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Blausäure

Blausäure

Titel: Blausäure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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geklärt werden möge und das Interesse der Öffentlichkeit entsprechend schnell wieder erlischt.»
    «Vielen Dank, Lord Kidderminster. Ich weiß die Haltung, die Sie einnehmen, sehr zu schätzen. Das wird uns unsere Aufgabe erheblich erleichtern.»
    «Bitte fragen Sie uns doch, was immer Sie wissen wollen, Chief Inspector», sagte Sandra Farraday.
    «Verbindlichen Dank, Lady Alexandra.»
    «Nur noch eines, Chief Inspector», warf Lord Kidderminster ein. «Sie haben natürlich Ihre eigenen Informationsquellen, und ich habe von meinem guten Freund, dem Polizeipräsidenten, gehört, dass beim Tod dieses Barton von Mord ausgegangen wird, obwohl es für Außenstehende den Anschein hat, als ob Selbstmord die wahrscheinlichere Erklärung wäre. Du hast es doch für Selbstmord gehalten, nicht wahr, Sandra, mein Liebling?»
    Die gotische Heiligengestalt neigte sanft den Kopf.
    «Letzte Nacht schien es mir ganz offensichtlich», sagte Sandra mit nachdenklicher Stimme. «Wir waren in demselben Restaurant und saßen sogar am selben Tisch, wo sich die arme Rosemary Barton vor einem Jahr vergiftet hat. Wir sind Mr Barton im Sommer öfter auf dem Land begegnet, und er benahm sich wirklich sehr sonderbar – gar nicht wie sonst. Natürlich dachten wir alle, dass der Tod seiner Frau schwer auf ihm laste. Er hat sie sehr geliebt, wissen Sie. Er kam wohl über ihren Tod nicht hinweg, denke ich. So dass uns sein Selbstmord – wenn nicht natürlich, so doch zumindest möglich erschien – während ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, wieso irgendjemand George Barton nach dem Leben hätte trachten wollen.»
    «Ich mir auch nicht», fügte Stephen Farraday schnell hinzu. «Ich bin sicher, dass er keinen einzigen Feind auf der Welt hatte.»
    Chief Inspector Kemp blickte in drei ihn gespannt ansehende Gesichter. Er überlegte einen Augenblick, bevor er sprach. «Besser, ich sag’s ihnen», dachte er im Stillen.
    «Was Sie da sagen, ist sicher ganz richtig, Lady Alexandra», sagte er laut. «Aber es gibt da ein paar Kleinigkeiten, die Sie vermutlich noch nicht wissen.»
    «Wir dürfen den Herrn Chief Inspector nicht drängen», warf Lord Kidderminster schnell ein. «Es liegt ganz in seinem Ermessen, welche Fakten er uns anvertrauen mag.»
    «Besten Dank, Lord Kidderminster, aber es besteht kein Grund, warum ich die Sache nicht ein bisschen näher erläutern sollte. Lassen Sie es mich folgendermaßen zusammenfassen: Bevor er starb, hat George Barton zwei verschiedenen Personen gegenüber die Vermutung geäußert, dass seine Frau nicht, wie allgemein angenommen, Selbstmord begangen habe, sondern dass sie stattdessen von einer dritten Person vergiftet worden sei. Ferner glaubte er, auf der Fährte jener dritten Person zu sein, und das Essen und die Feier gestern Abend, scheinbar zu Ehren von Miss Maries Geburtstag gegeben, waren in Wahrheit Teil eines Plans, mit dessen Hilfe er die Identität des Mörders seiner Frau herausfinden wollte.»
    Einen Moment lang herrschte Schweigen – und in diesem Schweigen fühlte Chief Inspector Kemp, der trotz seiner hölzernen Erscheinung ein sehr sensibler Mann war, das Vorhandensein von etwas, das er als Entsetzen klassifizierte. Es war keinem der Gesichter anzusehen, aber er hätte schwören können, dass es da war.
    Lord Kidderminster fasste sich als Erster.
    «Aber – », meinte er, «könnte es nicht sein – dass diese bloße Vermutung schon darauf hinweist, dass der arme Barton nicht mehr ganz – äh – er selber war? Vielleicht hat ihn das ständige Grübeln über den Tod seiner Frau geistig etwas aus der Fassung gebracht?»
    «Sehr richtig, Lord Kidderminster, aber es zeigt zumindest auch, dass seine Geistesverfassung ganz und gar nicht suizidal war.»
    «Ja – ja, ich verstehe Sie.»
    Wieder herrschte Stille. Dann äußerte Stephen Farraday sich mit scharfem Ton:
    «Aber wie kam Barton denn auf solch eine Idee? Schließlich wissen wir doch, dass Mrs Barton Selbstmord beging!»
    Chief Inspector Kemp bedachte ihn mit einem gelassenen Blick.
    «Mr Barton war anderer Ansicht.»
    «Aber kam die Polizei nicht auch zu diesem Ergebnis?», mischte sich Lord Kidderminster ein. «Es gab damals doch keinen Hinweis auf irgendetwas anderes als Selbstmord?»
    «Die Fakten waren mit Selbstmord zu vereinbaren», sagte Chief Inspector Kemp ruhig. «Es gab kein Indiz, dass ihr Tod von einer anderen Instanz verursacht worden war.»
    Er wusste, dass ein Mann von Lord Kidderminsters Kaliber die exakte

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