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Blaulicht

Blaulicht

Titel: Blaulicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nacke
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Rädern.
    »War’s das?« fragt Zoe und ahnt, dass es das noch nicht war.
    »Wenn Sie so freundlich sein möchten? Brauche ich noch Quark. Und Buttermilch. Verzeihen Sie, dass ich Sie aufhalte. Meine Augen sind nicht mehr gut. Muss ich immer einkaufen allein.«
    »Ist schon in Ordnung.«
    Zoe geht zu den Milchprodukten und stellt dabei fest, dass die Frau aus dem Osten zwar schlecht sieht, aber erstaunlich gut mit ihr Schritt hält.
    »Wieviel Quark? Wieviel Buttermilch?«
    »Viermal Buttermilch, zweimal Quark. Und wenn Ihnen nichts ausmacht – muss ich noch Brot kaufen. Wo ist Brot?«
    Zoe führt sie innerhalb der nächsten Viertelstunde nicht nur zum Brot, sondern auch zum Mineralwasser, zu den Nudeln, zu den Gemüsekonserven, zu den Süßwaren und zur Säuglingsnahrung, füllt die geräumige rollende Einkaufstasche mit Milkatafeln und Aletegläschen, mit Flaschen von Heinz, Tetrapaks von Knorr, Dosen von Bonduelle. Empörung macht sich in ihr breit.
    »Und das lässt man Sie alles allein nach Hause transportieren?«
    »Aber ja … bin ich gewohnt … gehe ich immer einkaufen für Familie … Weg ist nicht weit … bitte schauen Sie«, sie hält Zoe den Einkaufszettel hin, »ist schwer zu lesen. Was haben sie mir da noch aufgeschrieben?«
    Zoe traut ihren Augen nicht. In fetten Großbuchstaben steht auf dem Papier: »NICHT WIEDER STEHLEN! DU KOMMST SOFORT WEG!« Dann entdeckt sie den letzten offenen Posten – »1 kg Zwieb.«. Zoe atmet tief durch, beschließt, während des Einkaufens nicht im Dienst zu sein, und besorgt das Kilo Zwiebeln, das die Bábuschka mit überschwenglichem Dank in Empfang nimmt.
    »Ähm – soll ich Sie zur Kasse begleiten?«
    »Nein, nein! Geht alles gut!«
    Sie verabschiedet sich und steuert das Laufband an, das zu den Kassen im Erdgeschoss führt. Zoe wirft einen kurzen Blick auf das Brot, die Tomaten, den Schafskäse und die Oliven in ihrem Wagen, nimmt sich vor, damit übers Wochenende zu kommen, und begibt sich ebenfalls nach oben, wo sie noch wahrnimmt, wie die alte Frau nur einen Bruchteil ihres Einkaufs aus der Tasche packt, bezahlt, wieder einpackt und unbehelligt den Supermarkt verlässt.
    Als Zoe wieder in die aufgeheizte Welt zurückkehrt, hat sich die Atmosphäre spürbar verändert. Noch sind es zwei Stunden bis zum Beginn des Matchs, aber die zahlreichen Public-Viewing-Bildschirme in Kneipen und Biergärten entfalten offenbar schon jetzt ihre Sogwirkung, und Zoe würde sich nicht wundern, wenn am Polizeipräsidium, das anzusteuern sie sich jetzt doch entschlossen hat, ein Schild hinge »Wegen Fußballübertragung geschlossen!« Sollten Dänemark, Luxemburg oder Tschechien geheime Pläne zur Eroberung Deutschlands haben, so wäre zweifellos jetzt der richtige Zeitpunkt zu ihrer Verwirklichung.
    Was hat sie selbst für einen Plan, fragt sie sich, als sie im Büro sitzt und die Mobilnummer von der Visitenkarte wählt, die sie nicht ohne Skrupel von Kalz’ penibel aufgeräumtem Schreibtisch an sich genommen hat, und gesteht sich ein, dass sie, würden Mattusch oder Kalz oder ein Dozent von der Polizeihochschule Fürstenfeldbruck neben ihr stehen und sie fragen, was sie denn konkret mit ihrem Vorhaben bezwecke, antworten müsste: »Keine Ahnung.«
    Fünf-, sechsmal tutet das Rufsignal, dann meldet sich eine weibliche Stimme mit »Haló?«
    Zoe gibt ein »Hallo!« zurück und fragt: »Spreche ich mit Inspektorin Simaková?«
    »Ano. Ivana Simaková, Polizeiinspektorat Plzeˇn. Wer ist am Telefon?«
    »Zoe Kandeloros, Kripo Nürnberg. Mein Kollege Martin Kalz hat mir Ihre Telefonnummer gegeben.«
    »Sie sind Kollegin von Martin in Norimberk? Und Ihr Name ist – ?«
    »Kandeloros. Zoe Kandeloros.« Und unwillkürlich rutscht ihr über die Lippen: »Sie können Zoe zu mir sagen.«
    »Zoj? Ah. Was ist der Grund für Ihren Anruf, Zoj? Sie haben Glück, dass ich habe Bereitschaft dieses Wochenende. Sonst Sie hätten mich nicht erreicht.«
    »Frau Simaková, Sie könnten mir mit einer Auskunft weiterhelfen. Es geht um … äh … es geht darum, ob Anzeige erstattet wurde wegen … nein, ich möchte wissen, ob es in den vergangenen Jahren Prostituierte gab, die bei der tschechischen Polizei Anzeige erstattet haben wegen Körperverletzung, oder versuchter Körperverletzung durch Strangulation.«
    »Strangulation? Also Würgen, Ersticken?«
    »Ja. Wir verfolgen gerade eine Spur und –«
    »Zoj, ich befürchte, ich kann Ihnen nicht helfen. Ich bin im Inspektorat für Waffen, Munition,

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