannt?«
    »Ja, Moritz Barkau ist ein Mitarbeiter von Marlene Liebig. Die beiden kennen sich. Außerdem liegt er seit Anfang der Woche mit einer Aconitinvergiftung im Krankenhaus.«
    »Aber das ist doch ... ganz unwahrscheinlich.«
    Ihren Knien ging es augenblicklich besser, dafür hatte sie das Gefühl, als hätte sie einen Schlag in die Magengrube bekommen. Moritz Barkau war der Mitbewohner von Hinnerk Joost und gleichzeitig der Arbeitskollege ihrer Schwägerin? Heinz Broders sah sie forschend an.
    »Was sagst du dazu, Pia? Ich glaube nicht an Zufälle«, erklärte er selbstgefällig.
    Er hat gut reden, dachte Pia, er steckte ja nicht bis zur Unterlippe in diesem ... Sumpf. »Dazu kann ich noch nichts sagen. Ich bin genauso überrascht wie ihr.«
    »Wollen Sie mich jetzt eigentlich zu der Befragung von Moritz Barkau begleiten?«, fragte Schneekluth eine Spur hämisch.
    Pia versuchte, ihre Gedanken zu ordnen: Ein Kollege von Marlene Liebig lag mit Vergiftungserscheinungen durch Aconitin im Krankenhaus, demselben Gift, das auch Holger Michaelis, der Tote vom Strand, in seinem Körper gehabt hatte. Marlene war seit demselben Wochenende verschwunden wie Holger Michaelis. Dann noch ein Einbruch bei Marlenes vergiftetem Kollegen am Mittwoch, der – zufällig? – der Mitbewohner von Hinnerk Joost war, dem Mann, der Pia aus heiterem Himmel zu einem Konzert eingeladen hatte. Und es hätte mehr daraus werden können. Nicht auszudenken.
    »Woher wisst ihr das überhaupt?«, wandte sich Pia an Broders.
    »Ich habe eben mit dem Oberarzt telefoniert, um ihn über den Aconitin-Fall zu befragen. Ich wollte wissen, ob wir mit dem Vergifteten sprechen können. Da sagte er mir, heute käme schon jemand von der Kripo, das würde allmählich etwas zu viel. Den Rest kannst du dir denken.«
    »Fahren wir jetzt zu dritt?«
    »Wenn du mitwillst.«
    Rainer Schneekluth zerrte am Reißverschluss seiner Windjacke. Er hatte es offensichtlich eilig. Pia sprang auf und griff nach ihrer Jacke auf der Fensterbank.
    »Es kann losgehen. Ich bin dabei.«
 
    Er sah blass aus mit dunklen Ringen unter den Augen. Aus seinem linken Handrücken ragte eine Braunüle. Moritz Barkau trug eines dieser grünen Krankenhaushemdchen, und die hellbraunen Locken, die auf selbiges fielen und ihm ein fast engelhaftes Aussehen verliehen, passten nicht zu seinem Dreitagebart. Die Anwesenheit von drei Kriminalbeamten an seinem Krankenbett schien ihm nicht zu behagen.
    »Nur eine Viertelstunde«, hatte die Krankenschwester gesagt, die sie zum Zimmer von Moritz Barkau begleitet hatte. Sie schien bereitwillig jedwedem Klischee zu entsprechen. »Er darf sich nicht aufregen. Strikte Anweisung vom Oberarzt.«
    »Wir stellen nur ein paar Routinefragen«, hatte Schneekluth erwartungsgemäß erwidert, Pia und Broders hatten mit verschlossenen Mienen daneben gestanden.
    Nachdem sie sich vorgestellt hatten und Schneekluth den einzigen Besucherstuhl annektiert hatte, begann er mit der Befragung.
    Pia hielt sich wohlweislich im Hintergrund. Eine Zeugenaussage ihrerseits wäre unter diesen Umständen vor Gericht nicht mehr

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