Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
Vom Netzwerk:
gedacht, dass mich das so mitnimmt, aber ich weiß gerade nicht, wie ich damit umgehen soll.«
    Hinnerk nickte. Er war ebenfalls aufgestanden, und als Pia heißes Wasser in die Nirostaspüle laufen ließ, griff er nach dem Geschirrtuch. WG-erprobt, der Mann. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte sie darüber lächeln können.
    Sie musste ihn jetzt irgendwie loswerden, wenn sie an den Ermittlungen dranbleiben wollte. Das wenigstens schuldete sie ihrem Bruder: Dass sie dabeiblieb und informiert war, was die Polizei gegen ihn zusammentrug. Er war Marlenes Ehemann, er war automatisch verdächtig!
    Gabler tolerierte in gewisser Weise, dass sie als Marlenes Schwägerin über den Fall Liebig auf dem Laufenden gehalten wurde. Dass Marlenes Verschwinden nun auch noch mit dem Fall Michaelis in Zusammenhang stand, machte die Angelegenheit komplizierter. Weitere Verwicklungen, wie etwa, dass sie mit einem wichtigen Zeugen befreundet war, konnte ihre Objektivität in Gablers Augen zweifelhaft erscheinen lassen.
    Pia gab sich einen Ruck. »Wir sollten uns nicht mehr sehen in nächster Zeit. Es kann meine Beteiligung an den Ermittlungen gefährden, wenn ich Kontakt zu jemandem habe, der in den Fall involviert ist.«
    Hinnerk nahm ihr eine tropfnasse Schüssel ab, um sie abzutrocknen. Er sah ihr in die Augen. »Ich bin nicht involviert. Ich wusste bis vorhin nicht einmal, dass Moritz ein Arbeitskollege deiner Schwägerin ist. Wir teilen uns lediglich die Miete. Wir haben jeder unseren eigenen Freundeskreis. Ich bin auch der von ihm angebeteten Marlene nie begegnet.«
    »Das kann ja sein. Trotzdem hängst du durch den Einbruch mit drin. Wenn der Fall abgeschlossen ist ... bis dahin müssen wir uns aus dem Weg gehen.«
    »Pia. Das ist doch nur vorgeschoben. Sag mir, dass ich dir gleichgültig bin, und ich gehe. Ich lasse diese Schüssel hier fallen«, er lächelte provozierend, »und verschwinde. Aber ich glaube, so ist es nicht ...«
    »Du bist mir gleichgültig. Geh bitte.« Wenn er es unbedingt so haben wollte.
    Er zuckte mit den Schultern und stellte die trockene Schüssel auf den Küchentisch. Dann sah er sie prüfend an und griff nach ihrem Handgelenk. »Pia, glaubst du, dass es dir irgendjemand dankt, wenn du der Polizei dein gesamtes Privatleben opferst? Verdienst du so gut? Gibt es dir wirklich so viel? Ich finde, man begegnet nicht allzu oft einem Menschen, zu dem man sich so hingezogen fühlt wie ich mich zu dir.«
    Sie entzog ihm ihre Hand, gab vor, den Stöpsel aus dem Ausguss zu ziehen wäre wichtiger, als dieses Gespräch zu führen. Warum fanden Grundsatzgespräche eigentlich meistens in Küchen statt?
    »Ich werde, was diese Ermittlungen angeht, kein Risiko eingehen. Außerdem ist es zu viel auf einmal: das mit Marlene, meinem Bruder, dem Kind, diesem Gift ... verstehst du das nicht?«
    »Glaubst du, ich finde das alles lustig? Ich finde meinen Mitbewohner todkrank, sich vor Schmerzen windend in unserer Wohnung. Er schafft es mit Mühe und Not noch ins Krankenhaus. Dann höre ich, dass es Gift war. Ich frage mich, wie dieses Gift überhaupt in unsere Wohnung gekommen ist? Dann wird eingebrochen, aber nichts geklaut, die Spurensicherung stellt zwei Mal hintereinander die Bude auf den Kopf. Das steht mir alles bis hier ...« Er machte eine bezeichnende Geste. »Aber trotzdem geht das Leben weiter!«
    »Das ist überhaupt nicht der Punkt. Das Leben geht in jedem Fall weiter. Die Frage ist doch, läuft es so, wie ich es will, oder wie andere es für mich entscheiden? Ich will wissen, was meine Kollegen unternehmen und herausbekommen. Wenn ich mich weiter mit dir treffe, gefährde ich meine Mitarbeit, und das will ich nicht. Ich werde abwarten, bis der Fall abgeschlossen ist, so oder so.«
    »Die einsame Heldin, die in den Sonnenuntergang reitet? Das ist idiotisch. Gerade in einer solchen Situation solltest du nicht allein sein.«
    »Ich möchte es aber so.«
    Das war eine Lüge. Sie wollte nicht allein sein, aber ihre Vernunft und eine ... Vorahnung, oder was auch immer, ließen es ihr ratsam erscheinen.
    »Okay.«
    Hinnerk blickte ihr starr in die Augen, sein Unterkiefer schob sich etwas nach vorn. Eine Eigenart, die Pia fatalerweise an ihren Bruder erinnerte. Sie wusste aus Erfahrung, dass in dieser Stimmung jedes einlenkende Wort verschwendet war.
    »Ich kann es nicht ändern, Hinnerk.«
    »Gott zum Gruße!«
    Er ging, leichten Spott in seinen dunklen Augen, und hinterließ bei ihr das Gefühl, einen sehr dummen Fehler

Weitere Kostenlose Bücher