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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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Skipperhaftpflicht?
Tausend Dinge waren zu beachten und zu überlegen. Saßen wir abends beim Essen
zusammen, erhielt Stefan eine Zusammenfassung meiner Tätigkeiten, und gemeinsam
wurden Entscheidungen gefällt, wie es weitergehen sollte. Das alleswar ein umfassendes »Management-Projekt«. Monate war ich
damit beschäftigt. Hätte ich gearbeitet, wir hätten das alles nie so schnell
geregelt bekommen.

    Das erste Probesegeln im Juni, also ganze zwei Monate nach
dem Bootskauf, fühlte sich ein bisschen unheimlich an. Wir waren froh, nun
endlich unser eigenes Boot zu besitzen. aber wir hatten auch eine gehörige
Portion Respekt vor dem, was vor uns lag.
    Â»Meinst du, wir kriegen das hin?«, fragte Stefan, nachdem er den
Katamaran zum ersten Mal alleine in einen fremden Hafen manövriert hatte. Es
war eine Zitterpartie gewesen. »Noch sind Antoine und seine Frau Carla da, aber
nach dieser Woche sind wir auf uns allein gestellt.«
    Zum ersten Mal hörte ich aus Stefans Stimme eine leise Unsicherheit.
Wir lagen abends in unserer Kabine, und meine Aufgabe schien es zu sein, seine
Bedenken zu zerstreuen, auch wenn ich sie im Grunde genommen teilte. »Du hast
die Katamarane, die wir gemietet haben, doch auch gut im Griff gehabt. Warum
sollte das jetzt anders sein?«, beruhigte ich ihn.
    Â»Vergiss nicht den Unterschied – zu all den gemieteten Booten gab es
eine Gebrauchsanweisung mitgeliefert. Dies hier ist ein selbst gebauter
Katamaran, da kann man nicht einfach in einem Handbuch nachschlagen, etwa wenn
der Motor ausfällt.« Es war wie eine Prophezeiung, denn Motorprobleme sollten
uns später tatsächlich auf harte Proben stellen.
    Â»Aber es ist genau das Schiff, das wir wollten.«
    Â»Das stimmt«, seufzte Stefan.
    Jetzt lagen wir nur noch still in der Dunkelheit und teilten unser
mulmiges Gefühl. Bei unseren Touren zuvor waren immer mehrere Leute an Bord
gewesen, nun hatten wir uns bewusst entschieden, alleine über den Atlantik zu
segeln. Auch hatten wir noch nie auf uns allein gestellt gefunkt. Aber bisher
hatten wir noch immer alles schnell und problemlos gelernt.
    Aus Stefans Richtung drangen tiefe Atemzüge zu mir hinüber. Er war
eingeschlafen. So schlimm konnte seine Verunsicherung nicht gewesen sein, was
auch mich beruhigt einschlafen ließ.

    Am nächsten Tag schienen alle Bedenken vergessen zu sein,
Stefans Augen blitzten wieder, als er am Steuer stand. Am Ende des Probesegelns
konnten wir es kaum noch erwarten, alles hinter uns zu lassen.
    Â Â»Wie wollen wir unser Baby
eigentlich nennen? Den alten Namen können wir nicht benutzen.« Antoine und
Carla hatten den Katamaran OSÉ getauft. Aber OSÉ gefiel uns gar nicht. Je länger wir darüber
nachdachten, umso weniger. Es war ein französisches Wort und bedeutete »kühn«,
»waghalsig« – aber in unseren Ohren war es nicht klangvoll genug.
    Â»Hast du eine Idee?«, fragte ich Stefan.
    Â» High Tide. «
    Â»Flut? Das finde ich blöd. Klingt außerdem ziemlich angeberisch.
Wenn du einem Surfer in Kalifornien einen Spitznamen geben willst, dann kannst
du ihn High Tide nennen, aber ein Boot …«
    Â»Fällt dir etwas Besseres ein?« Stefan klang leicht verschnupft.
    Tagelang schrieben wir Listen, fanden Namen und verwarfen sie
wieder.
    Â»Was hältst du von Baju – das stammt aus
dem Sanskrit und heißt Windgott.«
    Â»Na klar, jetzt musst du mit deiner Yoga-Schiene kommen …«
Inzwischen war ich ausgebildete Yogalehrerin, das US -Zertifikat
hatte ich in Shanghai gemacht.
    Â»Hast du ein Problem damit?« Jetzt war ich leicht verschnupft.
    Â»Okay, schon gut. Du hast ja recht – und wenn ich mir den Schriftzug
so auf dem Katamaran vorstelle, könnte ich mich sogar damit anfreunden.«
    Später stellte sich heraus, dass der Windgott, an den ich in diesem
Moment gedacht hatte, nicht Baju , sondern Vaju heißt. Aber da hatten wir uns schon längst in den
Namen Baju verliebt, der in großen blauen Lettern auf
dem Bug unseres Katamarans so wunderbar freundlich und verspielt aussah.

    Und dann war der Tag da, auf den wir seit unserem Kennenlernen
in Schweden gewartet hatten. Ende 2007 brachen wir endgültig unsere Zelte ab,
nach vier Jahren in Fernost. In Singapur hatten wie noch einen letzten Gesundheitscheck
durchlaufen, inklusive Zahn-, Augen- und Hautarztbesuchen. Ich bekam neue
Zahnfüllungen und

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