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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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wir sie uns zulegen. Ich zeige dir dann
auch, wie man schießt, damit du sie im Notfall benutzen kannst.«
    Und nun saßen wir mit Colin zusammen, ein heftiger Tropenguss ließ
den Regen in Strömen vom Himmel fallen, und eine Waffe schien zum Greifen nah.
    Â»Ihr wollt weiter nach Honduras. Auf dem Weg nach Panama kommt ihr
an kolumbianischen Inseln vorbei, eine gefährliche Ecke«, sagte unser
Bootsnachbar, während er mit nachdenklichem Blick auf den Río Dulce blickte.
»Ihr müsst euch verteidigen können. Natürlich könnt ihr in Karawane segeln,
aber mir scheint, das ist nicht so euer Ding.«
    Da lag Colin ganz richtig. Sich mit anderen Seglern zusammenzutun,
kam für uns nicht wirklich infrage. Bei einem langsameren Schiff vor uns hätten
wir ständig Fahrt reduzieren müssen – und damit war zu rechnen, denn die Baju war ziemlich schnell.
    Und wenn ein Schiff in einer Karawane angegriffen wurde, was würde
man selbst tun? Hätte man tatsächlich den Mut, umzudrehen und zu helfen? Sich
in Gefahr zu begeben? Sein eigenes Leben zu riskieren?
    Das waren Fragen, mit denen man sich nur ungern auseinandersetzte.
    Â»Aber sollten wir bedroht werden«, warf ich in die Diskussion ein,
»ich glaube nicht, dass ich auf andere Menschen schießen würde, auch wenn sie
uns im Visier haben. Oder doch?« Plötzlich war ich mir nicht mehr so sicher. Was hätte ich getan, wenn ich in der Nacht im Dschungel Nuku Hivas
eine Waffe gehabt hätte? Hätte ich abgedrückt?
    Â»Du kannst aber zumindest einen Warnschuss abgeben«, meinte Stefan.
»Dann wissen die Piraten, dass du bewaffnet bist. Ich habe gehört, dass sie in
solchen Fällen oftmals umkehren und erst gar nicht an Deck kommen.« Zu Colin gewandt
sagte er: »Selbst wenn wir eine Waffe wollten, wir können kaum in einen
Waffenladen gehen und einfach eine kaufen.«
    Â»Das ist auch nicht nötig. Ich habe eine Waffe für euch«, stellte
Colin mit seinem üblichen Grinsen fest, stand auf und holte von seinem Boot
zwei Verteidigungswaffen, eine Pistole und eine Schrotflinte, die er offen auf
den Tisch legte.
    Mir blieb das Herz fast stehen – auf dem Fluss fuhr gerade ein
patroullierendes Polizeiboot vorbei, und ich war mir sicher, dass unser Nachbar
keinen Waffenschein besaß. Aber er geriet überhaupt nicht in Panik, dabei hatte
er das Staatsschiff ebenfalls registriert. Als die Polizisten außer Sichtweite
waren, atmete ich tief durch.
    Â»Du kannst die Waffen ruhig anfassen«, sagte Colin, immer noch
unbeeindruckt. »Aber pass auf, sie sind geladen. Eine ungeladene Waffe an Bord
ist nämlich eine große Dummheit.« Doch dann überlegte er es sich anders. Bevor
er uns die Waffen in die Hand drückte, ließ er die Patronen auf den Tisch
fallen. Es war eine Szene wie aus einem Western.
    Vorsichtig nahm ich die Schrotflinte in die Hand, eigentlich
brauchte ich zwei Hände, so schwer war sie. Danach die Handfeuerwaffe, die
wesentlich leichter war.
    Â»Hier ist ein Gürtel, Heike. Wenn du den umlegst, dann siehst du
supersexy aus.«
    Â»Und was ist der Unterschied zwischen den beiden Dingern?«, fragte
ich, den Gürtel ignorierend.
    Â»Die Pistole ist mehr für den Nahbereich, die Flinte für größere
Entfernungen.«
    Â»Und was willst du für die Pistole haben?«, fragte Stefan. Jetzt
ging es bereits ums Geschäftliche.
    Â»300 Dollar cash auf die Kralle«, erwiderte Colin. »Dazu bekommt ihr
noch vierzig Schuss Munition.«
    Â»Okay, der Deal ist gemacht«, sagte Stefan.
    Als wir einmal darüber gesprochen hatten, was eine Waffe kosten
könnte, war Stefan von einem höheren Preis ausgegangen. Colin wollte uns nicht
übers Ohr hauen, also wurde auch nicht weiter verhandelt. Der Preis war
akzeptabel, und damit war die letzte Hürde für einen Waffenkauf gefallen. Wofür
unser Nachbar das Geld brauchte, erzählte er uns nicht. Wahrscheinlich, um
seine Ladung Stringtangas oder seine Prostituierten zu bezahlen.
    Colin ölte die Waffe, anschließend steckte er sie erst in alte weiße
Tennissocken, dann in eine Plastiktüte. Dabei sagte er: »Es ist ganz wichtig,
sie zu reinigen und zu ölen, sonst verrostet sie.«
    Mit der Plastiktüte gingen wir zurück auf unser Boot – und waren auf
einmal überfordert. Wir hatten eine Waffe an Bord, obwohl wir niemals eine
haben

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