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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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eigenen Pkw einen Touristen von München nach Ingoldstadt
fahren. Einfach so.
    Auf dem Phuket Airport suchten wir den Schalter der deutschen
Fluggesellschaft auf, an die sich laut der Deutschen Botschaft in Thailand alle
deutschen Touristen wenden sollten. Dort aber sagte man uns: »Wir können nichts
für Sie tun, Sie haben keine Tickets von unserer Fluggesellschaft. Außerdem
werden die Verletzten zuerst ausgeflogen. Sie sehen ja, was hier los ist.«
    Es war wirklich ein einziges Wirrwarr, durch die großen Fenster der
Abflughalle sahen wir ankommende Krankenwagen und Menschen, die aus ihnen auf
Tragen herausgeschoben wurden.
    Â»Es scheint, dass Singapur von der Welle verschont wurde«, sagte
Stefan, nachdem er sich weiter umgehört hatte. »Das Beste wird sein, dort
hinzufliegen.« Zwar hatten wir unsere Wohnung untervermietet, aber wir konnten
mit Sicherheit bei Tom und Carla unterkommen, australischen Freunden, die seit
einem Jahr in dem Stadtstaat lebten; Tom war ein Kollege von Stefan. Eine
andere Idee hatten wir nicht, und zwei Tickets nach Singapur konnten wir für
den nächsten Tag erstehen. Es war aussichtslos, für die Nacht eine Unterkunft
zu finden, und so beschlossen wir, auf dem Flughafen zu übernachten.
    Bevor es dunkel wurde, suchten wir den Strand von Phuket auf. Dort
war die Zerstörung groß, aber lange nicht so gewaltig wie in Khao Lak. Die
Bucht dieses Ferienorts war eng, sodass sich die Welle zu einer Höhe von zehn
Metern auftürmen konnte. In Phuket war dagegen alles weitläufiger. Zugleich
lagen hier viele Hotels direkt am Strand, die ihr Restaurant im Keller hatten.
Es war gerade Frühstückszeit gewesen, als die Flutwelle heranrollte. Das Wasser
überflutete die unteren Geschosse; die wenigsten Menschen kamen lebend aus
ihnen heraus.
    Gleichzeitig musste das Leben für alle anderen weitergehen. Wir
entdeckten kleine Stände, an denen Obst und Wasser verkauft wurde. Überall
lagen Kleiderberge herum, von denen sich jeder nehmen konnte, was er brauchte.
Von einer Szene machte Stefan sogar ein Foto. Ein Ehepaar lag am Strand in
Liegestühlen, der Mann hatte einen typischen Bierbauch, die Körper der beiden
glänzten durch die Sonnencreme, mit der sie sich eingeschmiert hatten. Der Sonnenschirm
war aufgespannt. Sie machten einen entspannten Eindruck, während hinter ihnen,
auf der Küstenstraße, Wagen mit Leichen vorbeifuhren. »Die stehen unter Schock,
die haben die Schotten dichtgemacht«, sagte Stefan leise, damit der Wind seine
Worte nicht zu ihnen hinüberttrug. »Auf so einen Schock reagiert eben jeder
Mensch anders.«

Baju – our baby is born
    Â»Das Schiff ist verkauft.« Stefan löste seinen Blick vom
Bildschirm und drehte sich zu mir um, seine Stimme klang bedrückt. Ich lag auf
dem Sofa und las eines der Segelabenteuer aus unserer Bibliothek.
    Â»Von welchem Schiff redest du?« Soweit ich wusste, hatten wir gerade
kein besonderes Boot ins Auge gefasst. Zwar durchstöberte Stefan Tag für Tag
Internet- und Maklerseiten, auf denen Katamarane angeboten wurden, aber bislang
hatte sich meines Wissens nichts Passendes gefunden. Jedenfalls dachte ich das
bis zu diesem Moment.
    Â»Seit einem halben Jahr schon lässt mich dieser Katamaran nicht los.
Jetzt hat er einen neuen Besitzer gefunden. Wir müssen wieder von vorne
anfangen.« Vollkommen starr saß Stefan vor seinem Laptop. »Heike, hast du
gehört, das Boot ist verkauft?«
    Â»Warum hast du so lange gewartet? Wir hätten es uns doch schon
längst angucken können?« Stefan antwortete nicht, aber im Grunde wusste ich es
selbst, warum er den Bootskauf nicht forciert hatte: Wir fühlten uns in
Singapur inzwischen wohl, ohne dass wir aufs Reisen verzichteten. Fast jede
Woche flogen wir mit unserer Lieblingsairline AirAsia, einer
Low-Buget-Fluggesellschaft, irgendwohin. Einmal rief ich Stefan in seinem Büro
an: »Hab gerade für fünfzehn Euro einen Flug hin und zurück nach Kuching
gebucht – wo liegt das eigentlich genau?«
    Â»Im Norden der Insel Borneo, im malaysischen Teil.«
    Â Zwei Tage waren wir im
Dschungel unterwegs gewesen, hatten einen Nationalpark besucht und dort in
einer einfachen Hütte übernachtet. Schlangen und Skorpione inklusive. Meist
ging es von der malaysischen Grenzstadt Johor Bahru am Freitagabend spät los,
am Sonntagabend kamen wir mit der letzten Maschine

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