Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
Vom Netzwerk:
Moritz Barkaus Hände krallten sich in die Bettdecke.
    »Sorry, das klingt so blöd. Aber Marlene hatte ihre Diät abgebrochen. Sie nahm in der Firma eine Zeit lang solche Diätgetränke zu sich, statt in die Kantine zu gehen. Tom, ihr Mann, sollte wohl nicht merken, dass sie abnehmen wollte. Sie war ja eigentlich auch schlank.«
    »Warum hat sie Ihnen das Zeug dann geschenkt?«
    »Sie sagte, sie brauche es nicht mehr, und da es so teuer gewesen sei und sie wüsste, dass ich auch Probleme hätte, da hat sie es mir mitgegeben.«
    »Wie viel war es, und was haben Sie damit gemacht?«
    »Es waren vier Dosen, und ich hatte sie erst in der Firma aufbewahrt. Am Freitag, als ich einmal mit dem Auto da war, habe ich das Zeug mit nach Hause genommen. Es stand dann bei mir im Küchenschrank, weil ich es eigentlich blöd fand. Aber als Marlene dann weg war ... Sie müssen mich für einen kompletten Idioten halten.«
    Schneekluth verneinte freundlicherweise. Pia kritzelte in ihrem Notizbuch herum. Eine üble Geschichte. Sie würde Hinnerk anrufen müssen, falls auch ihn Diätanwandlungen überfallen sollten und er das Zeug in den Küchenschränken fand. Es schien ziemlich sicher, dass sich das Aconitin darin befunden haben musste. Aber waren die Dosen überhaupt noch in der Wohnung? Immerhin war am Mittwoch im Laufe des Tages bei Moritz Barkau und Hinnerk eingebrochen worden.
    »Sonst haben Sie nichts gegessen oder getrunken, nur diese Diätgetränke?«
    »Ich glaube schon. Es war ein furchtbarer Abend. Ich machte mir Sorgen, war traurig, hatte Hunger ... Ich habe dieses Zeug nur runtergestürzt und mich dann auf mein Sofa gelegt. Kurz darauf bekam ich so ein Brennen auf der Zunge, dann diese Magenkrämpfe. Mir wurde eiskalt, und gleichzeitig hatte ich Schweißausbrüche. Ich habe dann meinen Mitbewohner angerufen, der gerade Dienst hatte. Er ist Rettungssanitäter von Beruf. Er war gerade im Einsatz, und ich konnte ihm nur auf die Box sprechen. Ich wollte dann noch 112 wählen, aber da ging plötzlich gar nichts mehr. Ich konnte nur noch aufs Klo rennen, solche Bauchkrämpfe hatte ich. Als Hinnerk und sein Kollege endlich kamen, ging es mir total mies. Sie haben mich sofort hierher gebracht. Ansonsten wäre es wohl nicht so glimpflich ausgegangen ...«
    Moritz Barkau zuckte vielsagend mit den Schultern.
    »Sie hatten keine Selbstmordabsichten?«
    »Nein! Niemals. Ich wüsste auch gar nicht, wo ich dieses Teufelszeug, dieses Aconitin, herbekommen sollte.«
    »Aber wie ist das Gift in die Diätgetränke gelangt? Waren die Dosen bereits angebrochen?«
    »Nein, Marlene hat mir nur ungeöffnete Dosen geschenkt. Die hatten einen Deckel und darunter so eine Silberfolie zum Abziehen, das weiß ich genau. Allerdings ...«
    »Allerdings was?«
    »Die Folie ließ sich leicht abziehen. Normalerweise ist das doch immer ein Kampf. Aber ich dachte mir natürlich nichts dabei ... Glauben Sie, dass jemand Marlene Liebig vergiften wollte?«
    »Wir wissen es nicht, Herr Barkau.«
    »Wir müssen jemanden in die Wohnung schicken, der das Zeug sicherstellt«, bemerkte Schneekluth.
    Pia unterließ es, zu erwähnen, dass der oder die Einbrecher ihnen wahrscheinlich zuvorgekommen waren, zumal sie nicht wusste, ob Moritz Barkau über den Einbruch in seiner Wohnung überhaupt schon im Bilde war. Er sah jetzt von Minute zu Minute schlechter aus, sodass es ratsam schien, die Befragung zum Abschluss zu bringen.
    »Kennen Sie jemanden, von dem Sie sich möglicherweise vorstellen können, dass er Ihnen oder Frau Liebig mit diesem Gift Schaden zufügen wollte?«
    »Nein, niemanden. Das wäre ja abartig. Frau Liebig war überall beliebt. Sie hatte in der Firma keine Feinde. Und ich, wer interessiert sich dort für mich?«
    »Auch kein ungeschickter Scherzbold?«
    Barkau schüttelte hilflos seine Locken. Auch Pia erschien diese Vorstellung absurd. Das Aconitin war kein Scherz, nicht einmal ein schlechter. Das Böse und Perfide an dieser Handlungsweise, Aconitin in Diätpulver zu platzieren, sprang einem geradezu ins Gesicht. Trotzdem schien der Plan merkwürdig unausgegoren. Normalerweise nahm man nicht zwei oder mehr dieser Getränke auf einmal zu sich, und nicht einmal bei dieser Menge war die Dosis tödlich gewesen. Was hatte der Giftmischer bezweckt? Mittelschwere Übelkeit? Oder konnte man jemanden mit Aconitin schleichend vergiften wie mit Arsen? Hatte jemand damit gerechnet, dass Marlene peu à peu ihren sämtlichen Vorrat zu sich nehmen und daran sterben

Weitere Kostenlose Bücher