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Blausäure

Blausäure

Titel: Blausäure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Tisch zurück?», fragte Race.
    «Die Kleine im grünen Kleid und der alte Knabe. Sie setzten sich, und dann kamen der Blonde mit der Frau in Schwarz, und dann die edle Dame hoch zu Roß und der gut aussehende dunkle Typ. Toller Tänzer! Als sie alle zurück waren und der Kellner damit zugange war, wie ein Verrückter irgendeine Platte auf einer Spiritusflamme zu erhitzen, da beugte sich der alte Knabe vor und hielt eine Art Rede, und dann hoben sie alle wieder ihre Gläser hoch. Und dann passierte es.»
    Christine hielt inne und fügte dann gut gelaunt hinzu:
    «Furchtbar, nicht? Ich hielt es natürlich für einen Schlaganfall. Als meine Tante einen Schlaganfall hatte, brach sie genauso zusammen. In dem Moment kam Pedro zurück, und ich sagte: ‹Schau mal, Pedro, der Mann dort hatte einen Schlaganfall.› Aber Pedro lallte nur: ‹Der is’ aus den Latschen gekippt – nur aus den Latschen gekippt – das is’ alles›, und er war selber drauf und dran, aus den Latschen zu kippen. Ich musste regelrecht auf ihn aufpassen. Die sehen es nicht gern, wenn du in einem Lokal wie dem Luxembourg zu viel trinkst. Deshalb mag ich diese Hispanos nicht. Wenn die besoffen sind, haben sie keine Manieren mehr – man weiß nie, in was für Unannehmlichkeiten sie einen noch bringen.»
    Sie grübelte einen Moment und betrachtete das funkelnde Armband an ihrem rechten Handgelenk.
    «Trotzdem, ich muss sagen, dass sie ausgesprochen nobel sind», fügte sie dann hinzu.
    Sachte lenkte Kemp sie von den Tiefen und Untiefen der weiblichen Existenz zum eigentlichen Thema ihrer Erzählung zurück.
    «Da schwindet unsere letzte Hoffnung auf Hilfe von außen dahin», sagte er zu Race, als sie Miss Shannons Wohnung verlassen hatten. «Und eine exzellente Hilfe wäre es gewesen, wenn die Hoffnung sich erfüllt hätte. Dieses Mädchen ist die ideale Zeugin. Beobachtet alles Mögliche und kann sich korrekt erinnern. Wenn irgendetwas zu sehen gewesen wäre, hätte sie es gesehen. Die Schlussfolgerung lautet also: Es gab nichts zu sehen. Unglaublich! Hexerei! George Barton trinkt von seinem Champagner und geht tanzen. Er kehrt zurück, trinkt aus demselben Glas, das niemand angefasst hat, und Simsalabim, es ist Zyankali darin! Es ist verrückt – ich sage Ihnen – es ist absolut unmöglich, dass es passierte, nur dass es eben doch passiert ist.»
    Er blieb stehen.
    «Dieser Kellner, dieser junge Bursche – Giuseppe hat ihn nie erwähnt. Dem sollte ich einmal nachgehen. Schließlich ist er der Einzige, der in die Nähe des Tisches kam, während sie alle tanzten. Vielleicht steckt doch etwas dahinter.»
    Race schüttelte den Kopf.
    «Wenn er irgendetwas in Bartons Glas geschüttet hätte, hätte das Mädchen es gesehen. Wie Sie sagten, sie ist die geborene Augenzeugin, auch für Details. Hat nichts in ihrem Kopf, worüber sie nachdenken kann, und macht daher von ihren Augen Gebrauch. Nein, Kemp, es muss eine ganz einfache Erklärung für die Sache geben – wenn wir sie nur zu fassen bekämen.»
    «Natürlich gibt es eine einfache Erklärung. Er schüttete es selbst hinein.»
    «Langsam fange ich an zu glauben, dass es wirklich das ist, was geschah – dass es das Einzige ist, was geschehen sein kann. Aber wenn, lieber Kemp, dann wusste er nicht, dass es Zyankali war, da bin ich sicher.»
    «Sie meinen, jemand hat es ihm gegeben? Gegen Verstopfung oder für den Kreislauf – so auf diese Tour?»
    «Möglich wäre es.»
    «Aber wer ist dann dieser Jemand gewesen? Keiner von den Farradays.»
    «Das scheint allerdings unwahrscheinlich.»
    «Ich würde sagen, Mr Anthony Browne scheidet ebenfalls aus. Bleiben zwei Leute übrig – eine liebevolle Schwägerin – »
    «Und eine hingebungsvolle Sekretärin.»
    Sie sahen sich an.
    «Ja», sagte Kemp, «sie hätte ihm etwas von der Art durchaus verpassen können. Ich werde jetzt im Hause Kidderminster erwartet – und was ist mit Ihnen? Gehen Sie ‘mal bei Miss Marie vorbei?»
    «Ich denke, ich knöpfe mir die andere vor – im Büro. Beileidsbesuch eines alten Kumpels. Führe sie vielleicht zum Mittagessen aus.»
    «Das ist es also, was Sie denken?»
    «Ich denke noch gar nichts. Ich schnüffle nur in der Gegend herum, auf der Suche nach einer Fährte.»
    «Sie sollten trotzdem auch Iris Marie aufsuchen.»
    «Bestimmt werde ich mit ihr reden – aber erst einmal möchte ich lieber zu ihr gehen, wenn sie nicht zu Hause ist. Wissen Sie warum, Kemp?»
    «Keine Ahnung!»
    «Weil es dort jemanden gibt, der

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