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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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Amerikanern gepachteten Stützpunkt in derBahía de
Guantánamo mit dem für seine Folterungen berüchtigten und gesetzlosen
Gefangenenlager des US -Militärs. Alles war hell
erleuchtet wie der Hamburger Containerhafen, während die kubanische Küste
komplett dunkel war. Das Gelände war von Stacheldraht umzäunt. Über Funk hörten
wir einzig amerikanische Stimmen.
    Â»Nur noch zwei Seemeilen bis Santiago de Cuba«, verkündete Stefan
schließlich. »Wir müssen uns darauf einstellen, dass in den nächsten Stunden
Scharen von regierungstreuen Leuten die Baju entern
werden.«
    Â»Die Geschenke sind zurechtgelegt«, erklärte ich verschmitzt. »Wird
schon glattgehen.«
    Der Wind wehte angenehm von hinten, war nicht zu schwach und auch
nicht zu stark, als wir unser Ziel erreichten. Und aus dem Einklarieren wurde
wahrhaftig ein Spektakel: Vertreter von sieben verschiedenen Einrichtungen der
kubanischen Regierung suchten der Reihe nach unseren Katamaran auf.
    Die erste Delegation – ein Arzt und eine Krankenschwester, erkennbar
an ihrer Schwesterntracht – nahm sich auf besonders gründliche Weise unserer
Gesundheit an:
    Â»Fühlen Sie sich krank? Haben Sie Fieber?«
    Â»Ã„hh, krank, Fieber? Nein.«
    Â»Dann ist alles in Ordnung.«
    Damit war die ärztliche Untersuchung auch schon vorbei. Auf die
medizinische Delegation folgte ein Mann, dem man seine Funktion nicht sofort
ansehen konnte. Er stellte sich mit einer Bezeichnung vor, die ich nie zuvor
gehört hatte, da halfen auch meine Spanischkenntnisse nicht weiter. Der Mediziner
und die Krankenschwester machten unterdessen keine Anstalten, den Katamaran zu
verlassen. Sie fühlten sich offenbar wohl an Bord. Wir unterhielten uns und
tranken Cola.
    Dann stellte der mysteriöse Mann seine erste Frage: »Haben Sie
Mücken an Bord?«
    Ob es Mücken auf einem Segelboot gibt? Natürlich konnte gerade eine
in die Kabine geflogen sein, wer hätte das verhindern können? Immerhin lagen
wir schon Stunden am Pier. Da konnte schon alles mögliche an Bord
herumfleuchen.
    Plötzlich entdeckte er etwas.
    Â»Ah, das ist ein Moskito!«
    Â»Nein«, widersprach ich. »Das ist eine Fliege.«
    Wäre die Fliege eine Mücke gewesen, wer weiß, ob wir das gesamte
Boot mit einem Insektenvernichtungsmittel hätten einsprühen müssen oder mit
einem anderen scheußlich stinkendem Desinfektionsmittel.
    Auch der Moskitobeauftragte hatte es nicht eilig, unser Schiff
wieder zu verlassen und setzte sich zur stetig wachsenden Crew an unseren
Tisch. Jetzt begann der für Lebensmittel zuständige Mann jede Papaya und jede
Kartoffel umzudrehen. Mit den Eiern, die wir in der Dominikanischen Republik gekauft
hatten, zeigte er sich besonders unzufrieden. Als wir ihm einen Deal
vorschlugen – er könne von den 21 Eiern sechs behalten, wenn er uns die
restlichen überlassen würde –, schien er keine Probleme mehr mit ihnen zu
haben, ließ es sich aber nicht nehmen, die Verpackungen der fünfzehn Eier zu
verplomben.
    Â»Was soll das denn nun wieder? Wir können die Eier nicht essen, wenn
sie versiegelt sind«, protestierte ich. Auch würden wir länger auf Kuba bleiben
wollen, bis dahin würden die Eier längst vergammelt sein. Der Mann lächelte
mich an, zuckte aber nur bedauernd die Schultern und sagte: »Anweisung vom
Chef.«
    Ich versuchte es nochmals, betont freundlich, aber auch mit einem
gewissen Nachdruck: »Zum Frühstück brauchen wir Eier.«
    Der Eierbeauftragte überlegte und nach einer Weile hatte er eine
Lösung parat: »Ich werde wiederkommen und jede Verpackung einzeln öffnen.« Er
nickte eifrig, so angetan war er von seinem eigenen Einfall.
    Und so skurril es auch war, er erschien drei Tage später, und unter
seiner Aufsicht durfte ich der Packung drei Eier entnehmen. Diese Prozedur
wiederholte sich, bis alle Eier verbraucht waren. Klar, dass er dabei noch das
eine oder andere abstaubte.
    Auf die Insekten- und Eierbeauftragten folgte ein Mann vom Zoll in
Uniform und mit einem Spürhund an seiner Seite, der aber nichts fand. Danach
kam ein Immigrationsbeauftragter (er hatte sein Stempelkissen vergessen, sodass
er unsere Pässe mitnehmen musste) sowie jemand vom Hafenmeisteramt, der uns
darüber informierte, dass die Liegegebühr an der Pier rund dreißig Euro die
Nacht kosten würde.
    Jedem neuen

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