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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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zurück. Manchmal auch erst
ganz früh am Montag.
    Â»Zeig mir mal die Bilder von dem Boot«, sagte ich zu Stefan, der
immer noch niedergeschlagen auf den Bildschirm schaute. »Wenn du schon so lange
mit dem Gedanken gespielt hast, es zu kaufen, dann will ich es wenigstens mal
sehen.«
    Stefan druckte mir einige Fotos aus. Es gefiel mir, vierzehn Meter
lang, Aluminium, keine Luxusausstattung – zu viele Katamarane waren mit einem
Equipment ausgestattet, das wir gar nicht haben wollten. Wir wollten ein
Basisschiff und es mit Sachen aufrüsten, die uns wichtig waren. Wir wollten ein
»No-Nonsense«-Boot. Sogar der Preis hätte gestimmt. Alles schien perfekt zu
sein. Schließlich sagte ich: »Ruf doch trotzdem mal an.«
    Â»Was soll das nützen? Auf der Maklerseite steht eindeutig › sold ‹.«
    Â»Wenn du der Meinung bist, dass es das Boot ist, wirst du dich doch nicht von einem Wort wie ›verkauft‹ abschrecken
lassen.«
    Als hätte er Bleisäcke an den Armen, so langsam wählte Stefan die
Nummer einer Maklerin. Nach einem kurzen Gespräch notierte er sich etwas auf
einem Zettel und sagte: »Der Eigner heißt Antoine, bislang wurde offenbar noch
kein Kaufvertrag unterschrieben. Antoine ist Franzose, hält sich aber in der
Türkei auf, der Katamaran liegt nämlich in einer Marina bei Marmaris. Die Maklerin
hat mir seine Telefonnummer gegeben.«
    Â»Dann steht ja nichts mehr im Wege, Kontakt zu Antoine aufzunehmen!«
Ich ließ nicht locker.
    Â»Heute schaffe ich das nicht mehr.« Bedrückt ging Stefan ins Bett.
    Die nächsten Tage trug Stefan den Zettel mit der Nummer des
Eigners immer bei sich, aber er fürchtete sich zu sehr vor der Nachricht, dass
das Schiff verkauft sein könnte. Als er sich schließlich zu dem Anruf
durchringen konnte, erfuhr er, dass der Katamaran einem Italiener zugesprochen
worden sei, bislang allerdings nur per Handschlag. Stefan redete lange mit
Antoine, und schließlich gelang ihm, was nur einem Menschen wie ihm gelingen
konnte: Er überredete den Eigner, den endgültigen Verkauf noch nicht zu
tätigen, und versicherte, dass er in die Türkei fliegen würde, sobald seine
Arbeit es ihm erlaube. Ohne dass sich Antoine ein Bild von Stefan hatte machen
können oder Geld geflossen wäre, sagte er: »Okay, ich werde warten.« Bevor sie
auflegten, wurde dann doch noch ein fester Termin ausgemacht, das letzte Märzwochenende
2007.
    Â»Wie hast du das nur wieder hinbekommen?«, fragte ich.
    Stefan grinste breit und durchschritt pfeifend unsere Wohnung.

    Für den Kauf des Katamarans blieben nur zwei Tage, Samstag
und Sonntag, länger konnte Stefan seiner Arbeit nicht fernbleiben. »Wie auch
immer«, sagte er frohen Mutes, »an diesem Wochenende wird so oder so die
Entscheidung fallen.«
    Ich flog einen Tag früher in den Südwesten der Türkei – ein Schiff,
auf dem ich leben und segeln sollte, das wollte ich mit eigenen Augen sehen. Aber
nicht nur das: Für den Freitag hatte ich noch einen externen Gutachter
organisiert, der den Katamaran unter die Lupe nehmen sollte. Das Boot lag in
der Marina an Land, und der Motor war komplett auseinandergenommen. Trotz dieser
Widrigkeiten hatte der Experte keine Mängel am Boot feststellen können.
    In der Pension, in der ich übernachten wollte, war ich mit der
Maklerin verabredet. Eine Türkin, die aus Istanbul angereist war, sehr
weiblich, sehr schick. Als ich mich ihr vorstellte, sah sie mich von oben bis
unten an, dann sagte sie: »Sie sind aber jung.« Der Satz war ihr unabsichtlich
herausgerutscht, das konnte ich an ihrem Gesicht ablesen. Sie war völlig
überrascht. Ich passte wohl nicht in ihr Bild von Leuten, die Boote in dieser
Preisklasse erwarben.
    Zusammen stiegen wir in ihr Auto, und nach einer halben Stunde Fahrt
erreichten wir die Marina. Antoine machte auf Anhieb einen sympathischen
Eindruck, groß, schlank, dunkelhaarig, braun gebrannt – ein typischer Segler,
der die Ruhe weg hatte. Vielleicht knapp zehn Jahre älter als Stefan. Das Boot
sah so schön aus wie auf den Fotos – offen und hell. Augenblicklich rief ich
Stefan an: »Super, das Boot müssen wir morgen kaufen!« Nicht, dass Antoine
schon davon wusste. Doch ich hoffte, er würde auf unserer Seite sein.
    Stefan war genauso begeistert wie ich, als er den Katamaran das
erste Mal sah. »Schlaft eine Nacht auf

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