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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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Österreicher ließ sich von der Bemerkung nicht im Geringsten
beeindrucken, er stritt weiter lautstark über den Preis. Als von einer Summe
gesprochen wurde, die für ihn akzeptabel war, wurde er augenblicklich ruhiger,
bezahlte und sagte: »Kommt, wir können jetzt gehen.« Draußen erklärte er: »Ihr
macht das zum ersten Mal mit, aber ich bin schon dreißig Jahre dabei. Die
Beamten auf den Philippinen sind so was von bestechlich, da muss man harte
Bandagen fahren.« Mit vergnügtem Gesicht schritt er neben uns her, und wir
hatten wieder einmal eine Lektion in Sachen Fahrtensegeln gelernt.

Dem Tsunami entkommen
    Unser Taxi fuhr auf einer kleinen Straße, die sich durch
Khao Lak schlängelte. Schließlich hielten wir vor einer der günstigeren
Unterkünfte, die weit oben in der Bucht lagen, nicht direkt am Strand, wo sich
die teuren Hotels und Bars befanden. Wir waren nach Thailand geflogen, weil die
Similian Islands vor Khao Lak unter Tauchern als Hotspot gehandelt wurden.
Kristallklares Wasser. Riesige Korallenblöcke. Leopardenhaie. Davon hatte man
uns vorgeschwärmt. Und weil Stefan bald für ein neues Projekt in Shanghai
arbeiten sollte, schien es nahezuliegen, Weihnachten 2004 nicht bei unseren
Familien im kalten Deutschland zu verbringen. Beginnen wollten wir mit einer
Tauchsafari in Thailand.
    Unseren ersten Tauchkurs hatten wir vor Ewigkeiten in der Türkei
absolviert, und mit jedem Tauchgang wuchs unsere Begeisterung für die
Unterwasserwelt. An die Korallenriffs, die wir ein halbes Jahr zuvor von
Wolfgang Hausners Katamaran aus ertaucht hatten, erinnerten wir uns noch
lebhaft. Doch die Weihnachtstage in Khao Lak sollten aus einem ganz anderen
Grund unvergesslich bleiben.
    Am Vortag unserer Tauchsafari, dem 25. Dezember, begaben wir uns zur
Tauchschule, stellten uns der Crew vor und klärten ab, dass wir alle Sachen,
die wir während unserer fünftägigen Safari nicht mit aufs Boot nehmen wollten,
in der Schule einlagern konnten. Später schrieben wir bei einem Sundowner am
Strand eine SMS an Freunde, Geschwister und Eltern:
»Wir sitzen mit Cocktails in den Händen und den Füßen im Sand von Khao Lak
(hundert Kilometer nördlich von Phuket). Morgen gehen wir auf Tauchsafari.
Fröhliche X -mas, Heike & Stefan.«
    Ganz selten teilten wir auf unseren Reisen mit, was wir für den
nächsten Tag planten. Warum wir es dieses Mal machten – ich weiß es nicht.
Zurück in unserer Backpackerherberge gingen wir früh schlafen, denn am nächsten
Tag sollten alle Teilnehmer der Tour um sieben Uhr morgens im Tauchboot sitzen.
    Das Boot war zweistöckig, zehn Leute passten darauf, statt
Einzelbetten hatte man ein großes Matratzenlager auf dem Oberdeck ausgelegt. Es
gab eine Toilette und einen Duschschlauch an Deck. Der meiste Platz wurde von
den Tauchutensilien beansprucht.
    Unsere Fahrt zu den Similian Islands zog sich einen halben Tag hin.
Die Sonne strahlte vom Himmel, das Wasser changierte in türkisfarbenen Tönen.
Irgendwann schaute Stefan irritiert aufs Wasser.
    Â»Was ist?«, fragte ich beunruhigt.
    Â»Komisch«, antwortete er. »Da kommen Wellen vom Land. Seit wann
kommen Wellen vom Land? Das habe ich noch nie gesehen.« Dann wandte er sich an
den Bootsführer und deutete mit der Hand Richtung Küste: »Käpt’n, das sind doch
Rückwellen – was haben die zu bedeuten?«
    Der Kapitän schaute nach hinten: »Ja, stimmt, das ist seltsam.«
    Das Schauspiel schien ihn aber nicht weiter zu verunsichern, denn er
nahm keine Funkverbindung auf. In seiner ruhigen Art setzte er seinen Kurs
fort.
    Wir zogen unsere Neoprenanzüge an, bauten die Ausrüstung auf,
testeten die Atemregler und sprangen über Bord. Doch unter Wasser erwartete uns
die nächste Überraschung. Das sollte der Top-Tauchspot sein, an den es alle
Welt zog? Die Korallen waren umgeknickt, die Riffs voll mit Sand, kein einziger
Fisch weit und breit. Hatten wir zu viel erwartet? Nein, das konnte es nicht
sein. Uns war klar, da stimmte etwas nicht.
    Als wir wieder auftauchten, blickten wir in enttäuschte Gesichter.
Das war nicht die Tauchsafari, die sich alle vorgestellt hatten. Mehrere Boote
lagen in der Nähe, und als wir uns nach den möglichen Gründen für das
Trauerspiel unter Wasser erkundigten, vernahmen wir die ersten bruchstückhaften
Nachrichten von dem, was geschehen war:
    Â»Eine

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