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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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von seinem Cuba Libre, den Albert ihm hingestellt
hatte. »Das ist auchFlucht, kein Mensch will auf Dauer
allein sein. Ihr könnt zusammen besprechen, was euer nächstes Ziel ist. Das
motiviert ungemein. Ich muss allein mit mir ausmachen, ob ich nun lossegeln
will oder nicht – da kann man ganz schnell mal irgendwo hängen bleiben, wenn es
keine treibende Kraft gibt.«
    So hatte ich das noch nicht gesehen. Zlatan hatte niemanden, mit dem
er über Jahre einen Traum hatte verfolgen und verwirklichen konnte. Was Stefan
und mich miteinander verband – das war ein Glücksfall. Alles konnten wir zu
zweit machen.
    Ein überraschender Nebeneffekt unserer Bekanntschaft mit Zlatan und
den detailfreudigen Erzählungen von seinen schillernden Affären war, dass auch
unser Liebesleben beflügelt wurde. Ständig herrschte eine Flirtstimmung um ihn
herum, und Stefan und ich fingen wieder an, uns zu überlegen, welches T -Shirt wir am Abend anziehen wollten. Nach und nach
hatten wir nämlich kaum noch darüber nachgedacht. Vielleicht hingen unsere
intensiven Gefühle auch mit dem Seglerspruch zusammen, den wir unterwegs gehört
hatten: »Wenn man es als Paar vom Mittelmeer in die Karibik geschafft hat,
bleibt man für immer zusammen.«
    Zlatan wiederum ließ sich von unserer Segelleidenschaft infizieren.
Nachdem die Hurrikansaison im Dezember 2010 vorbei war, verließ er tatsächlich
nach uns seine Marina auf dem Río Dulce. Wir hatten uns für Silvester auf Caye
Caukler verabredet, der Backpacker-Insel in Belize. Weder Stefan noch ich
glaubten daran, dass wir ihn wiedersehen würden. Aber er hielt sich an sein
Versprechen, und wir feierten zusammen eine verrückte Silvesterparty. Barfuß am
Strand, wild, frei, ungezwungen.
    Wir trafen ihn ebenfalls auf den Bay Islands wieder, danach in
Panama, in der Küstenregion Bocas del Toro, auf seiner Brasina hatte er sogar eine Frau dabeigehabt, eine Schwedin namens Vanessa.
    Â»Wie ist denn das geschehen?«, fragte Stefan mit einem frechen Grinsen.
    Â»Na ja«, sagte Zlatan, »Vanessa und ich hatten Sex miteinander, und
ich suchte gerade Backpacker, die nach Bocas mitsegeln wollten. Kurz überlegte
ich, dann meinte ich zu ihr: ›Sex kriegst du umsonst von mir, aber für die
Fahrt musst du bezahlen.‹ Sie ließ sich auf den Deal ein.«
    Typisch Crazy Zlatan. Laut lachten wir auf.
    Damit er seinem Ruf treu blieb, hatte er in Bocas del Toro noch
etwas mit einer anderen Frau laufen, die in einer Bar arbeitete. Sie sah sehr
sexy aus, eine Argentinierin, die ab und zu als Model jobbte. Vanessa erfuhr
von ihrer Nebenbuhlerin, als sie die Bar besuchte. Kompromisslos stellte sie
Zlatan zur Rede – Stefan und ich saßen am Nebentisch und konnten alles hören.
Doch nach ihrer temperamentvollen Diskussion war alles wieder in Ordnung.
    Â»Was, deine Freundin verzeiht dir?«, fragte ich erstaunt. »Obwohl du
etwas mit der Argentinierin hattest?«
    Â»Ja«, meinte Zlatan, »es ist alles wieder eingerenkt. Ich werde sie
nicht mehr treffen. Aber es gibt ja noch andere Frauen …«
    Ich erinnerte mich an eines unserer Gespräche in der Casa Perico, da
hatte er mich gefragt: »Heike, glaubst du an die Liebe nach der Liebe?« Im
ersten Moment reagierte ich erstaunt. Aber je länger ich ihn betrachtete, umso
klarer wurde mir, warum er diese Frage gestellt hatte: Er musste von einer Frau
so verletzt worden sein, dass er bislang nicht darüber hinweggekommen war.
Zlatan glaubte nicht an eine Liebe nach der Liebe. Er hatte nur an die eine
Liebe geglaubt, die ihn so verwundet zurückließ, dass er niemand mehr an sich
heranlassen wollte. Und das mit 27 Jahren. Meine Antwort war: »Ich sehe das
anders als du, ich glaube an eine Liebe nach der Liebe.«

Ein Segelloft im Dschungel
    In der Casa Perico lernten wir viele weitere Auswanderer
kennen, darunter Rolf. Eines Abends, er saß gerade vor seinem Lieblingsgetränk,
Cuba Libre, erzählte er uns, dass er Deutscher sei und sich mit seiner Frau
Anna in Guatemala niedergelassen habe.
    Â»Und was macht ihr jetzt hier?«, fragte Stefan.
    Â»Wir haben uns am Fluss ein Stück Land gekauft und betreiben eine
Farm. Besucht uns doch mal! Wir wohnen nur ein bisschen abseits, an einem
Nebenarm des Río Dulce, in der Nähe der Texan Bay Marina.«
    Wir versprachen am Ende des Abends, seiner Einladung zu folgen. Und
eines Tages

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