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Blausäure

Blausäure

Titel: Blausäure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Bedeutung seiner Worte begriff.
    Kemp setzte eine etwas amtlichere Miene auf, als er das Wort an Lady Alexandra richtete.
    «Lady Alexandra, ich würde Ihnen jetzt gern ein paar Fragen stellen, wenn ich darf?»
    «Gewiss doch.»
    Sie wandte ihm kaum merklich den Kopf zu.
    «Sie hatten nicht den geringsten Verdacht, als Mr Barton starb, dass es sich um Mord handeln könnte und nicht um Selbstmord?»
    «Auf keinen Fall! Ich war absolut überzeugt, dass es Selbstmord war. – Und ich bin es immer noch», fügte sie hinzu.
    Kemp überging ihre Bemerkung.
    «Haben Sie im Laufe des letzten Jahres anonyme Briefe erhalten, Lady Alexandra?», fragte er.
    Die Ruhe, mit der sie auftrat, schien durch ehrliche Überraschung erschüttert.
    «Anonyme Briefe? Aber nein!»
    «Sind Sie ganz sicher? Solche Briefe sind sehr unangenehm, und man zieht es meist vor, sie zu ignorieren, aber in diesem Fall können sie von größter Bedeutung sein. Deshalb möchte ich ausdrücklich betonen, falls Sie solche Briefe erhalten hätten, wäre es immens wichtig, mich darüber in Kenntnis zu setzen.»
    «Ja, sicher. Aber ich kann Ihnen nur versichern, Chief Inspector, dass ich nichts dergleichen erhalten habe.»
    «In Ordnung. Sie sagten, dass Mr Bartons Verhalten im vergangenen Sommer sonderbar war. In welcher Weise?»
    Sie dachte einen Augenblick nach.
    «Nun ja, er war unruhig, nervös. Es schien ihm schwer zu fallen, seine Aufmerksamkeit auf das zu konzentrieren, was man ihm erzählte.»
    Sie sah ihren Mann an.
    «Kam es dir auch so vor, Stephen?»
    «Ja, das finde ich sehr treffend beschrieben. Der Mann sah auch körperlich krank aus. Er hatte abgenommen.»
    «Haben Sie irgendeine Veränderung in seinem Verhalten Ihnen und Ihrem Mann gegenüber bemerkt? War er vielleicht etwas weniger herzlich oder jovial?»
    «Nein. Im Gegenteil. Er hatte ganz bei uns in der Nähe ein Landhaus gekauft, wissen Sie, und er schien uns gegenüber recht dankbar für das zu sein, was wir für ihn tun konnten – Kontakte herstellen und Ähnliches, meine ich. Natürlich haben wir uns gefreut, wenn wir behilflich sein konnten, und haben alles sehr gern für ihn und für Iris Marie gemacht – sie ist ein ganz reizendes Mädchen.»
    «War die verstorbene Mrs Barton eine enge Freundin von Ihnen, Lady Alexandra?»
    «Nein, wir waren nicht sehr vertraut.»
    Sie lachte leise.
    «Eigentlich war sie eher Stephens Freundin. Sie fing an, sich für Politik zu interessieren, und er half ihr bei – nun, sich politisch zu bilden – was er natürlich mit Vergnügen tat. Sie war ja eine sehr charmante und attraktive Frau.»
    «Und du bist eine sehr kluge», dachte der Chief Inspector anerkennend. «Ich wüsste gern, wieviel du über die beiden weißt – vermutlich eine ganze Menge.»
    Laut fragte er:
    «Hat Mr Barton denn Ihnen gegenüber niemals die Ansicht vertreten, dass seine Frau keinen Selbstmord verübt habe?»
    «Nein, niemals. Deswegen bin ich ja jetzt so erschüttert.»
    «Und Miss Marie? Hat auch sie niemals über den Tod ihrer Schwester gesprochen?»
    «Niemals.»
    «Wissen Sie, warum George Barton sich ein Haus auf dem Land gekauft hat? Haben Sie oder Ihr Mann ihn auf die Idee gebracht?»
    «Überhaupt nicht. Wir waren ziemlich überrascht.»
    «Aber sein Verhalten Ihnen gegenüber war immer freundlich?»
    «Ja, ausgesprochen freundlich.»
    «Was wissen Sie eigentlich über Mr Anthony Browne, Lady Alexandra?»
    «Ich weiß rein gar nichts. Ich bin ihm gelegentlich begegnet, und das ist alles.»
    «Und wie steht es mit Ihnen, Mr Farraday?»
    «Ich glaube, ich weiß wahrscheinlich noch weniger über Browne als meine Frau. Sie hat immerhin mit ihm getanzt. Er scheint ein liebenswürdiger Zeitgenosse zu sein – Amerikaner, glaube ich.»
    «Würden Sie auf Grund Ihrer damaligen Beobachtung sagen, dass er mit Mrs Barton auf besonders vertrautem Fuße stand?»
    «In dieser Hinsicht verfüge ich über absolut keine Kenntnisse, Chief Inspector.»
    «Ich frage Sie lediglich nach Ihrem persönlichen Eindruck, Mr Farraday.»
    Stephen runzelte die Stirn.
    «Sie waren befreundet – das ist alles, was ich dazu sagen kann.»
    «Und Sie, Lady Alexandra?»
    «Lediglich mein persönlicher Eindruck, Chief Inspector?»
    «Lediglich Ihr persönlicher Eindruck.»
    «Dann würde ich sagen – mit allem Vorbehalt –, dass ich schon den Eindruck hatte, dass die beiden sich gut kannten und sehr vertraut miteinander waren. Wissen Sie, nur die Art und Weise, wie sie sich ansahen –

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