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Blauwasserleben

Blauwasserleben

Titel: Blauwasserleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Dorsch
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Casa Perico und treffen anderen Stammtischdeutsche – unser
Highlight der Woche.« Sie lachte.
    Â»Und was ist, wenn die Kinder zur Schule müssen?«, fragte ich.
    Der Plan war, so erfuhren wir, noch ein paar Jahre auf der Farm zu
wohnen, bis Paul und Flora im schulpflichtigen Alter seien. Dann würde man
sehen müssen … Noch stehe nichts fest.
    Bevor wir uns für die Nacht verabschiedeten, fragte Anna: »Wollt ihr
morgen reiten? Wir haben zwei Pferde, die würden wir euch gern für einen
Ausritt überlassen. Wenn man ewig auf dem Wasser ist, könnte das doch eine
attraktive Abwechslung sein.«
    Reiten? Des Öfteren hatten wir auf unseren Urlaubsreisen auf Pferden
gesessen, aber immer war ein Guide dabei gewesen. Rolf schien unsere Gedanken
erraten zu haben, denn er sagte: »Die schmeißen euch nicht ab – ihr müsst ihnen
nur die Führung überlassen.«
    Â»Okay«, sagte Stefan. »Wir probieren es aus.«
    Rolf hatte bereits die Pferde gesattelt, als wir am nächsten Morgen
nach dem Frühstück nach draußen traten. Zusammen mit den Kindern rannten wir
den Hügel hinunter zu der Stelle, wo die Pferde standen. Wir saßen auf, Rolf
gab uns noch ein paar Tipps, und nach einem Klaps ging es los. Wir galoppierten
über Wiesen, Flächen voller Farn, keine Menschenseele weit und breit. Aber ganz
wohl fühlten wir uns nicht, da wir das Gelände nicht kannten, und schon bald
kehrten wir um.
    Als wir zurück zur Baju wollten, fragte
Rolf: »Könnt ihr euch nicht vorstellen, auf dem Nebenhügel zu leben?« Es war
deutlich zu spüren, dass die Familie es gut gefunden hätte, wenn wir länger
geblieben wären.
    Stefan winkte ab. »Unsere Welt ist eine andere, wir hoffen, ihr
versteht das …«
    Ja, er verstand. Fröhlich winkten sie uns nach, als wir Baby Baju ins Wasser ließen und die Paddel in die Hand
nahmen.

    Langsam neigte sich die Hurrikansaison dem Ende zu. Und
passend dazu waren unsere neuen Segel fertig. Während der Wochen auf Kuba war
die Genua gerissen, und wir hatten sie dort nur notdürftig reparieren können.
Von anderen Seglern hatten wir erfahren, dass am Río Dulce ein Italiener wohne,
Carlo, der Segel anfertigen würde. Jedes Jahr würde er in der Hurrikanzeit nach
Guatemala fliegen, um seine Dienste anzubieten.
    Â»Er ist wirklich sehr gut«, hatte man uns versichert.
    Nach einigem Herumfragen hatten wir Carlo ausfindig gemacht, ihm
unsere Wünsche geschildert und einen Termin mit ihm verabredet. Als er zu uns
aufs Boot kam, nahm er die Maße mit einem speziellen Meterband, erstaunlich
schnell war er damit fertig. Wir selbst hatten vorher alles exakt berechnet,
aber von unseren Zahlen wollte er nichts wissen. Den Zettel, auf dem wir alles
notiert hatten, würdigte er keines Blickes. Stattdessen riet er uns, noch ein
kleineres Vorsegel nähen zu lassen, um es bei starkem Wind zu nutzen. Das Segel
würde dann besser stehen und der Katamaran insgesamt besser performen. Am Ende
bestellten wir bei Carlo also nicht nur ein neues Segel, sondern zwei.
    Zum Schluss sagte er: »In einem Monat ist alles fertig, dann bringe
ich euch die Sachen vorbei.«
    Sprachlos schauten Stefan und ich uns an. Beide dachten wir
dasselbe: Das ist doch jetzt alles sehr schnell gegangen. Können wir diesem
Mann überhaupt vertrauen? Immerhin hatte er von uns einen Auftrag erhalten, der
ihm rund 3500 Euro einbrachte. Passten die Segel nicht richtig, konnte man
alles in die Tonne schmeißen.
    Carlo, dem unsere Unsicherheit nicht entgangen war, sagte: »Bezahlt
wird, nachdem ihr die Segel erhalten habt.«
    Bevor Carlo zum Ausmessen auftauchte, waren wir damit beschäftigt
gewesen, einen Spinnaker, den wir unterwegs geschenkt bekommen hatten, zu
nähen. Stefan hatte die verrückte Idee, wir könnten dies allein
bewerkstelligen. Allerdings mussten wir zugeben: Wir waren mit unserem Tun
völlig überfordert. Entscheidend beim Spinnaker war die perfekte Form – und das
genau war unser Problem. Wir bekamen sie nicht hin.
    Carlo sah den ausgebreiteten, zerrissenen Spinnaker auf dem
Holzboden der Marina liegen. Er hatte die Situation sofort erfasst und meinte,
nachdem unser Geschäft mit den beiden neuen Segeln per Handschlag getätigt war:
»Kommt doch bei mir vorbei, dann können wir ihn zusammen nähen. So wird es eine
Ewigkeit dauern.«
    Ohne groß darüber

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