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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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Samaná Bay. An
der Küste sucht man vergeblich nach weißen Stränden und Kokospalmen,
stattdessen herrscht ein Dschungeldickicht mit üppigen Niederungen und karge
Felsen vor. Darüber schwebte ein blauer Himmel mit Wattewölkchen.
    Ein Luxushotel sollte sich auf der Insel befinden, aber anscheinend
fehlte ihm die Kundschaft. Denn weit und breit war am schmalen Küstenstreifen
keine Menschenseele zu sehen. Wir blieben auf unserem Schiff, da es nicht
einmal möglich schien, am Privatstrand ein Feuer zu machen. Am Abend aßen wir
an Bord und legten uns danach schlafen, erfüllt von dem, was wir gesehen
hatten.
    Am nächsten Morgen wachten Stefan und ich gleichzeitig auf. Noch
etwas müde gingen wir an Deck.
    Â»Verdammt!«
    Irritiert blickte ich Stefan an. »Was ist denn?«
    Â»Unser Dinghi ist weg.«
    Tatsächlich, dort, wo sonst Baby Baju an
den hinteren Trägern hing, baumelten nur abgeschnittene Seile.
    Â»Aber wie soll jemand unser Beiboot geklaut haben? Und wieso haben
wir nichts gehört?«
    Â»Gute Frage«, brummte Stefan. »Aber in der Nacht war es ein wenig
windig, möglich, dass wir deswegen nichts bemerkt haben.«
    Â»Ohne Baby Baju sind wir hilflos. Und wir
können auch nicht in den nächsten Laden gehen und ein Alu-Beiboot kaufen, das
genau in unsere Aufhängung passt. Mist!«
    Den Bootsklau konnten wir uns nur so erklären: Die Täter waren in
der Nacht leise herangepaddelt – einen Motor hätten wir gehört – und hatten
genau unter dem Beiboot angehalten, um die Halteschnüre durchzuschneiden.
Danach waren sie mit unserem Dinghi davongepaddelt.
    Â Â»Und wie kommen wir jetzt an
Land?«
    Guter Rat war teuer. Nach einigem Herumkramen entdeckte Stefan, dass
wir noch das alte Gummischlauchboot von Antoine 
besaßen sowie ein Paddel. Das Gummiboot pumpten wir auf, gleichzeitig
verlegten wir unseren Ankerplatz so nahe wie möglich an das nächstgelegene
Dorf. Befreundete Segler hatten uns erzählt, das man Diebesgut oft zurückkaufen
kann, das wollten wir nicht unversucht lassen.

    Kurz nachdem wir in das Behelfsbeiboot gestiegen waren,
riss die Bodenplane, und wir saßen mit den Beinen im Wasser. Abwechselnd
paddelte einer, der andere musste sich krampfhaft festhalten, um nicht ins Meer
zu fallen. Dennoch kamen wir einigermaßen trocken an und erkundigten uns nach
der Comandancia, einer Mischung aus Militär und nationaler Polizei. Auf
Spanisch erklärte ich auf der Dienststelle, was geschehen war, wir würden für
den Finder auch eine Belohnung von 200 Dollar aussetzen.
    Damit jeder wusste, wie Baby Baju aussah,
holte Stefan ein Foto von dem Dinghi hervor, das er noch auf dem Boot
ausgedruckt und in Folie eingeschweißt hatte. Die Männer hörten uns nur mit
regungslosen Mienen zu. Sie schienen nicht das geringste Interesse daran
aufzubringen, dass wir unser Dinghi wiederfanden. Schließlich nickten sie und
meinten, man würde das Foto aufhängen und sich umhören.
    In den nächsten zwei Tagen umsegelten wir die Bucht und suchten
jedes Fischerdorf auf, das wir ausmachen konnten. Auch dort verteilten wir ein
in Plastik eingeschweißtes Bild von dem Beiboot, darüber war in großen Lettern
die Prämie gedruckt.
    Letztlich »fanden« die Polizisten Baby Baju am anderen Ende der Bucht, in der wir lagen. Es hätte mich gewundert, wenn es
nicht so gewesen wäre. Die Prämie übergaben wir natürlich nicht den Beamten,
sondern einem Mittelsmann. Die offiziellen Ermittler erklärten, der Mann würde undercover für sie arbeiten und hätte »hervorragende
Verbindungen«. Alles wurde uns wortreich vorgetragen, unergründlich blieb die
ganze Geschichte dennoch. Aber letztlich war es uns egal. Hauptsache, wir
konnten unser Boot gegen 200 Dollar von der Polizei zurückkaufen.
    Baby Baju war komplett ausgeplündert
worden. Nicht nur die Dinge, die ihn ihm gelegen hatten (Schuhe, Paddel, Benzinkanister),
waren weg, auch hatte man unseren neuen Zwei- PS -Yamaha-Außenborder
abmontiert, den wir in Venezuela erstanden hatten. Nach und nach wurde uns
klar, dass diejenigen, die das Beiboot entwendeten, sich überhaupt nur für den
Motor interessiert hatten. Der war in ihren Augen wertvoll gewesen. Er war so
wunderbar leicht, dass ich das Dinghi mit Motor allein an den Strand ziehen
konnte.
    Entschlossen guckte ich mir einen der Männer aus, den

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