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Blausäure

Blausäure

Titel: Blausäure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ihnen ein Geheimnis verraten. Ich habe mich auch nicht gerade blendend amüsiert. Ich war schon die dritte Nacht mit diesem Freund von mir unterwegs, und Himmel, fing der an, mir auf die Nerven zu gehen! Er war ganz erpicht darauf, London kennen zu lernen – besonders die ‹klasse Läden›, wie er sie nannte. Immerhin war er nicht knickerig, so viel sei zu seinen Gunsten gesagt. Jeden Abend Champagner. Wir waren im Compr a dour, im Mille Fleurs und schließlich im Luxembourg – er ist bestimmt auf seine Kosten gekommen. Irgendwie war es sogar ziemlich rührend. Aber seine Konversation war nicht gerade, was man interessant nennt. Stundenlange Berichte von irgendwelchen geschäftlichen Transaktionen, die er in Mexiko unter Dach und Fach gebracht hatte, und die meisten davon hörte ich ja nun schon zum dritten Mal. Und dann kamen alle Mädchen, die er je kannte, an die Reihe und wie verrückt sie nach ihm waren. Da ermüdet man natürlich nach einer Weile. Und eine Augenweide ist Pedro ja auch nicht gerade. Hab mich also auf mein Essen konzentriert und ansonsten ein bisschen im Raum umgeschaut.»
    «Das ist von unserem Standpunkt aus gesehen ganz ausgezeichnet, Miss Shannon!», sagte der Chief Inspector. «Und ich kann nur hoffen, dass Sie etwas gesehen haben, das uns bei der Lösung unseres Problems behilflich sein kann.»
    Christine schüttelte ihr blondes Haar.
    «Ich habe keinen Schimmer, wer den alten Knaben abgemurkst hat – keinen blassen Schimmer. Er trank einen Schluck von seinem Champagner, lief lila an im Gesicht und sackte irgendwie zusammen.»
    «Können Sie sich daran erinnern, wann er davor zuletzt von seinem Glas getrunken hatte?»
    Die junge Frau dachte nach.
    «Warten Sie – ja – es war unmittelbar nach dem Variete-Programm. Die Beleuchtung ging wieder an, und er ergriff sein Glas und sagte etwas, und die anderen sagten auch was. Schien mir ein Trinkspruch zu sein oder so.»
    Der Chief Inspector nickte.
    «Und dann?»
    «Dann fing die Musik an, und sie sprangen alle auf, stießen ihre Stühle zurück und lachten und gingen tanzen. Waren zum ersten Mal ein bisschen aufgetaut. Ist immer wieder toll, was Champagner aus der spießigsten Party macht.»
    «Es blieb niemand allein am Tisch zurück – sie gingen alle zusammen tanzen?»
    «Ja.»
    «Und niemand berührte Mr Bartons Glas?»
    Ihre Antwort kam schnell:
    «Ganz bestimmt niemand. Da bin ich mir absolut sicher.»
    «Und niemand – absolut niemand – kam an den Tisch, während sie weg waren?»
    «Niemand – außer dem Kellner, natürlich.»
    «Ein Kellner? Welcher Kellner?»
    «Einer von den Grünschnäbeln, mit einer Schürze, ungefähr sechzehn. Nicht der eigentliche Kellner. Der war ein zuvorkommender kleiner Kerl, ein bisschen wie ein Affe – ein Italiener, glaube ich.»
    Chief Inspector Kemp zollte dieser Beschreibung von Giuseppe Bolsano ein anerkennendes Kopfnicken.
    «Und was tat er, dieser junge Kellner? Füllte er die Gläser nach?»
    Christine schüttelte den Kopf.
    «O nein. Er hat nichts am Tisch angerührt. Er hob nur ein Handtäschchen auf, das einer von den Frauen zu Boden gefallen war, als sie alle aufstanden.»
    «Wessen Tasche war das?»
    Christine überlegte einige Augenblicke.
    «Ja, so war es», sagte sie dann. «Es war die Tasche von der Kleinen – ein grün und goldenes Abendtäschchen. Die anderen beiden Frauen hatten schwarze Handtaschen.»
    «Was machte der Kellner mit der Tasche?»
    Christine sah sie erstaunt an.
    «Er legte sie nur zurück auf den Tisch, das war alles.»
    «Sind Sie sich ganz sicher, dass er keines der Gläser angefasst hat?»
    «Völlig sicher. Er hob nur schnell das Täschchen auf und rannte schon wieder weiter, weil einer der richtigen Kellner ihn anschnauzte, dass er irgendwo hingehen sollte oder irgendetwas holen und dass alles seine Schuld sein würde!»
    «Und das ist das einzige Mal, dass jemand in die Nähe des Tisches kam?»
    «So ist es.»
    «Aber sicher hätte doch auch jemand an den Tisch gehen können, ohne dass Sie es bemerkt hätten?»
    Hierauf schüttelte Christine sehr entschieden den Kopf.
    «Nein, auf keinen Fall. Sie müssen wissen, dass Pedro ans Telefon gerufen wurde und noch nicht zurückgekommen war, es gab für mich also nichts zu tun, als in die Gegend zu stieren und mich zu langweilen. Ich bin ganz gut, wenn’s darum geht, Dinge zu beobachten, und von da, wo ich saß, gab’s nicht viel anderes zu sehen als den leeren Tisch neben unserem.»
    «Wer kam zuerst an den

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