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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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große Welle hat ein Fischerboot versenkt.«
    Â»Auf den Inseln ist alles verwüstet. Die Häuser sind zusammengebrochen,
da ist nur noch Müll und Dreck zurückgeblieben.«
    Â»Es hat wohl auch einen Toten gegeben.«
    Wenn eine große Welle über die Similan Islands gegangen war und
alles mitgezogen hatte, erklärte dies, warum der Meeresgrund aufgewirbelt war.
Inzwischen war auch der Funkkontakt abgebrochen. Es wurde von Stunde zu Stunde
unheimlicher.
    Â»Am besten wir warten mit dem nächsten Tauchgang«, sagte der Leiter
der Tauchsafari. »Bald hat sich das Meer bestimmt wieder beruhigt, und wir
können mehr sehen.«
    Aber am Abend hatte sich nichts geändert. Erneut schwamm nicht ein
einziger Fisch um uns herum.
    Als alle auf dem Matratzenfeld lagen, startete der Kapitän den
Motor.
    Â»Warum schmeißen Sie den Motor an?«, fragte Stefan.
    Â»Uns wurde gesagt, dass sämtliche Tauchboote zusammenkommen sollen«,
erwiderte der Kapitän.
    Â»Und aus welchem Grund?«
    Der Mann zuckte mit den Achseln. »Es wurden keine Gründe genannt.«
    Am nächsten Morgen – alle Tauchboote hatten sich in einer Bucht der
Similian Islands versammelt – hieß es auf einmal: »Es ist etwas Schlimmes
passiert, etwas ganz Furchtbares, wir müssen zurück an die Küste von Khao Lak.«
    Â»Wieso«, protestierten die meisten, »wir wollen weitertauchen. Was
soll denn schon geschehen sein, dass wir unsere Safari nicht fortsetzen können?
Sieht doch alles ganz friedlich aus.«
    Die Mitarbeiter der verschiedenen Tauchschulen gaben keine näheren
Auskünfte, so sehr wir sie bedrängten. Und sie ließen sich auch nicht
erweichen, von ihrem Vorhaben Abstand zu nehmen, die Rückreise anzutreten.
Geschlossen fuhren die Boote zur Festlandküste zurück, genau 24 Stunden nachdem
wir sie verlassen hatten. 24 Stunden, in denen unsere Eltern gedacht hatten, wir
wären tot.
    In den Nachrichten, die in Deutschland von der »Todeswelle«
verbreitet wurden, hieß es, alle Tauchboote seien verschollen. Und wir hatten
kurz zuvor die SMS verschickt, dass wir auf
Tauchsafari gehen würden. Zu Hause hatte man schon Kerzen für uns angezündet.
Doch davon wussten wir nichts. Es lag nur etwas in der Luft, das war das
Einzige, was wir spürten, denn wir konnten keine Nachrichten empfangen.
    Das änderte sich erst, als wir die Hälfte der Strecke geschafft
hatten. Plötzlich hatte jeder auf unserem Tauchschiff wieder Handyempfang. Auf
Stefans Mobiltelefon – meines hatte ich nicht dabei – waren unzählige SMS , stets mit demselben Inhalt: »Wo seid ihr? Meldet
euch bitte!« Eine Kurzmitteilung war darunter, die sich jedoch von den anderen
unterschied. Sie war von der thailändischen Regierung, beinhaltete eine
Notfallnummer und informierte darüber, dass alle Handynetze für kostenlose
Gespräche freigeschaltet seien.
    Â»Wieso können wir kostenlos telefonieren?« Ich verstand das alles
nicht.
    Stefan kam nicht mehr dazu, eine Antwort zu geben, denn er hatte
bereits seinen Bruder Simon am Telefon. »Was ist denn los?«, fragte Stefan.
»Bei den vielen SMS , die wir bekommen haben, könnte
man denken, die Welt steht kopf.«
    Simon stieß einen Freudenschrei aus, als er Stefans Stimme hörte, so
laut, dass Stefan das Telefon von seinem Ohr weghalten musste. Nach und nach
verstanden wir, warum er so außer sich war. Von Simon erfuhren wir, was sich am
vergangenen Tag in Thailand und in mehreren anderen asiatischen Ländern
ereignet hatte. Von jemandem, der in Deutschland lebte, obwohl wir vor Ort
waren. Absurder konnte es kaum sein. Was er erzählte, vermochten wir anfangs
kaum zu glauben: »Nahe der Insel Sumatra hat ein Seebeben eine gigantische
Flutwelle ausgelöst«, berichtete Simon, »die über alles in dieser Region
hinwegfegte. Es soll die schlimmste Tsunamikatastrophe in der Geschichte der
Menschheit sein. Khao Lak hat es dabei besonders erwischt. Häuser und Hotels
sind eingebrochen, als wären sie aus Pappe. Berge von Leichen wurden im
Fernsehen gezeigt, und nachdem wir eure SMS erhalten haben, dachten wir natürlich, dass ihr … Es war entsetzlich. Die ganze
Nacht haben wir vor dem Bildschirm gehockt und uns all die Bilder angeschaut,
die nonstop ausgestrahlt wurden, in der Hoffnung, wir könnten euch entdecken …«
Simons Stimme stockte immer

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