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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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machten wir uns spontan auf den Weg zu ihm, ohne Verabredung.
    Obwohl Rolf uns in der Casa Perico den Weg genau beschrieben hatte,
es war uns partout nicht möglich, die Einfahrt zum Nebenarm des Río Dulce zu
finden. Wir mussten schließlich einen Einheimischen fragen, der gerade dabei
war, einige Boote zu reinigen, die an Bojen hingen. Er zeigte uns die Einfahrt
zum besagten Nebenarm. Sie war derart zugewachsen, wir hätten sie ohne Hilfe
nicht entdeckt.
    Nach weiteren fünfzehn Minuten Fahrt fragte ich misstrauisch: »Sind wir
hier wirklich richtig?«
    Â»Glaub schon«, meinte Stefan. »Ich erinnere mich, wie Rolf sagte, am
Ende der Strecke würde das Wasser so seicht sein, dass man nicht mehr den Motor
benutzen könne. Ich denke, diesen Punkt haben wir gerade erreicht.«
    Also paddelten wir. Gut, dass unser Dinghi aus Alu war, ein
Schlauchboot hätte bei den Hindernissen, die auf dem Flussgrund lauerten,
einige Löcher davongetragen. Hin und wieder mussten wir auch aussteigen, um
verschiedene Stacheldrahtgatter auf- und wieder zuzumachen. Sie markierten wohl
die Grenze zwischen dem Dschungel und dem Land, das Rolf und Anna gehörte.
    Das Flüsschen war jetzt so schmal, dass ich vom Boot aus meine Hände
ausstrecken und das saftige Gras berühren konnte. Wir waren wirklich im
Nirgendwo gelandet.
    Plötzlich sahen wir einen lichten Platz mit einer Anhöhe, auf der
ein Holzhaus stand. Das musste die Farm der beiden Deutschen sein. Freudig
entdeckten wir im nächsten Moment Rolf und Anna, die den Hügel herunterrannten,
und als sie näher kamen, sahen wir, dass Anna ein Kind auf dem Arm trug.
    Â»Wir haben längst den Motor gehört«, rief Rolf, als die kleine
Gruppe in Hörweite war, »da wussten wir, dass jemand kommt. Ein großes
Ereignis, oft geschieht dies hier draußen nicht. Genau genommen seid ihr erst
der zweite Besuch, dabei wohnen wir schon sechs Jahre hier.«
    Mich wunderte es nicht. Bei einer solchen Anreise überlegte es sich
jeder mehrmals, ob er die Strapazen auf sich nahm.
    Baby Baju wurde jetzt vertäut. Das dichte
Dschungelgrün war durch eine lichte Wiesenlandschaft abgelöst worden. Seit
Wochen hatten wir keine offenen Flächen mehr gesehen, schon gar nicht Kühe, die
auf diesen weideten. Pferde grasten in der Ferne, dort, wo wir auf dem Hügel
die Farm ausmachen konnten: Sie war in Eigenregie komplett aus Holz gebaut und
sah fast ein bisschen wie eine Almhütte aus. Dies war das Zuhause von Rolf,
Anna, den zwei jungen Landwirten, und ihren zwei Kindern. Der Junge, Paul, war
drei, seine Schwester Flora knapp ein Jahr alt. Paul hopste ständig um uns herum,
freute sich wie ein Schneekönig, uns auf dem Weg zur Ranch alles zeigen zu
können.
    Nachdem wir im eigenen Ofen gebackenes Brot und selbst gemachten
Käse verspeist hatten, durfte Stefan eine Runde mit dem Traktor fahren, danach
philosophierten die beiden Männer ausgiebig über ein Wasserrad, mit dem
ausreichend Strom vorhanden wäre, um ein ganzes Kühlhaus zu unterhalten.
    Â»Jetzt ist es zu spät, nach Hause zu fahren«, konstatierte Rolf
schließlich. »Gleich ist es stockfinster, da könnt ihr nicht mehr fort.«
    Â»Das Gästebett ist frisch bezogen«, bemerkte Anna mit einem
einladenden Lächeln. Paul schaute uns ebenfalls bittend an. Da konnten wir
nicht Nein sagen.
    Abends, nach einigen Gläsern Cuba Libre, erzählten Rolf und Anna,
wie ihr Leben aussah, wie sie Strom durch Solarzellen erhielten, durch ihre
Hühner Fleisch und Eier hätten, wie sie in einem Teich Fische züchten würden.
Eigentlich lebten sie ähnlich autark wie wir – nur mit festem Boden unter den
Füßen.
    Â»Aber braucht ihr nicht Geld für Kleidung, Arztrechnungen oder fürs
Haus?« Stefan und ich fragten unisono.
    Â»Einmal in der Woche fahre ich nach Fronteras«, sagte Rolf. »Dort
repariere ich auf Segelschiffen Kühlsysteme oder installiere neue. Das reicht,
um die notwendigen Ausgaben zu finanzieren und hin und wieder nach Deutschland
zu den Großeltern zu fliegen.« Wir hatten schon gehört, dass am Río Dulce ein
Deutscher leben würde, der sich mit Kühlsystemen auskennen sollte. Sein Ruf war
ihm vorausgeeilt.
    Â»Uns nimmt er immer mit«, fügte Anna hinzu, »denn Rolf passt gleichzeitig
auf den Katamaran eines Freundes auf. Dort können wir dann auch wohnen. Abends
essen wir in der

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